Erwerbskarrieren wie damals, als Arbeitnehmer ihrem Arbeitgeber Jahrzehnte lang die Stange hielten und ganze Generationen in ein und demselben Unternehmen tätig waren, gibt es kaum noch. Es sei denn, Sie wohnen weit hinter dem Deich oder in der tiefsten Provinz und die Fabrik vor der Siedlung ist die einzige weit und breit. Selbst dann sind Sie nicht davor sicher, dass diese von einem anderen Unternehmen übernommen, geschlossen oder grundlegend verändert wird. Will heißen: wir leben in einer schnelllebigen und globalisierten Welt. Flexibel, mobil, aktiv und selbstbestimmt - wer diese Eigenschaften mitbringt und noch dazu ein klares Ziel hat, der hat heute mehr Möglichkeiten denn je zuvor.
Denn auch die Unternehmen planen flexibler, binden sich seltener und suchen nach Menschen, die das Unternehmen voranbringen können. Ob nun für ein konkretes Projekt, in einer bestimmten Unternehmensphase oder mit ganz bestimmten Kenntnissen und Skills. Beide Seiten - die motivierten Bewerber und die engagierten Unternehmen - zusammenzubringen, ist seit mehr als 15 Jahren das Kerngeschäft von Angelika Voß, Geschäftsführerin der PersonalConcept GmbH in Hamburg.
AV: Eintrittskarte ist eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich oder aber ein Studienabschluss im geisteswissenschaftlichen Bereich. Extrem gefragt sind Kandidaten mit sprachwissenschaftlichem Hintergrund. Für internationale Unternehmen sind zum Beispiel Sinologen oder Japanologen extrem interessant. Die Wirtschaft braucht diese Fachleute.
AV: Hier in Hamburg haben wir eine ganze Reihe von Medizintechnikunternehmen, die in Japan ihren Ursprung haben und hier Niederlassungen unterhalten. Dazu kommen Unternehmen, die Geschäftskontakte mit Japan pflegen und jene, die ein großes Interesse daran haben, nach Asien zu gehen.
AV: Wenn ich ein Strahlen in den Augen sehe und der Bewerber sich für die Aufgabe interessiert. Das sind Bewerber, die aktiv etwas bewegen und vorantreiben wollen. Nicht zuletzt die eigene Karriere. Dabei sollten die Bewerber auch keine Grenzen bei der Übernahme von Aufgaben haben. Flexibilität ist auf dem Arbeitsmarkt heute ohnehin äußerst wichtig. Die Meister von morgen sind nicht diejenigen Kandidaten, die mit einer festen Vorstellung zum Beispiel in punkto Gehalt in den Markt gehen und sich damit selbst einschränken.
AV: Gerade bei den Absolventen und Berufsanfängern stellen wir immer wieder fest, dass sie sich nicht optimal für den Wirtschaftsmarkt vorbereiten. Meistens denken diese Kandidaten noch recht universitär und bauen dementsprechend ihre Unterlagen auf. Sie listen also chronologisch alle Abschlüsse, Zeugnisse und Zertifikate auf. Für den Wirtschaftsmarkt ist eine solche Mappe jedoch nicht aussagekräftig. Deshalb checken wir zuerst die Unterlagen.
AV: Der Personaler soll auf den ersten Blick erkennen, dass der Kandidat schon Erfahrungen mitbringt - auch, wenn es sich um einen Absolventen oder Berufsstarter handelt. Deshalb stellen wir das, was für die Position relevant ist, nach vorn. Das sind zum Beispiel Erfahrungen, die der Bewerber in Praktika gesammelt hat.
AV: Wir haben zum Beispiel eine Japanologin vermittelt. Sie kam zu uns, weil sie unbedingt in einem Medizintechnikunternehmen arbeiten wollte. In ihrem Lebenslauf fanden sich zunächst einmal die Abschlüsse - Studium und Ausbildung zur Tierpflegerin. Ganz am Rande dann erwähnte sie, dass sie drei Auslandspraktika in Tokio gemacht und bereits für ein japanisches Unternehmen gearbeitet hat. Die Erfahrungen, die sie während dieser Zeit gesammelt hat, sind aber jene, die für ihren künftigen Arbeitgeber die größte Relevanz haben. Das Wichtigste für einen Bewerber ist es, dass er erklärt, was er während seiner Praktika gelernt und für die künftige Position mitgenommen hat. Das muss er klar herausstellen. Also haben wir im Falle der Japanologin die Unterlagen entsprechend umgebaut.
AV: Beide, leider. Deshalb coachen wir unsere Bewerber so, dass sie den Blick dafür entwickeln und in der Lage sind, ihre Unterlagen so aufzubereiten, dass sie mehr Einladungsgespräche und letztlich auch mehr Erfolg haben.
AV: Inzwischen sprechen wir vom Motivationsschreiben und genau da ist der Knackpunkt. Die Motivation findet sich in den allermeisten Schreiben nicht. Ein Beispiel: Jemand aus Bayern bewirbt sich bei uns. In seinem Motivationsschreiben lesen wir, was er alles schon gemacht hat. Er wiederholt also seinen Lebenslauf. Warum er sich hier in Hamburg bewirbt, erfahren wir hingegen nicht. Damit stellen sich Fragen, die uns zur Aktion zwingen. Wir rufen den Bewerber an und holen uns die Antworten, weil Personal unser Geschäft ist. Allerdings würde das kein Unternehmen tun.
AV: Ja, denn jeder hat eine Motivation. Die wenigsten allerdings gehen ehrlich damit um. Ein Bewerber möchte wechseln, weil er mit seinem Chef nicht klarkommt. Er denkt, er ist der Einzige und verheimlicht es. Dabei kommt das häufig vor. Der nächste Bewerber will sich verändern, weil er nicht ständig bis abends um 21 Uhr Meetings machen will. Der Dritte kommt zu uns, weil er Geld verdienen muss. Das muss ihm nicht unangenehm sein. Vielmehr ist das eine sehr gute Motivation. Dieser Kandidat läuft nicht gleich weg, wenn es mal schwierig wird. Und das gehört im Arbeitsalltag eben dazu.
AV: Im Prinzip genauso wie der Arbeitsalltag anderer Angestellter, denn unsere Zeitarbeiter sind in Teams integriert, bekommen eine Aufgabe und je nach Unternehmen mal mehr und mal weniger Einarbeitung. Das erlebt auch jeder Festangestellte, wenn er eine neue Stelle antritt. Was unsere Kandidaten mitbringen müssen, ist eine generelle Offenheit. Sie müssen bereit sein, sich in Teams zu integrieren und den Willen haben, ihre Aufgabe gut zu machen. Dazu gehört es dann auch, in den ersten Tagen ein paar Sachen anzupacken, die vielleicht nicht der eigenen Qualifikation entsprechen. So bekommen die Kollegen die nötige Luft, um den Zeitarbeitnehmer einzuarbeiten. Die größte Herausforderung besteht darin, sich nicht nur einmal, sondern mehrfach in eine neue Aufgabe einzuarbeiten.
AV: Bei unseren kaufmännischen Qualifikationen liegen die Einsatzzeiten im Schnitt bei einem halben Jahr.
AV: Menschen, die sehr lange brauchen, um sich einzugewöhnen, sind für Zeitarbeit nicht geeignet. Ebenso jene, die sich nicht trauen, andere anzusprechen, wenn sie in einer Aufgabenstellung nicht weiterkommen. Zeitarbeitnehmer müssen im Arbeitsalltag auch Selbstmarketing betreiben. Sie wollen aktiv ihr Netzwerk erweitern und vom Unternehmen übernommen werden.
AV: Der Markt wird sich drehen. In den kommenden Jahren werden viele ältere Bewerber zu uns kommen. Aktuell liegt das Durchschnittsalter unserer Mitarbeiter bei 33 Jahren. In einigen Jahren wird es bei 43 liegen. Für Unternehmen wird sogar ein Durchschnittsalter von 55 Jahren bei Beschäftigten prognostiziert. Unsere Aufgabe wird es sein, bei unseren Kunden die Akzeptanz für ältere Mitarbeiter zu schaffen.
Zeitarbeit ist eine gute Möglichkeit, sich beruflich zu orientieren, neue Branchen kennenzulernen, Erfahrungen zu sammeln, Zeiträume zu überbrücken und das eigene Business-Netzwerk zu erweitern. Durch die neuen Erfahrungen und gute Referenzen wird der Blick für die Möglichkeiten des Arbeitsmarktes geweitet und es öffnen sich neue Türen. Ein roter Faden in den Bewerbungsunterlagen ist wichtig. Erfahrungen gehören nach vorn und sind für Personalentscheider deutlich relevanter als Abschlüsse. Gleiches gilt für die Motivation. Arbeiten Sie heraus, warum Sie eine bestimmte Position haben möchten und was Sie antreibt. Und lassen Sie sich unterstützen, wenn Sie das Gefühl haben, selbst nicht weiterzukommen.