Horst Gottfried

Fachjournalist Foto & Imaging • Texte & Fotos, Hamburg

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Kaufberatung: High-End-Kompaktkameras • SPIEGEL ONLINE

Foto: Panasonic

Vor Weihnachten hat der Fotohandel traditionell Hochsaison. Besonders groß ist die Nachfrage nach Kompaktkameras. Aufgrund der harten Konkurrenz durch immer bessere Kameras in Smartphones werden die einfachen und deshalb günstigen Modelle immer mehr zum Nischenthema. Der Trend geht klar hin zu immer höherwertigeren Kompaktmodellen.
Die aktuelle Generation der High-End-Kompaktkameras beweist, dass auch die kleinen Kameras große Fotos machen können. Intelligente Automatiken garantieren hohe Treffsicherheit, manuelle Einstellmöglichkeiten geben individuellen Spielraum bei der Bildgestaltung. Größere Sensoren als bislang üblich bringen mehr Bildqualität, lichtstarke Objektive erweitern die Einsatzmöglichkeiten. Kameras mit W-Lan-Funktion machen Smartphones und Tablet-PC sogar zu ihren Helfern. Mit der richtigen App können sie der Kamera als zusätzlicher Monitor und Fernbedienung dienen.
Einige besonders Empfehlenswerte aus der Kategorie der Kompaktkameras haben wir im Folgenden zusammengestellt. Unsere Auswahl zeigt nicht nur Stärken und Schwächen der verschiedenen Modelle, sondern auch die enorme Preisspanne dieser Geräte.

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Darauf müssen Sie beim Kamera-Kauf achten

Pixelzahl und Sensorgröße

Achten Sie vor allem bei Kompaktkameras auf die Sensorgröße. Sie steht oft nur im Kleingedruckten, ist aber genauso wichtig wie Megapixelzahl. Zwölf Megapixel auf einem 1/1,7-Zoll-Sensor (rund 9,5 Millimeter Diagonale) können ein besseres Bild liefern als 16 Megapixel auf einem kleinen 1/2,3-Zoll-Sensor (rund 7,7 Millimeter Diagonale). Je größer das einzelne Pixel ist, desto besser ist die Bildqualität. Einige SLR- und Systemkameras sowie einige teurere Kompakt-Modelle haben noch größere Sensoren. Bei sogenannten Four-Thirds-Kameras etwa beträgt die Sensordiagonale 22 Millimeter, bei APS-C-Kameras 28 Millimeter. Beim Kleinbild-Format sind es 43 Millimeter.

Objektivbrennweite und Lichtstärke

Lassen Sie sich bei Kompaktkameras nicht von superlangen Tele-Brennweiten blenden. Mit zunehmender Tele-Brennweite verringern sich Lichtstärke und Qualität. Trotz Bildstabilisierung drohen verwackelte Bilder. Größere Weitwinkel (zum Beispiel 24 statt 28 Millimeter) und eine höhere Lichtstärke (Werte wie f/2,8, f/2,0 oder f/1,8) bringen in der Praxis mehr als superlange Teleobjektive. Mit Spiegelreflex- und Systemkameras sind Sie freier in der Objektivauswahl und können sie bei Bedarf später ausbauen.

Achten Sie auf die Auflösung bzw. auf die Schärfe des Bildes. Ein Blick auf den Monitor sagt mehr als die reine Pixelzahl, bei der Hersteller gern tricksen. Sie geben manchmal die Gesamtzahl aller roten, grünen und blauen Pixel an. Die effektive Auflösung beträgt dann aber nur ein Drittel, da für einen farbigen Bildpunkt drei Pixel in drei Grundfarben zusammengefasst werden. Aus 2,36 Millionen Pixeln werden so effektiv 786.666 Bildpunkte. Praktisch ist ein klappbarer Monitor, der Aufnahmen aus verschiedenen Betrachtungswinkeln ermöglicht. Ein elektronischer Sucher hilft bei hellem Sonnenlicht, weil dann das Monitorbild schlecht zu erkennen ist.

Geschwindigkeit und Empfindlichkeit

Wichtig ist eine kurze Einschaltzeit und ein schneller Autofokus. Hohe ISO-Werte (Indikator der Lichtempfindlichkeit) sollte man vor allem bei den Kompakten nicht überbewerten. Sie eignen sich wegen schlechterer Bildqualität meist nicht für normale Fotos, sondern nur als Reserve etwa für Dokumentationszwecke.

Das ist Geschmacksache. Man sollte aber immer daran denken: Was nützt die dickste Profi-Kamera, wenn sie zu Hause liegen bleibt, weil sie unterwegs zu groß und zu schwer ist?

Das Angebot an nützlichen Funktionen und Helferlein ist groß: Ein Bildstabilisator, eine einfache Bedienbarkeit und übersichtliche Menüs sind wichtig. Eine elektronische Wasserwaage, eine Videofunktion und ein Blitz sind praktisch. Digital-Effekte, W-Lan, NFC und GPS sind schön zu haben, machen aber keine besseren Bilder.



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