Gerd Blank

Autor, Text, Podcast, Moderation, Hamburg

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Mit dieser Ausrüstung wird Camping komfortabel - DER SPIEGEL - Tests

Camping hat in den vergangenen Jahren immer mehr Freunde gefunden. Doch besonders in diesem Jahr bekam es durch Corona und Reisewarnungen noch einmal zusätzlich gewaltigen Schub. Die Deutschen campen, sie leihen oder kaufen sich Zelte, Wohnmobile und Wohnwagen oder bauen Fahrzeuge zu Campervans um. Aber zum richtigen Outdoor-Vergnügen gehört noch mehr als das mobile Heim, es braucht auch noch das passende Zubehör. Deshalb stelle ich dieses Mal ein paar Dinge vor, die ich in meinem Wohnmobil immer dabeihabe.

Produkte im Überblick So haben wir getestet

Installation und Aufbau: Wie schnell gelingt es, das Zubehör für die Nutzung vorzubereiten.

Nutzung: Wie einfach ist die Bedienung der Gadgets und welche Möglichkeiten ergeben sich durch den Einsatz?

Verarbeitung: Wie ist die Qualität des Materials und wie gut ist die Verarbeitung für den Outdoor-Einsatz? Welche besonderen Features gibt es?

Camper-Typ: Für welche Art des Campings ist es geeignet?

"Grenada Lake" von Outwell

Wer schon einmal auf einem Festival war, kennt das: Vor den Konzerten sitzt man vorm Zelt oder dem Camper viele Stunden auf seinem Klappstuhl. Diese typischen Campingstühle sind leicht und günstig, was sicherlich praktisch ist. Doch bequem ist etwas anderes. Aber ich mag es bequem - ganz gleich, ob ich beim Hurricane in Scheeßel bin, am Strand von St. Peter-Ording oder auf einem Campingplatz.

Outwell hat meinen stummen Schrei nach Komfort offenbar gehört und den Grenada Lake hergestellt. Im Prinzip handelt es sich dabei um einen schlichten Regiestuhl mit einem Stahlgestänge, auf dem straff gespannter Stoff Sitz und Rücklehne bildet. Der Clou ist der graue Überzieher, wodurch der Stuhl fast zu einem Sessel wird. Selbst die Arme haben es bequem, wenn sie auf der Lehne liegen. An der rechten Armlehne befindet sich eine Tasche mit doppelter Funktion: Ist der Stuhl aufgeklappt, kann man dort eine Zeitschrift, den E-Book-Reader oder andere Dinge hineintun. Beim Zusammenklappen wird die mit einem Klettband versehene Tasche um das jetzt flache Paket gespannt. An der Stoffschlaufe lässt sich der Stuhl einfach tragen.

Für mich hat der Stuhl die richtigen Abmessungen: Mit meinem 1,93 Metern kann ich damit bequem am Tisch sitzen - und nach dem Essen darin herumlümmeln. Für meine Frau ist er allerdings zu groß - und vor allem zu schwer. Die hohe Stabilität kauft man sich mit etwa 7,5 Kilogramm Gewicht ein. Auch das Packmaß ist nicht ideal, da sich die breiten Beine nicht sehr weit zusammenklappen lassen. So landet der Grenada Lake immer auf dem Bett im Alkoven des Wohnmobils oder in der Dachbox. Das ist etwas umständlich. Mir gefällt wiederum, dass der Stuhl keine Füße, sondern Kufen hat. Durch diese Bauform steht er perfekt auf Sand. Auch preislich lässt sich der Outwell-Sessel nicht mit einem Klappstuhl aus dem Supermarkt vergleichen.

"Free P2" von Leatherman

In dieser Kolumne hatte ich schon einmal einen echten Werkzeugkoffer vorgestellt. Bei schwerwiegenden Problemen mit dem Auto ist es nach wie vor sinnvoll, ein umfangreiches Sortiment an Werkzeugen dabei zu haben. Aber bei einem Camping-Trip mit leichtem Gepäck darf es auch gern mal nur ein Multitool sein. Bei mir fährt seit vielen Jahren immer ein Leatherman mit. Nun ist der "Free P2" dazugekommen. 19 Werkzeuge sind in dem 215 Gramm schweren Multitool enthalten. Dabei handelt sich auf den ersten Blick um Werkzeuge aus der Standardabteilung solcher Multitools. Das soll den Nutzen nicht schmälern, die Besonderheit liegt aber nicht im Was, sondern im Wie: Der "Free P2" lässt sich komplett mit einer Hand bedienen.

Die einzelnen Tools können durch einen Fingerdruck auf die jeweilige Befestigung herausdrückt werden. Drückt man die Verriegelung auf, bringt man sie genauso leicht wieder die Ruheposition. Will man an die Zange, fühlt man sich wie ein Halbstarker: Mit festem Griff wird eine der Seiten des Tools festgehalten und dann muss nur noch das Handgelenk geschüttelt werden, in etwa so, als würde man mit einer Peitsche knallen.

Die Verarbeitung der Werkzeuge ist sehr gut, der Preis ist sehr hoch. Für 160 Euro könnte man sich jede Menge richtiges Werkzeug kaufen. Aber das macht bei der Nutzung längst nicht so viel Spaß. Auf der Habenseite steht, dass Leatherman auf seine Produkte 25 Jahre Garantie gibt und man bei Bedarf einzelne Werkzeuge austauschen kann.

Camping-Kabeltrommel von Brennenstuhl

Es ist keine gute Idee, einfach eine normale Haushaltskabeltrommel mit zum Camping zu nehmen, da sie nicht den vorgeschriebenen Richtlinien entspricht. In Deutschland ist halt auch die Stromversorgung genormt - das gilt auch auf dem Campingplatz.

Mit der Brennenstuhl-Kabeltrommel gibt es keinen Ärger: Der für die Stromboxen benötigte CEE-Anschluss ist bereits am Kabel, am anderen Ende befindet sich der Anschluss fürs Mobil, Adapter werden nicht benötigt. Besonders praktisch ist der Winkelstecker, der im Camper steckt, denn an der Rückseite lässt sich ein handelsüblicher Schukostecker nutzen. Auch bei der Kabeldicke werden alle Vorschriften erfüllt, das leuchtende Orange übersieht man auch beim Toilettengang im Dunkeln nicht. Für Zelter ist die Kabeltrommel sicherlich überdimensioniert, im Wohnmobil bietet sich die Mitnahme dagegen an.

+ entspricht DIN-Vorgaben- hoher Preis- relativ schwer- Unflexibel, nur fürs Camping nutzbar + Winkelstecker mit Schuko-Anschluss+ keine weiteren CEE-Adapter nötig LinkOn 112W USB C Autoladegerät

Das Schöne am Camping ist ja, dass man nicht immer auf einen Campingplatz angewiesen ist, sondern auch mal ein paar Tage irgendwo wild stehen kann. Doch ich brauche unterwegs häufig mein Notebook, da ich auch im Wohnmobil arbeite.

Bisher habe ich für die Stromversorgung des Computers immer einen unhandlichen Wechselgleichrichter genutzt, den ich an den 12-Volt-Anschluss gesteckt habe. Nun steckt dort ein winziges USB-C-Ladegerät mit hoher Watt-Leistung. Bis zu 90 Watt gibt der Adapter aus, was mehr als genug ist, um das MacBook Pro schnell und sicher aufzuladen.

Der Adapter passt auch in den Zigarettenanzünder, wodurch ich auch vorne arbeiten kann, während meine Frau fährt. Leider wird der Adapter im Betrieb ziemlich warm, daher sollte er am besten frei liegen und genügend Luft bekommen. Meine Lösung dafür ist ein kleines Verlängerungskabel, wodurch er frei schwingen kann.

"Häng" Hängematte

Eine Hängematte ist inzwischen zu einem der wichtigsten Reiseutensilien auf meinen Camping-Trips avanciert. Es gibt kaum etwas Schöneres, als das Tuch zwischen Baum und Fahrradträger zu hängen und sich mit Kopfhörer und Drink in der Hand hineinzulegen. Die "Häng" besteht aus Fallschirmseide und ist stabil genug, um zwei Personen auszuhalten - sofern sie zusammen nicht mehr als 200 Kilo wiegen.

Mit einem festen Band und Karabiner kann die Hängematte flexibel aufgehängt werden. Danach kann man sie einfach wieder in den Beutel stopfen, der sich seitlich an der Matte befindet. Das kleine Päckchen wiegt 850 Gramm, wodurch es auch bei einer Fahrradtour nicht stört. Ich habe mich damit kürzlich im Wald zwischen zwei Bäume gehängt und ein kurzes Nickerchen gemacht.

Mit 90 Euro ist die "Häng" nicht die günstigste Hängematte, aber dafür unterstützt man mit dem Kauf ein deutsches Unternehmen - welches übrigens auch im Camper entstanden ist. Und weil Nachhaltigkeit so wichtig ist: Mit jedem Verkauf werden von der "Eden Reforestation Projects"zwei Bäume gepflanzt.

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