Die privaten Haushalte sparen immer mehr Energie und damit auch den Ausstoß von CO². Doch kurioser Weise macht sich das kaum bemerkbar. Ja, Energieeinsparung führt mitunter sogar zu mehr Energieverbrauch und höheren CO²-Emissionen.
Der Energieverbrauch in Privathaushalten ist dem Jahr 2000 um fast 15 Prozent gesunken. Vor allem beim Heizen regelten die Deutschen die Thermostaten herunter. Das machte viel aus, denn für warme Wohnungen verbraucht man immerhin mehr als 70 Prozent der privaten Energie. Vielleicht wirkte sich aber auch die zunehmend bessere Isolierung der Wohnhäuser aus. Ob ein Winter übrigens frostig oder warm war, wurde bei dieser Statistik bereits berücksichtig. [1]
Der Einsatz von Energiesparlampen, effizienteren Wasch- und Geschirrspülmaschinen und stromsparenden Computern brachte dagegen gar nichts, führte sogar zu mehr Stromverbrauch.
Rebound-EffektDieser Widerspruch nennt sich "Rebound-Effekt". Damit beschreibt man das Phänomen, dass trotz technischer Lösungen zur Energieeinsparung dennoch mehr Energie verbraucht wird. Der englische Philosoph William Stanley Jevons prägte diesen Begriff bereits im 19. Jahrhundert. In seinem Buch "Die Kohlenfrage" kam er 1865 zu dem Schluss, dass der sparsame Verbrauch von Kohle die englischen Kohlereserven nicht schonen, sondern sie vielmehr schneller aufbrauchen würden.
Heutzutage versprechen Politiker und Techniker, dass Wärmesanierungen von Wohngebäuden zu Energieeinsparungen führen. Ob das dann aber auch passiert, wird selten gemessen. Inzwischen gibt es allerdings erste Untersuchungen, die die Einspareffekte in Frage stellen. [2] [3] Besonders gravierend aber ist, dass die Bewohner - in dem Bewusstsein, in einer gut isolierten Wohnung zu leben - den Thermostaten gerne wieder höher stellen. [4]
Auch im Straßenverkehr hat sich bei Energieeinsparungen und CO²-Reduktionen nicht viel getan, obwohl Automotoren immer sparsamer geworden sind. Denn im Gegenzug sind die Motoren stärker und die Autos schwerer geworden. Der Einspareffekt fällt also weit geringer aus, als gedacht. [5]
Besonders dramatisch wirkt sich die Kombination aus billigem Strom, Energiesparlampen und extrem sparsamen LED-Leuchten auf die öffentliche Beleuchtung aus. Jedes noch so kleine Unternehmen kann sich heute riesige Leuchtwerbung leisten, kann leere Fabrikshöfe nachts unter Flutbeleuchtung lassen. Selbst armen Kommunen tut es nicht mehr weh, jedes Denkmal und jeden Stadtbrunnen anzustrahlen. Und besonders reiche Länder beleuchten zunehmend sogar leere Autobahnen. [6] So führen Energiespartechniken letzten Endes zu mehr Verbrauch.
Geld wird für anderes ausgegebenAuf den ersten Blick scheint sich Energiesparen auch für den Geldbeutel zu lohnen. Man spart. Doch was passiert mit dem gesparten Geld? Es wird natürlich ausgegeben - für andere Energiefresser, für Konsum, für Reisen. So stieg der Treibstoffverbrauch bei Warentransporten mit LKWs in den vergangenen 20 Jahren um 24 Prozent. Und die Flugpassagierzahlen nahmen allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres um satte drei Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. [7]
Leider wird der Rebound-Effekt bisher weder in Klimaszenarien noch bei Effizienzstrategien berücksichtigt. Der Klimawandel könnte also noch weit gravierender ausfallen, als bisher angenommen.
Was meint ihr? Kommentiert!Soll Energie teurer werden? Ihr lebt nachhaltig und spart Energie. Aber wofür gebt ihr das gesparte Geld stattdessen aus? Die EU-Kommission plant, Energieunternehmen dazu zu verpflichten, jedes Jahr 1,5 Prozent weniger Energie bereitzustellen. Dagegen sieht Philipp Rösler, der deutsche Wirtschaftsminister, "das von der EU-Kommission angestrebte verpflichtende Einsparziel für Versorger als Planwirtschaft," wie es in einer FDP-Verlautbarung heißt. Gibt es eine Alternative zur Energie-"Planwirtschaft"? Information und Wissen führen offenbar nicht zu Verhaltensänderungen. Wie kann man dennoch ein Umdenken erreichen? Artikel zum Weiterlesen:
Wikipedia (2012): Rebound (Ökonomie) (Link)
Peter Carstens (2012): Effizienzkiller Rebound. GEO-Online (Link)
Mohles Meinung zu "Energiewende: Hat sich da wirklich etwas gewendet?"
Bild: Hugo0815 Some rights reserved Quelle: www.piqs.de
Geposted in Allgemein, Debatten, Energie: Elektrizität, Energie: Wärme, Lifestyle & Konsum, Mobilität, Tipps & Tricks für Umwelt und Klima und getagged Energie, Energieeinsparung, Energieverbrauch, Rebound, Rebound-Effekt. Bookmark permalink.