Studien zufolge fühlt sich knapp die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland erschöpft, ein Drittel sogar ausgebrannt. Woran liegt das? Und was lässt sich gegen die gefühlte Überforderung tun?
Von Hanna Spanhel
Von Hanna Spanhel
Stuttgart - Es begann mit den beruflichen Problemen. Damals, vor fünf Jahren, wurde der Vertrag für seinen Baumarkt gekündigt, Gunter Kemper hatte nicht damit gerechnet. Die Verantwortung für die 15 Mitarbeiter, der Ärger über die Ungerechtigkeit und die Sorge, wie es weitergehen sollte: Er fiel in ein tiefes Loch. Ihm war ständig schwindelig, er konnte kaum noch geradeaus gehen, nicht mehr schlafen und fragte sich morgens, ob er aufstehen wolle. Kemper ließ alles überprüfen, ging zum Herzspezialisten, zum Orthopäden, zum Neurologen, doch die fanden nichts. „Heute weiß ich, dass es ein Burn-out war, eine Depression ", sagt er.Zum Original
Kemper, ein groß gewachsener Mann um die 50, sitzt an seinem Esstisch in einer lichtdurchfluteten Neubauwohnung in Stuttgart-Mitte. Neben ihm der Laptop, das Smartphone, eine Kaffetasse, der Terminkalender: sein Arbeitsplatz heute. „Ich hätte nie gedacht, dass mich das mal treffen würde“, sagt er, wenn er an damals denkt. „Ich dachte immer: Das ist was für Weicheier.“ Neun Monate lang steckte er in einer schweren Krise, konnte die Ratschläge von Freunden und Bekannten nicht mehr ertragen. Bis sein damaliger Fitnesstrainer ihn anrief und ihm anbot, ihn zu beraten. „Seine Art des Coachings hat mir geholfen, aus dem Loch wieder rauszukommen – und meinen Blick auf meine Probleme und meinen Stress zu verändern“, sagt Kemper heute. [...]