Dr. Helga Wäß

Freie Journalistin, Kunst, Kultur Trends und mehr, München

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Artikel

Philosophie - Der Künstler Tommy Kent

Tommy Kent vor einem seiner Werke, Foto: Helga Waess

Der gebürtige Schwabinger Tommy Kent gehört zu jenen Münchner Künstlern, die vielleicht durch den Genius Loci ein wenig mehr Talente in die Wiege gelegt bekamen


Als Maler ist er sich stets der Vielfalt seiner künstlerischen Begabungen bewusst und so dient ihm seine internationale Gesangskarriere zur Finanzierung seines Traums, des Architekturstudiums. Als gefragter Architekt, für dessen hohe Befähigung seien zahlreichen Münchner Fassadenpreise und umfangreiche Projekte im In- und Ausland (Deutschland, Spanien, U.S.A) sprechen, hält er sich immer noch ein Türchen für eine weitere Leidenschaft frei: die Malerei. 


Nach dem erfolgreichen, mehrjährigen Studium der Malerei an der renommierten Kunstakademie von Los Angeles in den 70er Jahren, lässt diese Passion den Künstler Tommy Kent nicht mehr los. Seit den 90er Jahren reihen sich Ausstellungen im In- und Ausland aneinander und wer seinen Schaffensprozess verfolgt, weiß um die sich vollziehende stete Entwicklung in seinem Werk:

War es am Anfang die Begeisterung für Farben und Formen, doch findet er bald, von der Architektur kommend, zur Konstruktion und harmonischen Komposition. Die Musik während nächtlicher Malsitzungen immer noch im Gepäck.


Tommy Kent verfeinert immer wieder seine Techniken, plant, zeichnet, verwirft und experimentiert so lange mit Untergründen, Farben und Materialien bis er den angestrebten Ausdruck erzielt. Alles, was leicht, spontan und zufällig anmutet gründet jedoch auf Studien und theoretisch durchdachten Kompositionen. Die hohe Sensibilität, welche sicherlich durch die musische Schulung besonders ausgeprägt ist, die Perfektion des Ausdrucks, welche wir dem Architekten verdanken und die Eindringlichkeit und direkte Ansprache der Aussage machen jedes einzelne Gemälde zu einem Erlebnis. Der Künstler lässt den Betrachter teilhaben an seiner Gedankenwelt, die durch Feinfühligkeit und tiefes Reflektieren des Selbst und der Gesellschaft zu Bildwelten führt, die trotz aller Leichtigkeit in Motiv und Farbe eindringlich erkundet werden wollen.


Mittlerweile tritt der Maler in seine vierte Werkphase ein, die sich mit der Architektur der Natur und dem Menschen in ihr auseinandersetzt. Selbige verbindet er mit der eigenen Vorstellung vom Sein: gefühlte Naturereignisse und konstruierte Existenzen. Hierzu war ein fast schmerzhafter Erkenntnisprozess von äußerster Wichtigkeit: der Rückzug aus dem beschaulichen Allgäu, die Konzentrierung der Sinne und Motive auf Prozesse des Loslassens, sich Lösens hin zur zunächst ortsgebundenen Freiheit in München und zur spröden, den Künstler erdenden Insel Menorca. 


Abstand und Nähe, Menschsein und Natursein – einfühlsam erkundet Tommy Kent die Welt, die Erde, den Menschen und lässt den Betrachter an seinen gemalten und dadurch im Bild fixierten Erkenntnissen teilhaben.


Ich wünsche dem Werk Tommy Kents die Signalwirkung, die von den hier nur zum Teil präsentierten Arbeiten ausgeht, dem Leser ein anregendes und sensibles Kunsterlebnis und dem Künstler weiterhin viel Erfolg bei der Realisierung seiner künstlerischen Projekte.

 

Dr. Helga Wäß

Kunsthistorikerin

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