Hanns-J. Neubert

Wissenschafts- & Technikjournalist, Autor, Hamburg

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Stockholmer Taxis wollen Uber alt aussehen lassen

Aufruhr bei den Taxifahrern in ganz Europa. Sie demonstrieren und prozessieren gegen die Online-Plattform Uber, deren Smartphone-App Fahrgäste an Mietwagen mit Fahrer und an private Autobesitzer vermittelt. Ganz Europa? Nein, in Stockholm sieht es anders aus: Was Uber kann, können die drei Taxiunternehmen in Schwedens Hauptstadt schon lange.

Seit 1990 ist der Taximarkt in Schweden dereguliert. Jedes Unternehmen kann seinen eigenen Preis machen, vorausgesetzt, der sogenannte Vergleichspreis für zehn Kilometer Strecke und 15 Minuten Fahrzeit prangt weithin lesbar an der Außenseite der Fahrzeuge. In solch einem Wettbewerb zählen deshalb neben dem Preis auch Service, Sauberkeit und Fahrzeugkomfort.

Daneben spielen beim freien Buhlen um die Kundschaft aber auch technische Innovationen eine wichtige Rolle. Bestellungen per App sind in Stockholm ebenso selbstverständlich möglich wie telefonische, und außer mit Kreditkarten können Fahrgäste auch über Smartphone-Apps bezahlen oder per SMS von ihrem Bankkonto überweisen. Wer sichergehen will, vereinbart vorab Streckenpauschalen - ganz wie bei Uber.

Der neueste Coup des Unternehmens Taxi Stockholm: Es kopiert seit Juli einfach das schwedische Kernangebot von Uber, die als UberBlack und UberLux angebotenen Luxuslimousinen, die ohne Firmenlogos, aber mit herausgeputzten Fahrern vorfahren. Dafür erhielt es, genau wie Uber, eine behördliche Ausnahmegenehmigung. Denn VIP-Fahrzeuge können sich in Schweden von der Taxameterpflicht befreien lassen.

Die Antwort von Uber kam prompt: Ein Billigangebot mit Kleinwagen namens UberX. Doch billiger als die klassische Konkurrenz sind die nicht. Eine Fahrt vom Stadtzentrum zum Flughafen Arlanda kostet bei Uber im Toyota Prius rund 57 Euro, mit dem üblichen Volvo-V70-Taxi nur rund 54 Euro. UberPOP, in das auch Besitzer älterer Autos eingebunden sind, ging erst Anfang September in die Probephase. Auch nach eineinhalb Jahren im Stockholmer Personentransportgeschäft ist Uber in der schwedischen Hauptstadt kaum bekannt. Sorgen machen sich allerdings die Verkehrspolitiker, die sichergehen wollen, dass die Uber-Fahrer auch ihre Steuern zahlen. Dennoch startete das Unternehmen jüngst auch in Göteborg.

Wie der Versuch ausgeht, mit UberBÅT jetzt auch die Taxiboote zu den Schären-Inseln anzugreifen, ist noch offen. UberBÅT-Seetaxis können maximal zwölf Personen mitnehmen und sind nur dann billiger als der Durchschnitt, wenn mindestens sechs Fahrgäste an Bord sind. Bis zur Außenschäre Sandhamn nimmt Uber pro Boot rund 500 Euro. Die klassischen Seetaxidienste liegen je nach Bootstyp zwischen 450 und 550 Euro. Mit letzteren kann man aber durchaus handeln, da sie häufig mit dem Slogan werben: "Wenn du ein billigeres Angebot nachweist, bezahlst du bei uns auch nicht mehr."

Der Verband der Schärenreeder, in dem viele Seetaxikapitäne organisiert sind, hat von der Konkurrenz nach eigenem Bekunden jedenfalls noch nichts bemerkt und sieht auch keinen Preiskampf. Schließlich finanzieren sich viele der Taxibootbesitzer zusätzlich mit Postverteilung, Versorgungs-, Schul- und Krankenfahrten - und sie sind fest verankert in den realen sozialen Netzwerken der Insulaner, denen technische Netzwerke nicht unbedingt immer etwas entgegensetzen können. ( Hanns-J. Neubert) /

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