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Das Fenster zum Kinderzimmer für hot_features und daddys_girlz

Offiziell darf man musical.ly erst ab 13 nutzen – doch es gibt auch jüngere Mitglieder. © Kai Peters/​plainpicture

Kleine Mädchen tanzen in Unterwäsche, Teenager im Bikini – angefeuert werden sie teilweise von Erwachsenen. Denn die Playback-App musical.ly lockt auch Pädophile an.


Die App geht auf und sofort beginnt der Rausch. Ein geschminktes Mädchen verzieht zu einem Liebeslied dramatisch das Gesicht. Wisch. Eine zierliche Gestalt im Kapuzenpulli tanzt per Splitscreen synchron mit einem grünen Männchen. Wisch. Die 15-jährigen musical.ly-Stars Lisa und Lena formen die Finger zu Monsterkrallen, dazu läuft The Monster von Eminem und Rihanna. Wisch.

Musical.ly hat ein hohes Tempo: Jedes Musikvideo dauert nur 15 Sekunden. Die Playback-App ist ein Fenster zu fremden Wohnungen, Waschküchen und Garagen. Überall, wo sie Platz finden und ungestört sind, singen, spielen und tanzen Nutzerinnen und Nutzer zu ihren Lieblingssongs. In den kurzen Videos geht es weniger um Perfektion als um Spontaneität und Originalität. Die fertigen Clips laden die Muser, wie die Nutzer genannt werden, in ihrem Profil hoch, wo andere sie sich ansehen und mit Herzen markieren können.

Diejenigen, die auf der Plattform Videos von sich hochladen und Herzen an andere verteilen, sind sehr jung. Am beliebtesten ist die App unter Teenagern. Sie haben die süddeutschen Zwillinge Lisa und Lena im Jahr 2016 berühmt gemacht, indem sie millionenfach das Profil der Gleichaltrigen aufriefen und auf "Folgen" tippten. Musical.ly ist ansteckend: Nicht wenige wünschen sich einen ähnlichen Erfolg, wie ihn die Zwillinge haben. (...)

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