Gerd Blank

Autor, Text, Podcast, Moderation, Hamburg

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Dschungelcamp 2011: Ein letztes Wiedersehen in der Dschungelhölle / stern.de / 31.1.11

Da sitzen sie noch einmal alle beieinander, die Dschungelcamp-Kandidaten, um noch einmal die Höhepunkte der vergangenen 16 Tage zu feiern. Alle sind ins Baumhaus gekommen. Der braungebrannte Rainer Langhans, der frisch erblondete Froonck Matthée, Eva Jacob und Gita Saxx sind genauso da wie Mathieu Carrière, Thomas Rupprath und Katy Karrenbauer. Auch Indira Weis und selbst Plappermäulchen Sarah Knappik sind gekommen, um Dschungelkönig Peer Kusmagk zu gratulieren. Nur einer fehlt: Der durchtrainierte Jay Kahn erlitt bei seiner Abberufung aus dem Camp einen Schwächeanfall und konnte nicht am Treffen im Baumhaus teilnehmen.

Es scheint fast so, als ob Khan sich nicht dem Kreuzverhör von Sonja Zietlow und Dirk Bach stellen wollte. Vielleicht geht es ihm aber wirklich nicht gut: Nichtarzt Dr. Bob bestätigt, dass Jay einen Zusammenbruch erlitt. Allerdings sagt er auch, dass Jay ein guter Schauspieler sei. Indira versteht das als Kompliment. Generell lässt die junge Sängerin keinen Moment Zweifel aufkommen, dass die beiden Turteltauben echte Gefühle füreinander empfinden. Aber man merkt Bach und Zietlow schnell an, dass sie die Lust an diesem Thema verlieren, denn nächste Woche wird man sich eh kaum noch an die beiden Teilnehmer erinnern können.

Anders dagegen Eva Jacob, die ewige Blondie, das jüngste Drittel der Jacob Sisters. Sie erzählt freimütig von ihren Klogängen - und die sind für alle Beteiligten interessanter, als die Liebelei von Jay und Indira. Thomas Rupprath wiederum ist für seine Verhältnisse geradezu euphorisch. Als fairer Sportsmann ist er offensichtlich sehr glücklich, überhaupt dabei gewesen zu sein und freut sich riesig über den dritten Platz. Und Gitta Saxx, das Jahrhundertplaymate, nutzt die Sendung als Kontakthof: Saxx ist auf der Suche nach einem Mann fürs Leben. Interessenten können sich gerne bei RTL melden.

Die Selbstwahrnehmung des Kommunarden

Rainer Langhans, der gerne alleine auf seiner Pritsche lag, ohne mit anderen Teilnehmern zu sprechen, der den anderen nicht gerne beim Abwasch half, dieser Rainer hatte Sarah Knappik im Camp ein "asoziales Verhalten" attestiert. Und was nervt den Alt-Kommunarden? Langhans ist ein wenig unzufrieden damit, wie er in der Sendung dargestellt wurde. Tatsächlich: Im Gespräch mit Dirk und Sonja spricht er mehr, als man von ihm in der gesamten Staffel gehört hat.

Bei Katy Karrenbauer dagegen haben zwei Wochen Australien Wunder bewirkt, sie sieht frisch und erholt aus, allerdings auch ein wenig traurig. Wahrscheinlich hat sie erfahren, dass sich ihr Freund per Zeitungsinterview von ihr getrennt hat - ohne es Katy persönlich mitzuteilen. So kann sie sich verständlicherweise kaum darüber freuen, dass sie die Teilnahme an der Show schuldenfrei gemacht hat.

Entschuldigung mit Banane

Mathieu Carrière entschuldigt sich mit zitternder Stimme bei Peer Kusmagk. Theatralisch erklärt er, dass er Jay schützen wollte und dass ihm im Camp eine Sicherung durchgebrannt sei. Peer nimmt die Entschuldigung - und die Banane für den Stoffaffen - an. Doch dann wird es wirr: Mathieu versteigt sich mit Äußerungen wie "Wir haben mit der Show eine Kulturrevolution in Gang gesetzt", "Es war als Medienereignis wichtiger als die Mondlandung" und "Ein Meilenstein in der Geschichte". Ja, ist klar Mathieu, darunter geht es nicht.

Doch dann zeigt der Schauspieler wieder sein wahres Gesicht und damit das Gegenteil von Größe: Bei Sarah würde er sich nicht dafür entschuldigen wollen, dass er sie auf Knien bat, das Camp zu verlassen. "Sie war überfordert und ich musste die Kröte schlucken, ihr das zu sagen." Vielleicht sollte sich Herr Carrière noch einmal die Aufzeichnungen dieser Staffel anschauen und sein eigenes Verhalten überdenken.

Der finale Auftritt vom Hochzeitsplaner Frank, Entschuldigung, Froonck Matheé, fiel dann in etwa so kurz aus, wie sein Aufenthalt im Camp.

Sarah Dingens kann wieder lachen

Endlich ist "my Air was away"-Sarah dran, die Sarah, die "die härteste Dschungelprüfung aller Zeiten" mitmachen musste. Die Sarah, die "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" zum Quotenhit machte. Man hätte diese Staffel auch " Alle gegen Sarah" nennen können. Aber das scheint die Bochumerin nicht zu belasten. "Ich sollte manchmal ein bisschen mehr nachdenken", sagt das Beinahe-Topmodel. Sarahs Auftritt ist sehr souverän, sie findet sogar ihren neuen Nachnamen "Dingens" sehr witzig. Sie bleibt aber dabei, dass sie nie gelogen hat, bei Jay und Indira will sie sich daher auch nicht entschuldigen. Und endlich verrät sie, wie lange sie schon Vegetarierin ist: ganze sechs Monate.

Zwar trifft Peer in der Sendung wieder auf Sarah, mit seiner in Deutschland wartenden Bella hat er aber noch nicht gesprochen. Das passt zu ihm und seinem ganzen Auftritt während des Dschungelcamps. Er wirkt so verstrahlt, so vom Leben bekifft, dass es eine Freude ist. Kusmagk gibt ganz offen zu, dass er mit seinem Auftritt im Dschungelcamp wieder im Showgeschäft Fuß fassen will. Im Camp hatte der Ex-Schauspieler und Ex-Moderator gezeigt, dass man auch als Einzelgänger erfolgreich sein kann. Er hat mit seinem authentischen Verhalten die Herzen vieler Zuschauer gewinnen können. Ob das für eine Wiederbelebung seiner Karriere reicht, wird sich zeigen. Die Chancen stehen dafür nicht schlecht, denn im Gegensatz zu der Zeit vor dem Camp kennt jetzt ganz Deutschland seinen Namen. Im schlechtesten Fall kann er immer noch auf Kindergeburtstagen zeigen, wie man Seifenblasen macht.

Wie geht es weiter?

Nun ist es also vorbei. Wie soll man dieses Format noch steigern? Eigentlich geht das nur, wenn man wirklich TV-Stars ins Camp sperrt. Wir haben da auch einen Vorschlag, vielleicht liest RTL ja mit und erfüllt uns den Wunsch. Ach wäre das herrlich, wenn Tine Wittler das Camp schön machen könnte und Christian Rach das Essen für die Kandidaten kochen würde. Super-Nanny Katia Saalfrank würde dafür sorgen, dass sich niemand streitet und Peter Zwegat würde sich mit der finanziellen Situation der Mitinsassen beschäftigen. Eva Herman würde aus ihren Werken Gute-Nacht-Geschichten vorlesen und Mario Barth könnte das Team morgens aus den Federn schreien, Alter ey. Und Elton wäre auch da, als Dschungelpraktikant. Dann bräuchte man auch keine Dschungelprüfungen mehr durchführen, jeder Tag wäre ein harter Test für die Zuschauer. Allerdings müsste nach unseren Vorstellungen dann die Regel noch ein wenig geändert werden: Es dürfte kein Kandidat mehr aus dem Dschungel herausgewählt werden. Und nach einem Jahr würde man noch mal nachschauen, wie es den Stars so geht. Aber das bleibt wohl ein schöner Traum.

Aber egal, wie die Besetzung das nächste Jahr aussehen wird, dass es zu einer Fortsetzung kommen wird, steht wohl außer Frage. So erfolgreich wie in diesem Jahr war keine der vorherigen Staffeln. RTL erreichte jeden Tag mit "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" Topquoten. Ein Jahr wird nun Peer Kusmagk die Dschungelkrone tragen. Er folgt auf so illustre Vorgänger wie Costa Cordalis, Desiree Nick, Ross Anthony und Ingrid van Bergen. Auch sie gaben ihrer Karriere dank Maden, Hirschpenissen und Kakerlaken-Duschen neuen Drive.

Und das kann wirklich nur im Dschungelcamp passieren.

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