Gerd Blank

Autor, Text, Podcast, Moderation, Hamburg

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Smarte Küchen-Gadgets im Test: Schlauer kochen - mit und ohne Web-Anschluss

Nachdem ich mein Büro sicherer gemacht habe, ist nun die Küche dran, auch die soll schlauer werden. Dabei sollen ein paar Geräte und Gadgets helfen, die mir Arbeit abnehmen oder sogar neue Möglichkeiten eröffnen. Darum ist auch die Bandbreite an Küchenhelfern so groß, sie reicht von einer smarten Kaffeemaschine über eine Küchenwaage mit App-Anbindung bis zu einem praktischen Deckel für Topf und Pfanne.

In meiner Küche halte ich mich wahrscheinlich länger auf, als in jedem anderen Raum meiner Wohnung. Ich koche und backe gern und probiere immer wieder neue Rezepte aus. Mein Fuhrpark an Küchenhelfern ist über die Jahre ziemlich groß geworden. Damit ein neues Gadget einziehen darf, muss es daher schon wirklich praktisch sein. Also habe ich mir einige Produkte angeschaut, die mir technische Kochunterstützung bieten sollen.

Die getesteten Produkte im Überblick

Amazon Echo Show 8 (129 Euro) Smarter Minibildschirm mit Lautsprecher, Spracherkennung und Alexa-Anbindung.

AEG Explore Küchenwaage (59,99 Euro) Per Smartphone-App lässt sich genau ermitteln, wie viele Kalorien die gewogenen Lebensmittel haben.

Bosch ErgoMixx Stabmixer (139,99 Euro) Mit einem zusätzlichen Aufsatz für den Mixer können Lebensmittel in entsprechenden Beuteln und Vorratsdosen vakuumiert werden.

Mono Multitop Kochdeckel (48 Euro) Der Deckel passt auf Pfannen und Töpfe verschiedener Größen, dient gleichzeitig als Koch- und Dosierhilfe.

Melitta Kaffeevollautomat Barista TS Smart (1022 Euro) Per Smartphone-App kann eine Vielzahl an Kaffeevariationen ausgewählt, erstellt und zubereitet werden.

So haben wir getestet

Installation und Vorbereitung ­- Wie schnell sind die Gadgets einsatzbereit?

Im Einsatz - Wie einfach ist die Bedienung des Geräts oder Gadgets?

Smarte Features ­ - Welche Funktionen sind es, die das Gadget smart machen? Wie intelligent sind diese Features wirklich?

Nutzen - Welche Hilfestellung bietet das Gadget in der Küche und ist der Einsatz sinnvoll?

Amazon Echo Show 8

Kochen ist meine große Leidenschaft. Doch viele meiner alten Rezepte, die ich inzwischen auswendig beherrsche, kann ich nicht mehr nutzen: Seit ein paar Jahren esse ich keine tierischen Lebensmittel mehr, hinzu kommen ein paar Unverträglichkeiten. Das ist kein Problem, stellt mich bei neuen Rezepten aber manchmal vor Herausforderungen. Zum Beispiel: Wie soll ich Rührei ohne Ei zubereiten? Bis ich das passende Rezept im Kochbuch oder im Internet gefunden habe, ist mir der Hunger vergangen.

Hier kommen Amazon und dessen Sprachassistent Alexa ins Spiel. Die Installation des Echo Show 8 ist einfach: Nach dem Einschalten muss lediglich das WLAN ausgewählt und eine Verbindung mit dem Amazon-Konto hergestellt werden. Nach nicht einmal fünf Minuten ist der Echo Show einsatzbereit und findet seinen Platz auf der Arbeitsplatte.

Auf die Frage "Alexa, wie bereite ich veganes Rührei zu?" zeigt mir der acht Zoll große Bildschirm sofort mehrere Varianten an. Sobald ich ein Rezept per Sprachbefehl oder durch Berührung des Bildschirms ausgewählt habe, kann ich mir auf Zuruf die Zutatenliste anzeigen oder mich Schritt für Schritt durch das Rezept führen lassen. Wenn es zu dem Rezept ein Video gibt, kann ich mir anschauen, wie das Ergebnis aussehen sollte.

Neben smarten Features wie der Spracherkennung funktioniert das Gerät auch als Internetradio, Wetterstation und kann für Videokonferenzen eingesetzt werden. Mit den sogenannten Skills lassen sich die Fähigkeiten um Dienste vieler Anbieter erweitern. Im Prinzip handelt es sich um ein Tablet mit einem vernünftig klingenden Lautsprecher. In der Küche ist der Nutzen des Echo Show groß, weil ich dank Sprachsteuerung nicht mehr mit verschmierten Fingern durch Kochbücher blättern oder Touchscreens bedienen muss.

AEG Explore Küchenwaage

Bei bestimmten Gerichten kommt es darauf an, sich genau an die Gewichtsangaben für die Zutaten zu halten. Daher gehört eine Waage unbedingt in eine gut ausgestattete Küche. Ich wollte eine mit App-Anbindung und habe mich für die Explore Küchenwaage von AEG entschieden. Die Installation ist simpel, es müssen lediglich Batterien eingelegt werden und schon ist die Waage startklar. Für die Smartphoneverbindung muss man die kostenlose App Scale installieren.

Im Einsatz nervte die Waage erst einmal, denn sie ist eines dieser Piep-Gadgets. Sobald zum Beispiel die Tara-Taste gedrückt wird, um die Gewichtsanzeige auf null zu stellen, ertönt ein hoher Piepton. Mein Hund wird dann jedes Mal wahnsinnig. Hier hätte ich mir am Gerät oder per App einen Ausschalter gewünscht. Und sonst? Die Waage zeigt das Gewicht genau an, die Wiegefläche lässt sich leicht reinigen.

Mit der App wird die Waage dann tatsächlich ein bisschen smart: In einem Suchfenster kann ich nach dem zu wiegenden Lebensmittel suchen. Habe ich es gefunden, wird nicht nur das Gewicht angezeigt, sondern auch Nährwerte wie Kohlehydrate, Fett, Eiweiß oder Ballaststoffe. Das Ergebnis lässt sich in einem digitalen Tagebuch speichern.

Generell ist der Stabmixer in meiner Küche eines der meistbenutzten technischen Geräte. Besonders wenn ich Suppe koche, ist er im Einsatz. Mit dem Bosch ErgoMixx ist aber nicht nur eine schnelle Zubereitung möglich, sondern auch eine Resteverwertung.

Vor dem ersten Einsatz muss der Pürierstab an den Handgriff mit dem 1000-Watt-Motor gesteckt werden. Die Klinge lässt sich leider nicht austauschen, sie wirkt aber sehr robust. Im Test hatte sie keinerlei Probleme mit Nüssen und Möhren. Soweit, so normal. Meistens koche ich so viel, dass ich noch ein oder zwei Portionen einfrieren kann. Im Set des ErgoMixx sind neben einem Mixbecher auch ein Vakuum-Aufsatz, eine Vorratsdose und Frischhaltebeutel enthalten.

Die Nutzung ist einfach: Statt des Pürierstabs wird der Vakuum-Aufsatz an den Handgriff gesteckt. An den Beuteln und auf der Dose ist eine spezielle Einweg-Öffnung angebracht, auf die der Aufsatz gehalten wird. Nur noch den Motor starten und die Luft wird aus dem Behältnis gesogen.

Von einem smarten Feature im klassischen Sinne kann man hier nicht sprechen, denn der Mixer kommt ohne Internetverbindung und Smartphone-App aus. Dennoch ist die Kombination aus zwei Funktionen äußerst schlau umgesetzt. Durch die Vakuumierung bleiben Lebensmittel länger haltbar. Viele ambitionierte Köche schwören zudem auf Sous-vide, also das Vakuumgaren.

Mit dem ErgoMixx ist der Einstieg in diese Art der Zubereitung schnell und einfach machbar. Außerdem macht die Bedienung Spaß: Ich habe mich dabei erwischt, wie ich meine gesamten Vorräte portioniert und vakuumiert habe, bis die Beutel aufgebraucht waren. Genau die sind ein Problem dieses Systems: Es werden spezielle und damit teure Beutel und Vorratsdosen benötigt. Es ist ein wenig wie bei Druckern mit Tintenpatronen oder Kaffeemaschinen mit speziellen Kapselsystemen: Man legt sich einmal fest - und das hat dann beim Zubehör seinen (hohen) Preis.

Mono - Multitop Kochtopfdeckel

"Jeder Topf findet seinen Deckel", so heißt es zumindest. Die Designer des Mono Multitop sind dagegen sicher der Meinung, dass man nur noch einen Deckel für alle Töpfe braucht. In der Tat ist die Idee prima. Zur Vorbereitung wird der Deckel lediglich aus der Verpackung genommen, die Bedienung erklärt sich dann fast von selbst. Die Form des Deckels erinnert an den Schild von Captain America. Die leichte Wölbung wird auf den offenen Topf gesetzt, dadurch sitzt der Deckel auch auf unterschiedlichen Topf- und Pfannengrößen sicher.

Mit dem Griff an der Oberseite entsteht so etwas wie eine Schaufel. Legt man Zutaten in die Kuhle, werden diese von der Hitze des Topfes darunter schon leicht vorgegart - bevor man sie dann im richtigen Moment in den Topf gibt. Klingt simpel, ist aber ein smartes Feature und spart zudem Platz auf der Arbeitsfläche.

Durch die Wölbung lässt sich der Deckel allerdings nicht gut auf der Arbeitsfläche ablegen. Außerdem passt das Design nicht in jedem Haushalt zur restlichen Küchenausstattung - hier wäre mehr Auswahl besser gewesen. Aber vor allem ist der Preis für einen Deckel sehr hoch. Andere kaufen sich dafür mehrere Töpfe, inklusive Deckel.

Melitta Barista TS Smart

Zum Schluss noch einen Kaffee. Morgens liebe ich es, meinen Kaffee frisch per Hand aufzubrühen. Im Büro allerdings möchte ich schnell meinen Becher füllen, ohne gleich eine ganz Kanne kochen zu müssen. Und wenn Gäste da sind, möchte ich deren Wünsche erfüllen. Ein Latte macchiato soll es sein? Aber gern.

Ein Vollautomat ist für diesen Zweck die beste Idee. Meine Wahl fiel auf den Melitta Barista TS. Der Automat bietet all das, was ich mir von einer guten Maschine wünsche: Es gibt zwei Fächer für Kaffee- und Espressobohnen, der Wassertank ist mit 1,2 Liter Fassungsvermögen ausreichend groß. Und der Milchkanister lässt sich einfach anschließen - und noch einfacher reinigen.

Für die Erstinstallation sollte man etwas Zeit mitbringen. Es gilt erst einmal die Maschine aufzustellen, Aufkleber zu entfernen, den Filter einzusetzen, Wasser und Kaffeebohnen einzufüllen und ein paar Probedurchläufe und Spülungen zu starten. Doch dann geht es los mit der privaten Kaffeestube. Der Clou ist die große Zahl an verschiedenen Kaffeerezepten. Mehr noch: Dank einer App kann ich mein Lieblingsheissgetränk ganz einfach per Smartphone auswählen.

Mein Kollege fand das zunächst albern - bis ich ihm seinen Wunsch "Café Créme doppio mit weniger Wasser und mit der stärkeren Bohne" in wenigen Sekunden auswählen und kredenzen konnte. Rund 20 Standardrezepte stehen in der App zur Verfügung, die nach eigenen Vorlieben durch simple Schieberegler variiert werden können. Unter dem Punkt Freestyle stellt man sich darüber hinaus ruckzuck seine eigenen Favoriten zusammen.

Leider sorgt die App nicht dafür, dass sich die Maschine nach Gebrauch selbst reinigt. Der Trester mit den Kaffeeresten füllt sich schnell, spätestens nach zehn Portionen muss der Plastikbehälter geleert werden. In der Tropfschublade sammelt sich Wasser, weil die Leitungen nach jedem Einschalten und vor jedem Ausschalten durchgespült werden. Dadurch muss der Wasserkanister schneller wieder gefüllt werden, als man "Zwei Espresso bitte" sagen kann.

Die Maschine braucht wie jeder Vollautomat ein bisschen Pflege. Zum Beispiel muss auch die Brühgruppe regelmäßig aus der Maschine genommen und gesäubert werden - auch wenn das relativ schnell und einfach geht. So relativiert sich die Zeitersparnis gegenüber dem herkömmlichen Aufbrühen ein wenig. Allerdings ersetzt die Barista eben auch einen Kaffeeprofi aus Fleisch und Blut. Die Melitta-Maschine kennt dank der App fast so viele unterschiedliche Rezepte wie sein menschlicher Kollege.

Natürlich kann die Barista auch ohne App genutzt werden, aber richtig Spaß macht sie erst mit Smartphone. Doch die Freude an Kaffeeexperimenten lässt bereits nach ein paar Tagen nach, wenn man seine Lieblingsmischung gefunden hat. Dann ist die App nur noch Gimmick - oder sogar nervig, weil vor der Zubereitung erst einmal eine Bluetooth-Verbindung hergestellt werden muss. Damit lassen sich dann nicht einmal Gäste beeindrucken, die nur schnell einen ganz normalen Kaffee haben wollen.

Fest steht, dass ein Vollautomat in der Büroküche eine gute Entscheidung ist. Ob diese aber mit einer App-Anbindung ausgestattet sein muss? Eher nicht, schließlich muss man ganz manuell eine Tasse unterstellen. Erst wenn die Maschine den Kaffee auch noch an den Schreibtisch bringt, können wir wieder darüber reden.

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