Erfinder Peter Madsen und die schwedische Journalistin Kim Wall auf der Brücke des Todes-U-BootsFoto: Privat
Kopenhagen (Dänemark) - Journalistin Kim Wall (30) starb an Bord des U-Bootes von Erfinder Peter Madsen (47). Jetzt steht der Kapitän vor Gericht - die Anklage: Er soll die Reporterin gefoltert, sexuell missbraucht und getötet haben. Bislang bestreitet er die Tat.
Laut seiner Anwältin plädiere er in allen ihm vorgeworfenen Taten auf unschuldig. Zum Prozessauftakt am Donnerstag gab Madsen lediglich zu, die Leiche der jungen Frau zerteilt und über Bord geworfen zu haben.
U-Boot-Kapitän Madsen erschien im schwarzen T-Shirt, blauen Jeans und Brille vor Gericht. Laut Prozessbeobachtern wirkte er still und abwesend. Foto-, Video- und Tonaufnahmen im Gerichtssaal wurden im Vorfeld verboten. Die letzte SMS, bevor Kim Wall starb Staatsanwalt Jakob Buch-Jepsen (41) verlas vor Gericht die letzte SMS, die Kim Wall an ihren Freund geschrieben hatte. Der Text: „Ich lebe übrigens noch. Aber jetzt tauchen wir ab. Ich liebe dich. Er hat Kaffee und Kekse mitgebracht."Staatsanwalt Jakob Buch-Jepsen spricht vor Prozessbeginn mit Reportern - 95 Journalisten aus zwölf Ländern sind akkreditiertFoto: Mads Claus Rasmussen/EPA-EFE/REX/Shutterstock
Kim Wall und ihr Lebenspartner feierten an jenem Abend ihre Abschiedsparty, die beiden wollten nach Peking umziehen. Doch die Journalistin verließ die Feier wegen der U-Boot-Fahrt. Die SMS wurde um 20.15 Uhr gesendet.Kurze Zeit später sei ihr Telefon noch einmal kurz ins Internet gegangen. Das sei das letzte Lebenszeichen der 30-Jährigen gewesen.
Kim Wall († 30)Foto: Facebook/Niels Christian Konrad
Staatsanwalt Buch-Jepsen erklärte zum Prozessauftakt außerdem, dass einige sehr grausame Fotos und Videos als Beweismaterial vorgelegt würden - aber nur das Gericht und der Gerichtsmediziner würden dieses Material zu Gesicht bekommen.
Die Aufzählung der zahlreichen Verletzungen an Walls Körper schockierte die Anwesenden vor Gericht: So wurden elf Stichwunden am Kopf der Journalistin festgestellt, zudem blaue Flecken, die darauf schließen ließen, dass der Kopf festgehalten oder -gebunden war. Auch im Unterleib wies der Leichnam Verletzungen auf.
► Der Fall, der die Welt in Atem hielt: Die schwedische Journalistin Kim Wall hatte den Dänen Peter Madsen am 10. August vergangenen Jahres für eine Recherche auf das U-Boot begleitet. Zusammen waren sie auf Tauchfahrt gegangen. Am nächsten Morgen sank das U-Boot, Madsen wurde aus dem Wasser gezogen - doch Wall blieb verschwunden. An Madsens Nase wurden seinerzeit Blutspuren von Kim Wall entdeckt.
Peter Madsen im Bauch der NautilusFoto: picture alliance / Scanpix Denma
Die Leiche der Journalistin fand man noch Wochen später in Einzelteilen im Meer: erst Kopf und Torso, dann Beine, schließlich den zweiten Arm. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Madsen einen Mord an Bord des U-Bootes plante.Er habe eine Säge, Messer und spitze Schraubenzieher mitgenommen. Dann habe er die junge Frau mit Spanngurten gefesselt, gefoltert, immer wieder auf sie eingestochen. Während des ersten Prozesstages kamen immer weitere Details des schrecklichen Verbrechens an die Öffentlichkeit: Auf Madsens Festplatte waren laut Staatsanwaltschaft Filme und Suchverläufe zu den Themen Folter, Stechen, Köpfen - auch der Film einer sterbenden Frau.
Madsen behauptet nach wie vor, der Tod der Journalistin sei ein Unfall gewesen. Zum Ablauf präsentierte er der Polizei verschiedene Versionen: Die junge Frau habe einen schweren Lukendeckel auf den Kopf bekommen, sagte er zunächst. Dann behauptete er, sie sei im Inneren des Bootes erstickt.
Der Prozess soll bis zum 25. April dauern. Mehr als 30 Zeugen sollen gehört werden. Madsen drohen lebenslange Haft oder Sicherungsverwahrung. Ein Motiv ist unklar.PS: Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan von BILD.de-News!