Mit dem Titel Du Kannst Mich Nicht Sehen ist nun der erste deutschsprachige Song von Claudia Heidegger erschienen. Die Innsbrucker Musikerin hat zuvor in London gelebt und dort an ihrer Musikkarriere gearbeitet. In dieser Zeit entstanden zwei EPs: The Other Side und Tell Me A Story.
Mit ihrem neuesten Song wagt sie etwas, das im Deutschen schnell als Kitsch empfunden wird: Große Gefühle schildert man heutzutage lieber auf Englisch. Englische Lyrics bieten anscheinend weniger Angriffsfläche, da viele nicht genau zuhören, was gesungen wird. Fakt ist: In dem kurzen Song wird ziemlich viel Gefühl verarbeitet und genau damit erzeugt Claudia Heidegger ihren ganz eigenen Stil.
Zum einen erzählt der Song von der Angst davor, wie andere einen wahrnehmen, von der Angst, der Realität nicht gerecht zu werden und generell von dem Problem, kein oder wenig Selbstvertrauen zu haben. Zum anderen einfach nur von der Sehnsucht danach, dass man verstanden wird und man im Gegenzug das Gegenüber ebenso verstehen kann. Soweit sind das eigentlich Gefühle, die jeder nachvollziehen kann. Bei diesem Song handelt es sich dennoch nicht um alltagstaugliche Musik.
Wem der Song beim ersten Mal hören nicht gefällt, der muss es kein zweites Mal probieren, weder die abstrakte Begleitmusik wird verschwinden, noch das Gefühl, durchschaut worden zu sein. Der eher experimentelle Klang unterstreicht die Lyrics perfekt. Entweder man hört sich den Song in einer sehr deprimierenden Lebenslage an oder man kommt dadurch erst in eine deprimierte Stimmung. Das negative Feeling wird durch das Musikvideo abgerundet. So schlicht wie möglich: keine (überflüssigen) Farben, sanfte, langsame Bewegungen, verschwommene Bilder. Die darin dargestellten Handlungen sind sorgfältig auf das Gesungene abgestimmt.
Der Song ist zwar nur jenen zu empfehlen, die nicht davor zurückschrecken, sich den Tag verderben zu lassen, er schafft es aber durchaus, emotional zu berühren, wie es bei deutschen Songs sonst selten der Fall ist. Das Wichtige dabei ist, unvoreingenommen an den Song heranzugehen und zu versuchen, sich auf die Andersartigkeit einzulassen.