Horst Gottfried

Fachjournalist Foto & Imaging • Texte & Fotos, Hamburg

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Test: Pentax 645Z

Foto: Horst Gottfried

Ein 50-Megapixel-Mittelformatsensor in einem Gehäuse zum Preis von 8.000 Euro - das klingt teuer, ist aber günstig, denn die Konkurrenz von Hasselblad kostet rund das Dreifache. Wir prüfen im Test, was die Pentax 645Z leistet.

Ein 33 x 44 mm großer CMOS-Sensor mit 51,4 Megapixeln ohne Tiefpassfilter - dem Vernehmen nach wie bei Hasselblad und PhaseOne von Sony - in einem wetterfesten Gehäuse zum Preis 8.000 Euro. Mit diesen Eckdaten der neuen Pentax 645Z formuliert Pentax eine Kampfansage nicht nur an die Mittelformat-Konkurrenz, sondern auch die Top-Klasse der Vollformat- KB-SLRs.

Komplett mit dem ebenfalls wetterfesten Standardobjektiv 2,8/55 mm AL (IF) SDM AW kostet dieser Einstieg in die digitale Mittelformat- Fotografie „nur" 9000 Euro. Vorhandene Pentax-645-Objektive können weiter verwendet werden. Auch ansonsten gibt sich Pentax beim kaum geänderten Kameragehäuse äußerlich konservativ. Doch das täuscht. In Inneren verbergen sich zahlreiche Detailverbesserungen, alle durch 76 Dichtungen gegen Staub und Wasser geschützt.

Funktionen und Bedienung

Sensorgröße und Spiegelreflextechnik fordern ihren Tribut in Form der Größe von 1 56 x 117 x 123 mm und 1550 g Gewicht für das Gehäuse aus Magnesiumlegierung. Das ausgewogen in der Hand liegende Gehäuse lässt sich dank des integrierten, gummierten Griffs komfortabel mit rechts halten und mit der linken Hand von unten unterstützend führen.

Die zahlreichen Bedienelemente liegen oben oder hinten am Gehäuse. Besonders gefallen die vier großen Tasten links oben vorne für die RAW-Aktivierung, automatische Belichtungsreihen, AF-Funktionswahl und Speicher. Die neue Full-HD-Video-Funktion 1920 x 1080/60i wird mit einem eigenen Drehschalter aktiviert.

Das Belichtungswahlrad oben links bietet neu drei benutzerdefinierbare Funktionsspeicherplätze. Neben Programmautomatik mit Shift, Blenden- und Zeitautomatik sowie manueller Zeit/Blende-Vorwahl sind das ISO-Vorwahloptionen „Sv" und „TAv". Die Bedientasten hinten rechts erinnern mit ihrer gedrängten Anordnung an kleinere SLRs.

Die Einstellung der gerade aktiven Funktionen erfolgt über die griffigen Rändelräder für rechten Daumen und Zeigefinger. Das Tastengedränge rechts neben dem LC-Monitor ist nicht nur der neu hinzugekommenen Live-View-Taste, sondern auch dem größeren Monitor selbst geschuldet.

Sucher, Monitor & Anzeigen

Durch seine jetzt 3,2 Zoll große Diagonale wurden die bei der 645D noch am unteren und rechten Rand angeordneten Tasten in das Feld rechts vom Monitor verdrängt. Dank einer auf 345 666 RGB-Pixel erhöhten Auflösung bleibt das Bild unverändert scharf. Durch die neue Neigemöglichkeit um +90°/-45° nach oben oder unten ist die Bildkontrolle deutlich komfortabler geworden, speziell beim Filmen.

Der Blick durch den Spiegelreflex-Sucher mit 98 Prozent Bildfeld ist dank einer Suchervergrößerung von 0,68x effektiv auch mit Brille entspannt möglich. Die Anzeigen im SLR-Sucher sind auf das Wesentliche plus die horizontale Wasserwaage unter dem Bild beschränkt. Umfassende Anzeigen erscheinen auf dem großen LC-Display rechts oben und bei SLR-Suchernutzung noch mal grafisch auf dem LC-Monitor. Schaltet man auf Live-View-Betrieb um, verschwindet die Monitorgrafik.

Angesichts der Funktionsvielfalt kann das Zappen durch die Menüs langwierig werden. Immerhin sind unter fünf Reitern insgesamt über 80 Menüpunkte mit weiteren Unterpunkten aufrufbar. Da ist das Quickmenü mit 15 einstellbaren Funktionen im Schnellzugriff praktisch. Drei bevorzugte Konfigurationen für unterschiedliche Motive oder Nutzer können für den schnellen Aufruf per Belichtungswahlrad gespeichert werden.

Sonderausstattung

Zu den Sonderfunktionen der 645Z gehören nicht nur einfache Intervallaufnahmen von 2 bis 2000 Bildern im Zeitraum von maximal 24 Stunden, sondern auch die Möglichkeit, diese kombiniert in einem einzigen Bild festzuhalten, etwa die Pfade von Sternen und Mond.

Bei der Intervallvideoaufzeichnung werden die Einzelbilder als Videodatei gespeichert. Zur reichhaltigen Ausstattung gehören USB-3.0-Schnittstelle, HDMI Monitorausgang sowie die Möglichkeiten, die Kamera mit spezieller FluCard (16 GB, 100 Euro) vom Computer ohne weitere Software aus der Ferne zu bedienen und Bilder zu übertragen. Auch Eye-Fi-Karten können verwendet werden. Mit dem optionalen Modul O-GPS1 für den Blitzschuh werden auch geographische Breite, Länge, Höhe und Richtung sowie die Weltzeit (UTC) in der Bilddatei verzeichnet.

Autofokus & Serien

Das Safox-11-Autofokusmodul nutzt im SLR-Modus mit Phasendetektion jetzt 27 Sensoren, davon 25 Kreuzsensoren. Im Live-View- und Videomodus arbeitet die 645Z mit Sensor-Kontrasterkennung. Zwischen den AF-Funktionen Auto-Mehrfeld (27 oder 9 Felder), Spot- AF (Mitte oder selektiv) oder zusätzlich bei Live-View Gesichtserkennung und Schärfenachführung wird per Tastendruck und Rändelrad gewählt.

Die kontinuierliche Autofokussierung ist leider nicht bei der Videoaufnahme aktiviert. Stattdessen muss, falls nötig, durch ein erneutes Drücken der AF-Taste refokussiert werden. Die „Fokus-Peaking"- Funktion steht sowohl bei manueller wie automatischer Fokussierung zur Verfügung. Angesichts der geringen Schärfentiefe des großen Sensorformats ist in der Praxis eine sorgfältige Fokuskontrolle vor allem bei offener Blende 2,8 dringend zu empfehlen.

Das AF-System arbeitet jetzt ab -3EV; es fokussiert allerdings langsamer als erwartet. Mit dem 55-mm-Standard- Objektiv kommt die 645Z auf Zeiten von 0,88 s bei 300 Lux sowie 1,01 s bei 30 Lux. Im Live-View-Modus betragen die Werte 1,39 und 1,60 s. Immerhin ist die 645Z nach 1,2 s aufnahmebereit.

Der Bildprozessor Prime III und ein größerer Pufferspeicher erlauben jetzt schnellere Bildfolgen. Für Serienbildbelichtungen gibt Pentax 3 B/s (gegenüber 1 B/s bei der 645D) an. Gemessen haben wir 2,9 B/s bei JPEG und RAW. Maximal 10 RAW oder JPEG-Aufnahmen sind mit voller Auflösung möglich.

Belichtung & Bildqualität

Gegenüber der 645D wurde der Empfindlichkeitsbereich auf ISO 100 - 204 800 erweitert. Die Mehrfeldmessung für die Belichtung und der automatische Weißabgleich funktionieren zuverlässig. Für speziellere Fälle bietet die 645Z die üblichen Alternativen: mittenbetonte Integralund Spotmessung und beim Weißabgleich diverse feste Voreinstellungen, dazu drei vorwählbare Kelvinwerte sowie die Speichermöglichkeit für drei individuell abstimmbare Voreinstellungen.

Im Zweifelsfall praktisch ist der direkte Zugriff auf die variable Belichtungsreihenautomatik. Perfektionisten können die Programmautomatik für die MTF-Kurven des verwendeten Objektivs optimieren. Alternative Prioritäten sind kurze Zeiten und viel oder wenig Schärfentiefe. Bildstabilisierung gibt es bislang leider nur mit dem Macro 2,8/90 mm ED AW SR.

Der Verschluss arbeitet wie gehabt mit Zeiten von 1/4000 bis 30 s und einer kürzesten X-Synchronzeit von 1/125 s. Fotos werden als JPG und/oder RAW-Dateien gespeichert, auf Wunsch auch getrennt auf zwei SD-Speicherkarten. Bei der internen RAW-Entwicklung lassen sich Fotos auch im TIFF-Format speichern.

Pentax stimmt die 645Z, wenn man von dem etwas zu hohen Kontrast bei ISO 100 absieht, zurückhaltend ab, mit einer maximalen Auflösung von 2389 LP/Bildhöhe. Diese Auflösung hält die Pentax dann nahezu konstant bis ISO 800, um bis ISO 6400 sehr moderat auf 2034 LP/Bildhöhe abzufallen. Zugleich punktet sie mit einer sehr guten Feinzeichnung sowie Detailerhaltung bei äußerst geringem Rauschen.

Hier und nicht bei der Auflösung liegen die Vorteile der Pentax gegenüber einer hochauflösenden KB-Kamera wie der Nikon D810. Im direkten Vergleich hat die Pentax bei den niedrigen Empfindlichkeiten die Nase deutlich vorn. Bei hohen nähern sich die Leistungen einander an. Allerdings kostet die Pentax auch das 2,5-Fache. Je nach verwendetem Objektiv erlaubt die 645Z übrigens die spezifische Korrektur der jeweiligen Objektivfehler wie Verzeichnung, Vignettierung sowie von Farb- und Beugungsfehlern.

Fazit

Die Pentax 645Z verbindet den Mittelformat-Vorsprung bei der Bildqualität mit den Möglichkeiten und dem Komfort einer professionellen KB-SLR - Kauftipp Bildqualität. Die Fernbedienungsoptionen sind vor allem für die Studiofotografie hilfreich; dank Wetterfestigkeit sind auch Außeneinsätze bei widrigen Bedingungen möglich. Für beide Fälle bietet die 645Z zahlreiche individuelle Konfigurationsmöglichkeiten. Bleibt der langsame Autofokus als einziger relevanter Kritikpunkt.

Alle Daten und Testergebnisse zum Pentax 645Z
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