Vom medial begleiteten Osterweg bis zum Gottesdienst to go - Pastoren bieten viele Initiativen für die durch die Coronakrise geprägten Feiertage an.
südtondern | Die Ostertage sind die wichtigsten Feiertage im Kirchenjahr. Gottesdienst, Kirchenbesuche und Gemeinschaft gehören an sich unverzichtbar dazu. 2020 wird alles anders: Kontakt- und Versammlungsverbote bestimmten durch die Corona-Krise unseren Alltag. Um den Gläubigen trotz allem eine kirchliche Begleitung durch die Ostertage zu bieten, haben sich die Gemeinden viele Projekte überlegt. „Ich bin erstaunt, wie viel in kürzester Zeit auf die Beine gestellt wurde. Alle machen ihre Arbeit sehr gut und nutzen die Wege der schnellen Kommunikation“, lobte auch Inke Raabe, die die Öffentlichkeitsarbeit des Kirchenkreises Nordfriesland leitet. Man habe viele kreative und individuelle Lösungen gefunden, um trotz der geltenden Vorschriften das Osterfest kirchlich zelebrieren zu können.
Hans-Joachim Stuck ist Pastor der Kirchengemeinden Ladelund und Karlum und hat innerhalb kürzester Zeit einen komplett medial begleiteten Osterweg mit sieben Stationen konzipiert. „Der Osterweg kann vor Ort auf dem weitläufigen Kirchengelände oder auch medial über unsere Internetseite begangen werden“, erklärte er. Die einzelnen Stationen bestünden aus einem großen Holzkreuz mit Text- und Bildtafeln. Wer möchte, könne sich ergänzend dazu einen Podcast mit Lesung, Musik, Andacht und Gebet zu jeder Station anhören. All das sei auch von zu Hause aus möglich und man habe bei der Planung sehr darauf geachtet, dass keinerlei Menschaufläufe vor Ort entstehen könnten und alle Auflagen eingehalten werden. So können die Stationen während der Ostertage zu jeder Zeit besucht werden und auch über das Wochenende hinaus, solle der Osterweg für Interessierte erhalten bleiben, sodass sich die Besucher auf den langen Zeitraum verteilen.
Die Idee für diese besondere Aktion ist dem Pastor schnell gekommen: „Wir befinden uns in einer schwierigen Situation, da das gemeinsame Begehen von Ostern und das Betreten der Kirchen nicht möglich ist. Ich habe überlegt, was wir stattdessen hier anbieten können, um auch das große Gelände zu nutzen und da ist mir der Osterweg als Spazierweg eingefallen.“
Die aufwendige Umsetzung hatte ihn und seine Helfer in den letzten Tagen viel Zeit gekostet und er habe unter Stress alles zusammengestellt. „Vieles mussten wir auf den letzten Drücker organisieren und vorbereiten, um das Projekt umzusetzen, aber am Ende bin ich sehr froh, dass die Menschen die Möglichkeit haben, durch die biblischen Geschichten zu wandern.“ Besonders dankbar sei er auch Christian Hoffmann für die fast schon meditative musikalische Begleitung. Der Kreiskantor hatte die Musik im Vorhinein auf einem Flügel eingespielt, sodass diese nun in den Podcasts wiedergegeben werden kann. In Kombination mit den Stationen auf dem Kirchengelände ist nun eine Osterbegehung der ganz besonderen Art entstanden. Die Kirchengemeinde Bargum hat sich gleich drei verschiedene Aktionen für die Osterzeit überlegt. „Die Telefongottesdienste sind an den vergangenen Sonntagen sehr gut angenommen worden, sodass wir diese über Ostern auf jeden Fall weiterführen“, erklärte Bargums Pastor Johannes Steffen. Außerdem wird die Kirche Bargum in einen interaktiven Gebetsraum mit Ampelsystem verwandelt. Besucher können sich verschiedene Stationen mit Texten, Gebeten und Bildern in der Kirche anschauen und eigene Gedanken hinzufügen. Die Kirche ist dafür jeden Tag von morgens um neun bis halb sechs abends geöffnet. Damit Menschenansammlungen vermieden werden, hat Steffen ein besonderes System entwickelt: „Um die Auflagen einzuhalten, haben wir uns eine Ampelmethode überlegt, sodass sich nie mehr als zwei Menschen in der Kirche aufhalten.“ Zettel mit grüner und roter Seite müssten vor dem Eintreten in die Kirche auf die rote und beim Hinausgehen wieder auf grüne Seite gedreht werden, sodass immer deutlich werde, ob man in die Kirche eintreten könne
oder warten müsse. Eine besondere Aktion wird der Bargumer Pastor zudem mit der Gemeinde Breklum und dessen Pastor Simon Frömming auf die Beine stellen. „Wir werden mit dem Auto verschiedene Routen abfahren und eine Osterbotschaft über Lautsprecher verkünden, die die Menschen aus ihren Fenstern oder Gärten anhören können“, so Steffen. Ein zweites Auto mit musikalischer Begleitung durch Posaunen sei ebenfalls eingeplant.
Auch die Risum-Lindholmer können sich über einfallsreiche Ostergottesdienste freuen. In der
Kirchengemeinde hatte man die letzten Tage damit verbracht, „Gottesdienste to go“ vorzubereiten. „Wir haben Tüten gepackt, mit denen der Gottesdienst inklusive Abendmahl auch Zuhause veranstaltet werden kann“, berichtete Risum-Lindholms Pastor Andreas Schulz-Schönfeld. Das Rote Kreuz verteile die Tüten bei Bedarf an den Haustüren und wer möchte, könne diese auch direkt im Kirchenbüro abholen. Außerdem werden Andachten per Livestream geteilt und am Ostersonntag lädt die Kirchengemeinde zum Osterspaziergang zu den Kirchen in Risum und Lindholm ein. „Die Menschen können Osterlichter in der Kirche entzünden und wir legen Predigten zum Mitnehmen aus“, so Schulz-Schönfeld weiter. Dabei werde man vor allem darauf achten, dass der Eintritt in die Kirche einzeln erfolge und Abstandsregelungen eingehalten werden. Auch Pakete für Bedürftige werden am Ostertag verteilt. In der Kirchengemeinde Niebüll-Deezbüll versucht Pastorin Sylvia Kilian-Heins auch ohne Ostergottesdienste die Nähe zu den Gemeindemitgliedern herzustellen. Sie wird die Schaukästen an den Kirchen mit neuen Bibeltexten bestücken und man beteilige sich an der Glockenordnung der Nordkirche. „Karfreitag wird um 15 Uhr das Sterbegeläut Jesu Christi ertönen, bevor die Glocken bis Sonntagmorgen ruhen, um dann die Auferstehung zu verkünden“, erklärte Kilian-Heins. Technische Ausweichmöglichkeiten für Gottesdienste seien nicht in der Planung, allerdings werde sie den Alten- und Pflegeheimen Andachten zum Verlesen senden.
In der katholischen Kirche in Niebüll wurden bereits in den vergangenen Wochen Gottesdienste per Videokonferenz gehalten und diese plane man, über Ostern verstärkt weiterzuführen. „Es hat die vergangenen Male wunderbar geklappt und wir hatten viele Teilnehmende und gute Resonanzen“, freute sich Pfarrsekretärin Antonia Uhlenbrock. Drei Sondergottesdienste werden über die Feiertage am Gründonnerstag um 18 Uhr, Karfreitag um 15 Uhr und Karsamstag um 20 Uhr live übertragen. Auch am ökumenischen Glockenläuten mit anschließendem Gebet am Ostersonntag um 12 Uhr beteiligt sich die Pfarrei St. Gertrud in Niebüll. Abseits davon stehe Pastor Dieter Lankes für seelsorgliche Gespräche zur Verfügung und sei außerdem jedem behilflich, der technische Unterstützung und Rat für die Teilnahme an den Livestreams der Gottesdienste teilzunehmen.
Auch viele andere Gemeinden haben sich kreative Wege überlegt, um in dieser besonderen Zeit über die Ostertage verbunden zu sein. Informationen zu allen Aktionen zur Osterzeit befinden sich auf den jeweiligen Homepages der Gemeinden oder werden über die Osterbriefe der Kirchen kommuniziert.