Harriet Lemcke

Medienexpertin. Kommunikationsspezialistin. Chefredakteurin. freie Autorin, Wentorf bei Hamburg (und bundesweit)

14 Abos und 3 Abonnenten
Artikel

Welcher Bewerbertyp sind Sie? | PersonalConcept

Vorstellungsgespräch bei PersonalConcept Hamburg

Wie Sie sich typgerecht auf ein Bewerbungsgespräch vorbereiten und sich authentisch präsentieren

Endlich ist sie da, die Chance, mit dem neuen Wunscharbeitgeber auf Tuchfühlung zu gehen! Noch ein Schritt, dann ist es geschafft. Der neue Job ist zum Greifen nahe und Stolz macht sich breit. Das Unternehmen möchte Sie kennenlernen. Will heißen: Ihre Unterlagen haben schon überzeugt. Während die Eine freudig shoppen geht, um beim Vorstellungsgespräch einen besonders guten Eindruck zu hinterlassen, wird der Andere schlagartig nervös und bekommt Herzklopfen.


So unterschiedlich wie Motivationsschreiben oder Lebensläufe ( siehe dazu unseren Artikel) ist auch der Auftritt von Bewerbern im Vorstellungsgespräch. Wir haben die unterschiedlichen Bewerbertypen einmal zusammengetragen und geben Ihnen Tipps. Damit das nächste Vorstellungsgespräch ein Erfolg wird.


Die/der Ängstliche

Schon Tage vor dem Bewerbungsgespräch geht es los: Panikattacken, feuchte Hände, nervöses Zittern. Im Gespräch vibriert die Stimme. Alle Antworten, die der ängstliche Bewerbertyp sich zurechtgelegt und eingeübt hat, sind plötzlich verschwunden. Gähnende Leere im Kopf. Bluescreen. Der ängstliche Bewerbertyp sucht nach Worten, stammelt, seine Körperhaltung ist verkrampft. Die Füße wippen hektisch, er faltet oder knetet die Hände. Kurzum: er ist voll und ganz mit sich selbst beschäftigt und schafft es kaum noch, dem Personaler zuzuhören und zu folgen.


Wir empfehlen: Haben Sie Respekt vor einem Vorstellungsgespräch, denn das ist völlig in Ordnung und hilft Ihnen, sich bestmöglich vorzubereiten. Zu viel Angst jedoch blockiert Ihr Gehirn und macht es Ihnen unmöglich, so souverän und kompetent zu wirken wie Sie es sonst im beruflichen Alltag tun. Nehmen Sie sich also die Zeit und trainieren das Vorstellungsgespräch vor dem Spiegel oder mit einer Person Ihres Vertrauens. Bereiten Sie sich dabei auch auf unangenehme oder schwierige Fragen vor. Stressfragen gehören zu jedem Vorstellungsgespräch. Nehmen Sie es also nicht persönlich und denken Sie daran: Ihre Unterlagen haben bereits überzeugt. Nur deshalb will das Unternehmen Sie kennenlernen. Nicht, um Sie vorzuführen. Selbst, wenn es mit der Wunschstelle diesmal nicht geklappt hat: betrachten Sie das Gespräch als Übung.


Die/der Alleskönner

Auf die Frage: „Warum sollten wir Sie einstellen?" antwortet er selbstbewusst: „Weil ich der Beste bin!". Der Alleskönner kennt kein Lampenfieber oder gar Angst. Locker und selbstbewusst geht er in das Vorstellungsgespräch und betrachtet es als seine Bühne. Schwächen? Dazu fällt dem Alleskönner nichts ein. Er ist 100prozentig von seinem Können und seinen Fähigkeiten überzeugt. Er weiß alles, kann alles, hat alles schon 1000mal erlebt und kann aus dem Stand stundenlang über seine Stärken und Erfolge sprechen.


Wir empfehlen: Ein gesundes Selbstbewusstsein hilft Ihnen, sich gut zu präsentieren. Zuviel des Guten sorgt jedoch schnell dafür, dass Personaler Sie als unnatürlich und überheblich wahrnehmen. Sie können keine Schwächen benennen, sind in allem perfekt? Das macht Sie unglaubwürdig. Jeder Mensch hat Schwächen. Wer diese kennt, beherrscht die Selbstreflexion. Dem Personaler zeigt es, dass Sie lernfähig sind. Eine wichtige Eigenschaft im Job. Tragen Sie einmal zusammen, was Sie über sich denken. Anschließend bitten Sie einige Personen Ihres Vertrauens um ihre kritische Sicht und tragen beides zusammen. Das hilft Ihnen, sich selbst ein wenig objektiver zu sehen. Verlassen Sie sich nicht darauf, auf alle Standardfragen eine Antwort aus dem Eff-eff zu kennen. Informieren Sie sich intensiv über das Unternehmen. Das drückt Wertschätzung aus und ermögicht es Ihnen, auch auf spontane Fragen souverän zu antworten.


Die/der Ehrliche

Handeln Sie stets nach dem Motto: „Ehrlich währt am längsten"? Prinzipiell ist das eine hehre Einstellung. Tatsache ist jedoch: in einem Vorstellungsgespräch kommen Sie mit der ungeschönten Wahrheit nicht weit. In einem Vorstellungsgespräch geht es auch darum, sich selbst bestmöglich zu vermarkten. Wenn Sie ganz ehrlich und bereitwillig preisgeben, dass Sie öfter mal morgens schwer aus dem Bett kommen, deshalb den Bus verpassen und zu spät dran sind oder den letzten Job deshalb geschmissen haben, weil sie mit Ihrem Chef oder einem Kollegen einfach nicht klargekommen sind, dann wird Ihnen diese Offenheit vermutlich nicht den gewünschten Erfolg in Form einer neuen Anstellung bringen. Aus Sicht der meisten Personaler sprechen diese Argumente gegen den Bewerber. Punkten können Sie mit der ungeschönten Wahrheit dann, wenn Sie einen Personaler vor sich haben, der diesen Charakterzug besonders schätzt. Darauf sollten Sie sich allerdings besser nicht verlassen.


Wir empfehlen: Bleiben Sie ehrlich, wenn es um Ihre Qualifikationen und Ihre Berufserfahrung geht. Zeigen Sie hier Charakter und sparen sich vollmundiges Eigenmarketing. Das kommt bei Personalern nicht an. Wenn es jedoch darum geht, weshalb Sie Ihre alte Stelle geschmissen haben, dann überlegen Sie, ob Sie für Ihre Bewerbung Gründe finden, die in der neuen Position liegen. Wollen Sie beruflich vorankommen und sich neue Themengebiete erschließen? Sind Sie ehrgeizig und bot Ihre alte Stelle vielleicht nicht den Raum, um eigene Karriereziele zu erreichen? Meist sind es mehrere Gründe, die zu einer Kündigung führen. Schauen Sie, ob Sie eine bessere Antwort finden.


Die/der Indirekte

Im Gegensatz zum ehrlichen Bewerbertypen bleibt der indirekte gern im schwammigen Bereich. Seine Aussagen sind vage. Er liebt es zu verallgemeinern und sagt lieber „man" als „ich". Auch relativiert er seine Aussagen mit „eventuell", „vielleicht" oder „eigentlich" und scheut damit das, was der Ehrliche manchmal zu viel hat: Klartext. Lieber redet er um den heißen Brei herum, weicht Fragen aus und scheut eine klare eigene Position. Schon im Motivationsschreiben verwendet der Indirekte gern Passivkonstruktionen und Konjunktive.


Wir empfehlen: Trauen Sie sich und seien Sie so konkret wie möglich. Wenn ein Personaler Sie nach Ihren Erfahrungen fragt, erzählen Sie - und zwar so, dass Ihr Gegenüber einen Eindruck davon bekommt, was Sie in welcher Situation geleistet haben, was Sie dabei lernen konnten und wie Sie heute aufgrund Ihrer Erfahrungen an ähnliche Aufgabenstellungen herangehen. Allgemeinplätze helfen keinem Personaler, Sie und Ihre Arbeitsweise einschätzen zu können. Trainieren Sie dieses neue Kommunikationsverhalten mit Personen, denen Sie vertrauen.


Die/der Kommunikationsfreudige

Während der ängstliche Bewerbertyp in Stresssituationen Mühe hat, überhaupt einen klaren Satz zu formulieren, sprudeln die Sätze aus Ihnen nur so heraus. Ohne es zu merken reden Sie Ihr Gegenüber schon mal an die Wand. In einem Vorstellungsgespräch geht es natürlich darum, sich selbst bestmöglich zu präsentieren. Es ist jedoch kein Monolog, der mit einer Frage des Personalers wie eine Lawine in Gang gesetzt wird. Vielmehr dient das Vorstellungsgespräch dem gegenseitigen Kennenlernen, daher auch die Bezeichnung „Gespräch". Und in einem solchen lässt man sich gegenseitig ausreden, hört aufmerksam zu, antwortet damit präzise auf die gestellten Fragen und bringt als Bewerber in Erfahrung, was es zur ausgeschriebenen Position noch Interessantes zu wissen gilt.


Wir empfehlen: Holen Sie bei Ihren Antworten nicht so weit aus, drosseln Sie Ihre Sprechgeschwindigkeit und kommen Sie auf den Punkt. Formulieren Sie die Antworten auf Fragen in zwei bis drei Sätzen, nicht in zehn. Das sorgt dafür, dass Sie sich fokussieren und der Personaler Ihnen besser folgen kann. Ergebnis: Sie haben ein besseres Gespräch und werden verstanden. Auch hier macht es sich gut, Gesprächssituationen mit Freunden oder Bekannten zu üben. Sie weisen Sie darauf hin, wenn Sie Ihnen bei Fragen mit den Antworten bereits ins Wort fallen oder kommunikativ vom Wege abkommen.


Fazit:

Ihren individuellen Typ haben Sie mitbekommen. Wie Sie damit umgehen liegt jedoch in Ihrer Hand. Mit Selbstreflexion und ein wenig Übung wird es Ihnen gelingen, das richtige Maß und die Balance zu finden. Haben Sie Respekt, aber keine Angst, seien Sie konkret, wenn Sie dazu aufgefordert werden und halten sich zurück, wenn allzu viel Klartext das Gegenüber verschrecken könnte. Vermeiden Sie es, arrogant zu wirken oder Worthülsen zu produzieren. Bleiben Sie wach, authentisch und spontan. Behandeln Sie Ihr Gegenüber respektvoll und freundlich. Dann steht einem positiven Gesprächsverlauf nichts mehr im Wege.

Zum Original