Jedes WG-Casting beginnt mit leeren Wahlversprechen. Die Suche nach einem neuen Zimmer ist Wahlkampf im Miniaturformat.
Neulich habe ich geträumt, dass Armin Laschet vor meiner Haustür steht. Ich verstand durch die Gegensprechanlage nicht, was er wollte, ließ ihn aber eintreten. „Servus, willkommen im Söder-Land", sagte ich im Hausflur meiner Schwabinger WG zu ihm. Er schwieg, lachte sein Laschet-Lachen. Diesmal passte es. Laschet fühlte sich wohl bei mir, zumindest wohler als im Konrad-Adenauer-Haus. Er fragte, ob er rauchen könne. Ich zeigte ihm unseren Balkon, der mit leerem Augustiner-Bräu gepflastert war. Aus Laschet wurde schnell Armin. Armin rauchte Zigarillos - aber nicht auf Lunge, wie er mehrfach beteuerte. Dann zog er ein.
Ein Albtraum, so absurd. Raucher haben bei WG-Castings keine Chance. Sie sind eine Kür in mehreren Etappen: Wahlkämpfe zwischen Pesto-Nudeln und Beerpong-Tisch, genauso phrasenhaft, inhaltsleer und offensiv. Ich würde jedem deutschen Spitzenpolitiker raten, erst bierverklebte WG-Küchen zu betreten und dann die Politikbühne. In beiden Fällen geht es darum, möglichst wenige Fehler zu machen (sorry, Armin). Um es kurz zu sagen: Es geht darum, eine menschgewordene IKEA-Tischplatte zu sein, so glatt geschmirgelt. Ich weiß, wovon ich rede. Als ich mich das erste Mal auf das Amt eines würdigen Mitbewohners bewarb, brachte ich meinen Opa mit. Mein Opa redete sich um Kopf und Kragen, lobte mich, dann das Linoleumparkett, anschließend wieder mich. So muss sich Laschet gefühlt haben als eine Unterstützergruppe krakeelte: „Armin Laschet wird Kanzler." Beim nächsten Mal (mein Opa blieb zu Hause) habe ich erzählt, dass ich eine Traktoren-Quartett-Sammlung pflege. Das war ehrlich, aber in den Augen meiner potentiellen Mitbewohner hatte ich gerade erzählt, dass ich gerne mit Leopard-2-Panzern auf Katzenbabys ziele.
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