Noch bis zum 25. Juni 2017 ist im Mannheimer TECHNOSEUM die Ausstellung „2Räder - 200 Jahre" zu sehen. Auf rund 800 Quadratmetern kann der Besucher 100 Fahrräder anschauen, vom Laufmaschinenmodell der 1820er Jahre bis zum heutigen Singlespeed.
Die Ausstellung ist chronologisch ausgerichtet und widmet sich der Geschichte und Wirkung des Fahrrades.Fast jeder hat eines und kann damit fahren, ein Fahrrad. Es ist in der Stadt ein bequemes, billiges und zeitsparendes Fortbewegungsmittel. Auf dem Land dient es demselben Zweck. Viele treiben damit Ausgleichs- oder Profisport. Mit dem Radsport sind viele bekannte Namen verbunden, aber auch negative Schlagzeilen.
Die Große Landesausstellung „2 Räder - 200 Jahre. Freiherr von Drais und die Geschichte des Fahrrades" im TECHNOSEUM zeigt die technische Entwicklung des Rades, die gesellschaftliche Rolle und Relevanz im Wandel der Zeit. Eines bringt die Ausstellung klar zum Ausdruck: Das Fahrrad ist eine genial einfache und dabei höchst energieeffiziente und umweltfreundliche Konstruktion.
Fahrrad: Erschwinglich und effizient
Dr. Thomas Kosche, Projektleiter der Ausstellung, schätzt das Vehikel so ein: „Das Fahrrad wird auch dann noch ein wichtiges Fortbewegungsmittel sein, wenn das Auto mit Verbrennungsmotor längst ausgedient hat. Auch abseits der Wohlstandsregionen ist das Fahrrad erschwinglich, effizient und benötigt zudem keinen Treibstoff, dessen Preis schwankt und dessen Verfügbarkeit begrenzt ist."
Ein in vielen Farben gestalteter Pfad führt durch die Ausstellung: „Der Rundgang ist einem Fahrradweg nachempfunden, der gewunden ist. Das spiegelt die Entwicklung wider, denn auch die Geschichte des Fahrrades ist alles andere als geradlinig verlaufen", sagte Rebecca Schröder von res d Design und Architektur GmbH, die die Gestaltung der Ausstellung übernommen hat.
Mit der Laufmaschine nach Rheinau
Karl von Drais startete im Juni 1817 zur ersten Fahrt mit der von ihm entwickelten Laufmaschine. Sie gilt als Vorläufer des Fahrrads. Doch schon ein halbes Jahr später war es in Mannheim nicht mehr erlaubt, mit diesem Gefährt auf Bürgersteigen zu fahren. Auch in Mailand, London oder New York gab es ähnliche Verbote. Der Grund war einfach: Die Laufmaschinenfahrer nutzten statt der holprigen Fahrbahnen gerne die ebenen Fußwege. Es kam zu Zusammenstößen mit Fußgängern. Die Auswirkungen des Verbots waren weitreichend, denn es regelte nicht nur den Verkehr, sondern stoppte auch den mobilen Fortschritt. Das Fahrrad wurde erst Jahre später weiterentwickelt und veränderte dann die Mobilität der Menschen nachhaltig.
1867 bei Weltausstellung Verkaufsschlager
Karl von Drais verkaufte zu seinen Lebzeiten nur wenige Laufmaschinen. Erst ein halbes Jahrhundert später kam die Weiterentwicklung des Fahrrades mit dem Tretkurbel-Velociped ein Stück voran und dieses Fahrrad wurde bei der Weltausstellung 1867 in Paris zum Verkaufsschlager. Das Gefährt war schwerfällig und langsam. Zunächst vergrößerte man den Durchmesser des Vorderrades. Beim Hochrad, das in den 1870er und 80er Jahren populär war, betrug er um die anderthalb Meter. Die Radfahrer konnten sich schnell fortbewegen, aber viele stürzten schwer mit dem Vehikel. Nun baute man das Sicherheitsniederrad. Der Schwerpunkt lag tiefer und weiter hinten. Zwei gleich große Räder und die Übersetzung der Kurbeldrehung mit einer Kette auf das Hinterrad garantierten eine sichere und schnelle Fahrt. Mit diesem Modell war die heutige Fahrradform gefunden.
Nach 1900 Fortbewegungsmittel für die Bevölkerung
Nach 1900 wurde das Fahrrad zu einem Verkehrsmittel für die breite Bevölkerung: Anfangs war es dem Adel und gehobenen Bürgertum vorbehalten. Um die Jahrhundertwende wurde es zu einem Massenprodukt. Die Arbeiterschaft wurde mobil und die Frauenbewegung profitierte von dem Fortbewegungsmittel. Mit dem Boom von Autos und Motorrädern ab den 1950er Jahren kam das Fahrrad aus der Mode, erst in den letzten Jahrzehnten entstand eine Renaissance: In westlichen Metropolen ist das Fahrrad Fortbewegungsmittel, Ausdruck eines Lebensgefühls und modisches Accessoire. Mit einem Fahrrad kommt man eben schneller durch den dichten Stadtverkehr als mit einem Auto. Außerdem ist jede größere Stadt bemüht, die Fahrradwege auszubauen, um die Abgase von Autos in den Innenstädten zu verringern.
Fahrrad reparieren in einer Werkstatt
An interaktiven Stationen können die Besucher/innen herausfinden, wie Übersetzung und Lenkung funktionieren und wie Kerzen- und Karbidlampen oder die elektrische Beleuchtung an einem Fahrrad funktionieren. An verschiedenen Fahrradmodellen können die Modelle testen, etwa auf einem Hochrad Probe sitzen oder mit einer nachgebauten Drais'schen Laufmaschine eine Runde drehen. In einer Werkstatt mitten in der Ausstellung gibt es konkrete Tipps, wie man beispielsweise einen Reifen flickt, die Bremse richtig einstellt oder die Kette korrekt ölt. Ziel der Ausstellung ist unter anderem, die Besucher zu inspirieren, sich öfter selbst in den Sattel zu schwingen und dieses ebenso einfache wie geniale Verkehrsmittel zu nutzen.
Volles Programm rund ums Rad
Begleitend zur Ausstellung gibt es ein reichhaltiges Rahmenprogramm unter anderem mit einer Podiumsdiskussion zur Fahrradfreundlichkeit in Mannheim, mit Vorträgen etwa zur Bedeutung des Fahrrades für die Frauenbewegung oder mit dem Bericht eines Globetrotters, der über 150 Länder mit dem Rad bereiste.
TECHNOSEUM, Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim, 68165 Mannheim
Öffnungszeiten: Täglich von 9.00 bis 17.00 Uhr
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