Hannah Prasuhn

Journalistin, Berlin/München

1 Abo und 0 Abonnenten
Artikel

Stadtwerke suchen Rettungsschwimmer für den Sommer

Wäre es nur schon Freibadsaison - hier ein Bild aus dem Schyrenbad in Giesing.
(Foto: Robert Haas)

Von Hannah Prasuhn

Frisch gemähtes Gras zwischen den Zehen, die Sonne bräunt den Bauch, die Beine baumeln im kühlen Wasser: So fühlt sich ein gelungener Sommertag an. Für Max Gutmann gehört das quasi zum Job. Seit 25 Jahren sind Schwimmbäder sein Beruf. Heute ist er Betriebsorganisationsleiter und als solcher mitverantwortlich für die Freibäder der Stadtwerke München (SWM). Nun denkt er zurück an einen dieser schönen Sommertage, es war vor etwa 20 Jahren, als er selbst noch aktiver Rettungsschwimmer war. Damals fragte er sich, weshalb trotz traumhaften Wetters nur eine kleine Schlange an der Kasse stand. Die Antwort lag auf der anderen Seite des Freibads: Eines der Haupttore stand offen, die Besucher konnten einfach hinein spazieren und es sich gut gehen lassen.

Es kann eben nicht immer alles nach Plan laufen. Das Wichtigste am Beruf des Rettungsschwimmers sei es, "bei frischer Luft in der Früh ins Schwimmbad zu kommen, die Gäste hinein zu lassen und ihnen einen sicheren und glücklichen Badetag zu gestalten", sagt Gutmann. Unabdingbar seien natürlich auch Pommes rot-weiß, Eis vom Kiosk und gute Laune. Pure Kindheitserinnerungen, man spürt beinahe die klebrige Sonnencreme auf der Haut, das nasse Handtuch auf der Wiese und das Zwicken vom Chlorwasser in den Augen.

Am vergangenen Donnerstag hat Gutmann seine Leidenschaft für den Job geteilt: In der Olympiaschwimmhalle warb er zusammen mit Brigitte Preis für die Arbeit als Rettungsschwimmer. Schon Mitte April soll die Freibadsaison wieder starten - und dann werden die neuen Rettungsschwimmer im besten Fall bis Mitte September die Wächter über das Sommergefühl sein. Sechs Tage pro Woche wird gearbeitet. Wenn das Wetter mitspielt und die Tage sonnig und heiß sind, kann es auch zu 60-Stunden-Wochen kommen. Die Verträge werden zwar nur für 19,5-Stunden-Wochen geschrieben, "selbstverständlich wird aber jede gearbeitete Stunde bezahlt", versichert Preis.

Wer mindestens sechs Wochen am Stück Zeit hat, flexibel, belastbar und verantwortungsbewusst ist, kann in einem der sieben SWM-Freibäder arbeiten. Ein aktuelles Rettungsschwimmabzeichen in Silber und ein Erste-Hilfe-Schein sind dafür Pflicht. Das Abzeichen kann unproblematisch in einem der Bäder abgelegt werden. Die höchsten Hürden seien laut Gutmann 25-Meter-Weittauchen und 50-Meter-Abschleppen. Die Kosten für den Erste-Hilfe-Schein werden von den SWM übernommen. 59 Rettungsschwimmer werden gesucht, "von 18 bis 65 - wenn man sich fit fühlt, kann man bei uns arbeiten", sagt Gutmann. Brigitte Preis berichtet von promovierten Biologen, Studenten bis hin zu Abiturienten, die schon im Sommer die Becken beaufsichtigt haben.

Einer dieser Abiturienten ist Lorenz Hebertinger. Der 17-Jährige hat sich gleich zu Beginn der Informationsveranstaltung vorgestellt. "Ich arbeite gerne mit Kindern, mache sehr viel Sport, gehe schwimmen - dann ist das ein logischer Job", sagt er. Trotz seines jungen Alters fühle er sich den Aufgaben gewachsen. Er arbeite an seiner Schule bereits als Schulsanitäter, habe bei Jugendcamps Verantwortung übernommen, das Rettungsschwimmerabzeichen habe er auch schon in der Tasche und er kenne alle Folgen des SWM-Podcasts. "Ich glaube, ich weiß relativ genau, was auf mich zukommt."

"Ein guter Rettungsschwimmer sieht Unfälle schon im Vorfeld", sagt Gutmann. So passiere erst gar nichts. Im Schnitt käme es zu einem schweren Unfall pro Jahr. Die Rettungsschwimmer seien immer per Funk in Kontakt mit der Schichtleitung - und im Ernstfall werde sofort die Rettungskette in Gang gesetzt.

Der 25-jährige Adam Simko hat genau so eine Situation in seiner Zeit als Rettungsschwimmer schon erleben müssen: "Ich erinnere mich gut an eine Wasserrettung", berichtet er. Ein Mann sei ins Becken gesprungen - und tauchte einfach nicht mehr auf. Zusammen mit einem Kollegen habe er ihn retten können. Simko hat - wie könnte es anders sein - das Sternzeichen Fisch. Er fühle sich einfach wohl im Wasser.

Wahid Nasseri-Rad ist über einen Aushang im Westbad auf die Stellenausschreibung aufmerksam geworden. Er selbst habe den Rettungsschwimmer in Silber bereits abgelegt, sei bei der Wasserwacht und wolle sich gern noch mehr einbringen. "Gutes Wetter, gute Kollegen und eine gute Stimmung" seien die perfekten Zutaten für einen gelungenen Freibadtag. Ganz wie früher in seiner Jugend, als er mit seinen Freunden die Rutschen heruntergesaust und ins Wasser gesprungen ist.

Zum Original