6 Abos und 4 Abonnenten
Artikel

Zweiter Weltkrieg | Was war das mysteriöse „Philadelphia-Experiment"?

Washington (USA) - Auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkrieges, im Oktober 1943, passierte etwas Seltsames: Der US-Navy-Geleitzerstörer „USS Eldridge" soll einfach so verschwunden und dann hunderte Kilometer entfernt gesehen worden sein. Das Ereignis beschäftigt Ufologen und Wissenschaftler bis heute.

Rückblick: Carlos Allende hatte, so das „ Rocky Mountain Online Archive ", ein Jahr bei der Navy als Matrose gedient, hatte aber nun unter dem amerikanisch klingenden Namen Carl Allen auf dem Handelsschiff „SS Andrew Furuseth" angeheuert. Das Schiff sollte nach Nordafrika und aus Sicherheitsgründen von einem Schiffskonvoi begleitet werden. Der Konvoi hatte den Namen „GUS-22". Ein Schiffskonvoi bestand damals aus schnellen Zerstörern, die das Frachtschiff im Notfall schützen sollten.

Eines dieser Schiffe war der Geleitzerstörer „USS Eldridge". Während die Schiffe noch im Hafen von Philadelphia (USA) und teilweise sogar noch in der Werft lagen, beobachtete Allen, wie die „USS Eldridge" plötzlich grün aufleuchtete - und dann vor seinen Augen angeblich verschwand!

Nur noch der Kielabdruck des Schiffes sei im Wasser für eine viertel Stunde sichtbar gewesen. Zeugen berichteten später, das Schiff kurz im 445 Kilometer entfernten Norfolk gesehen zu haben. Aber dann kehrte die „USS Eldridge" genauso plötzlich nach Philadelphia zurück, wie sie verschwunden war.

Einige Männer sollen in ihrer Verzweiflung ins Meer gestürzt sein, andere verschmolzen nach der Rückkehr in Philadelphia mit Schiffsteilen und schrien vor Schmerzen. Angeblich sollen nur 21 von 181 Besatzungsmitgliedern überlebt haben. Die Überlebenden seien - so hieß es später - mit der Zeit wahnsinnig geworden. Waren Aliens im Spiel?

Nachdem die „USS Eldridge" 1943 laut Carl Allen angeblich per Magnetfeld erst verschwunden und dann in Philadelphia erneut aufgetaucht war, schwieg Allen lange. Warum er seine Beobachtungen anfangs für sich behielt, wurde nie geklärt.

Allen wusste allerdings nachweislich mehr, als viele andere Matrosen! Er hatte in seiner Zeit bei der Navy davon gehört, dass die USA tatsächlich mit Magnetfeldern experimentierte. Man wollte sie als Schutz gegen deutsche Torpedos einrichten. Die Testreihe lief unter dem Begriff „Project Rainbow" (Projekt Regenbogen). Damals sprach man außerdem ernsthaft davon, dass man die Magnetfelder vielleicht so stark ausbauen könnte, um Dinge „verschwinden" zu lassen.

Öffentlich wurde nie erklärt, warum Allen als einfacher Matrose so viele Geheimnisse kannte.

Bekannt wurde der mysteriöse Vorfall von Philadelphia schließlich, als der Astrophysiker und Ufologe Morris K. Jessup das Buch „The Case for the UFOs" veröffentlichte. Er war fest davon überzeugt, dass Außerirdische auf der Erde sind und bereits Einfluss nehmen. In seinem neuesten Buch bezog er sich 1955 auf eine Untersuchung zur „Einheitliche Feldtheorie" von Albert Einstein.

Laut Astrophysiker Morris K. Jessup sollen sich Außerirdische auf der Erde eingemischt habenFoto: fergregory - Fotolia

Physiker beschäftigten sich bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts mit der „einheitlichen Feldtheorie", mit der man alle Kraftfelder des Universums mit einer Formel zusammenfassen kann. Einstein hatte versucht, von seiner Relativitätstheorie auf die Feldtheorie zu schließen. Allerdings gelang ihm das nie.

Als nun 1955 Jessup in seinem Buch zu diesen Arbeiten Stellung nahm, reagierte Allen und schrieb an ihn einen aufgeregten Brief: „Ihre Theorien sind Realität. Überprüfen Sie die Philadelphia-Papiere (Anmerkung: Teil des Rainbow-Projekts). Obere Hälfte des Blattes und die Rückseite der dritten Seite."

Jessup war neugierig, antwortete und bekam erneut Briefe von Carl Allen: Es waren lange und wirre Schreiben. Zusammengefasst entstand das Bild, dass die Navy mithilfe von Einstein das Schiff mit Magnetfeldern entmaterialisierte - und wo anders auftauchen ließ.

Aliens hätten Einstein geholfen, die schwierige „einheitliche Feldtheorie" fertig zu entwickeln.

Angeblich sollen Außerirdische Einstein beeinflusst habenFoto: dpa

Leider sei das ganze Experiment jedoch gründlich schiefgegangen. Viele der Männer an Bord der „USS Eldridge" hätte sich nach der Rematerialisierung mit Teilen des Schiffs verschmolzen und hätten deshalb fürchterlich gelitten.

Untersuchungsausschuss ohne Ergebnis Interessant wurde es, als Beamte des „Office of Naval Resaerch" (ONR), einer Forschungsabteilung der Navy, bei Jessup auftauchten. Das Büro hatte eine Kopie des Buchs mit vielen handschriftlichen Anmerkungen erhalten. Jessup erkannte sofort, dass die Handschrift von seinem „Brieffreund" Allen stammte. Die Wissenschaftler von ONR nahmen die Anmerkungen, die Allen in das Buch gemacht hatte, so ernst, dass eine Untersuchungsgruppe gegründet wurde.

Selbst Wernher von Braun saß in dieser Gruppe.

Wernher von Braun hört im November 1963 dem US-Präsidenten John F. Kennedy zuFoto: AP

Eine Reihe von Wissenschaftlern nahm anschließend jede der einzelnen Behauptungen unter die Lupe. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist bis heute nicht bekannt. Offene Fragen bleiben

Obwohl Allen später einen Teil seiner Aussagen zurückzog und das Philadelphia-Experiment heute im Allgemeinen als „Legende" bezeichnet wird, gibt es doch einige offene Fragen:

► Albert Einstein traf sich, so die Seite „DE 173", 1943 wirklich mit der Navy. Was besprach er damals mit den Offizieren, welche Geheimnisse wurden ausgetauscht?

► Was passierte mit der Versuchsreihe „Project Rainbow? Gab es solche Experimente auf der USS Eldridge, und wenn Ja, wann und wo?

► Warum ist man nie die Mannschaftslisten durchgegangen und hat überprüft, wer was über den Oktober 1943 zu berichten hat und wer noch lebt. Schließlich sollen ja zahlreiche Männer gestorben sein.

Einige Zeugenaussagen wurden jedoch später bekannt.

Victor Silverman war 1943 Matrose auf dem Schiff. Er berichtete später zwei Autoren, die über das Philadelphia-Experiment schrieben, folgendes: „Es herrschte dichter Nebel und ich sah Formen. Der Nebel war grün und verschwand plötzlich durch einen Blitz. Plötzlich war ich in Norfolk. Ich erkannte den Hafen sofort, weil ich früher schon dort gewesen war. Und dann war ich in Philadelphia im Hafen der Navy."

Alfred Bielek war Mechaniker an Bord des Schiffs. Er berichtete: „Ich sollte einen Schalter betätigen. 70 Sekunden war alles in Ordnung. Dann kam ein Blitz." Auch fünf britische Seefahrer, die am Kai auf ihr Schiff gewartet hatten, sollen rein zufällig ebenfalls teleportiert worden sein. Sie waren der ISS Eldridge zu nahegekommen.

Der Astrophysiker, Ufologe und Buchautor Jessup hat dem Augenzeugen Allen geglaubt. Er arbeitete eng mit der ONR und der Navy zusammen und wollte das Rätsel lösen. Er war aber auch davon überzeugt, dass die Regierung ihre Kenntnisse über Außerirdische geheim hält.

Schließlich passierte merkwürdiges. 1958, nur drei Jahre nach Beginn seines Briefwechsels mit Allen, hatte er einen schweren Autounfall, von dem er sich körperlich nicht mehr erholte. Am 19. April 1959 rief er seinen Arzt an und machte für den nächsten Tag einen Termin aus.

Gleichzeitig sagte er: „Ich habe inzwischen bahnbrechende Erkenntnisse über das Philadelphia-Experiment."

Am nächsten Tag fand man ihn tot in seinem Auto. Er war an den Abgasen erstickt, der Tod wurde als Selbstmord eingestuft. Sollte er sich wirklich - gerade jetzt, als er bahnbrechende Erkenntnisse hatte - selbst töten?

Auf der Web-Seite „Cassiopaea" wurden Teile des Polizeiprotokolls veröffentlicht, das nach dem Selbstmord erstellt wurde. Hier schrieb Officer Obenchain: „Der Job zu war zu professionell ... Die meisten Selbstmörder verwenden einen Gartenschlauch, um die Abgase ins Auto zu leiten. Der Schlauch war in diesem Fall viel dicker und war am Fenster verdrahtet. Und das soll jemand am helllichten Tag, direkt neben einer stark befahrenen Straße, installiert haben? Die Lappen, mit denen die Fenster abgedichtet waren, waren nass, aber es gab nirgendwo einen Wasserbehälter und das nächste Wasser ist 200 Meter entfernt."

Trotzdem wurde keine Autopsie durchgeführt! Jassups Tod gilt - laut „ Unexplained Stuff " - deshalb als ein wichtiges Puzzleteil im Mysterium um das Philadelphia-Puzzle.

Weitere Rätsel Dr. Franklin Reno - der angebliche Leiter des Experiments - konnte nie gefunden werden. Es ist nicht geklärt, ob es ihn überhaupt gab. Carl Allen alias Carlos Allende starb 1994 in Colorado (USA). 1986 hatte er einer Lokalzeitung ein letztes Interview gegeben und gesagt: „Es gibt Dinge über das Philadelphia-Experiment, die ich nie sagen werde und mit ins Grab nehme. Die Regierung schützt mich sehr gut."

Mehrere Historiker, Autoren und Wissenschaftler haben sich mit Carl Allens Aussagen eingehend beschäftigt. Alle sind sich in einem Punkt einig: Er hat etwas gesehen, und er hat etwas gewusst.

Die Frage ist nur: Was war es?

Und die „USS Eldridge"? Das Schiff, um das sich so viele Geheimnisse ranken? Es wurde 1951 an Griechenland verkauft. Dort tat es bis 1992 seinen Dienst.

Anschließend wurde es verschrottet.

Allerdings sollen sich die Griechen beschwert haben. Das Schiff soll um einiges weniger gewogen haben, als die Navy angegeben hatte.

Zum Original