Gerd Blank

Autor, Text, Podcast, Moderation, Hamburg

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Ratgeber Hi-Res-Klang: Bester Sound für unterwegs

Anfang Abspielgerät Kopfhörer Songs Fazit Kommentare AnzeigeSmartphones und Kopfhörer ersetzen zunehmend die Stereoanlage. Auch mobil muss man nicht auf nahezu perfekten Klang verzichten. Wie das geht, verrät der Ratgeber.

Mobile Audioplayer sind eine vom Aussterben bedrohten Spezies. Der Grund ist klar: Warum sollte man eine spezielle Hardware nur fürs Abspielen von Musik nutzen, wenn jedes Mittelklasse-Smartphone bereits einen guten Sound liefert? Außerdem lassen sich durch die ständige Internetverbindung jederzeit Streamingdienste nutzen. Theoretisch wäre es darüber sogar möglich, einen besseren Sound zu bekommen, als man es von einer Audio-CD gewohnt ist. Man spricht dann gerne von Hi-Res-Audio. Allerdings ist der Begriff weder geschützt noch klar definiert.

Im Grunde ist damit lediglich jede Auflösung gemeint, die höher ist als die einer handelsüblichen CD, bei der mit relativ niedriger Abtastraten und Bittiefen Töne bereits oberhalb von 20 kHz verloren gehen. Allerdings ist es beim direkten Vergleich von Hi-Res-Audio zu einer Audio-CD nicht immer leicht, einen Unterschied zu hören. Schließlich liefern die dort üblichen 16 Bit und 44,1 kHz bereits eine sehr gute Klangqualität. In der Studie „ A Meta-Analysis of High Resolution Audio Perceptual Evaluation " aus dem Jahr 2016 konnten nur wenige der mehr als 400 Teilnehmer einen Unterschied zwischen hochauflösendem und Standard-Klang wahrnehmen. Laut den Forschern kann man sein Gehör schulen, wenn man weiß worauf man achten muss. Und dabei hilft natürlich, den Sound in bestmöglicher Qualität anzuhören.

Hi-Res-Dateien sorgen rein theoretisch dank höherer Abtastraten und größerer Bittiefe für mehr Details, da sie mit 24 Bit und 96 kHz oder sogar mit 24 Bit und 192 kHz gemastert werden - was dann mehr als dem Sechsfachen der Datenübertragung herkömmlicher CDs entspricht. Doch die meisten Streaming-Services haben derzeit lediglich komprimierte Musik im Angebot. Ein Grund ist die Dateigröße. Songs mit drei Minuten Länge sind im von iTunes genutzten AAC-Format etwa sechs MByte groß. Verlustfreie Musik beansprucht mehr Platz, eine FLAC-Datei (Free Lossless Audio Codec) ist bei drei Minuten Länge schon etwa 15 bis 20 MByte groß. Gibt es die Musik sogar in High-Resolution, sind die Dateien sogar noch größer. Für Streaming-Dienste läppert sich das.

Typische Highres-Formate sind WAV, ALAC, AIFF oder DSD. Diese unterschiedlichen Standards für die Musikwiedergabe von hochauflösenden Titel führen zu einem weiteren Problem: Nicht jedes Smartphones beherrscht jedes Format. Für audiophile Hörer ist Handy-Musik daher häufig ein Graus, sie wollen schließlich nur den bestmöglichen Sound an ihre Ohren lassen - und das auch unterwegs. Sie kommen daher häufig nicht daran vorbei, musikalisch aufzurüsten. Besonders für Klassik-Fans lohnt sich die Investition in Hi-Res-Audio: Klassische Musik ist in ihren hohen und tiefen Bereichen besonders dynamisch und profitiert daher besonders von einer höheren Audio-Qualität.

Ein paar Smartphone-Hersteller haben ihren Geräten die Fähigkeit spendiert, Audio im Hi-Res-Format mit Bordmitteln abzuspielen. Andere Android-Smartphones können per App dazu befähigt werden, nahezu jedes Dateiformat zumindest laufen zu lassen. Nur ist damit nicht gesagt, dass dann wirklich Hi-Res-Sound aus dem Gerät schallt. Auf Nummer sicher geht man, wenn man einen dedizierten Audioplayer kauft, zum Beispiel von Sony oder Onkyo, die bereits seit Jahren auf Hi-Res-Sound bei mobilen Abspielgeräten setzen.

Aber auch Hersteller wie Fiio haben verschiedene gute und relativ günstige Player im Sortiment. Musikplayer, die Sound in bestmöglicher Qualität abspielen, sind am gelb-schwarzen Hi-Res-Logo zu erkennen. Wichtig ist aber nicht nur die Fähigkeit, die Musikdateien in verschiedenen Formaten abspielen zu können - sondern auch, wie der Sound übertragen wird. Erste Wahl sollte hier immer die Kabelverbindung sein, da so Störungen oder Verbindungsabbrüche zwischen Zuspieler und Ausgabegerät vermieden werden. Will man den Sound kabellos hören, sollte der Player Standards wie LDAC oder aptX beherrschen, damit der bestmögliche Sound per Bluetooth übertragen wird. Damit sind hohe Abtastraten von bis zu 48 kHz und Abtastauflösungen von bis zu 24 Bit möglich. Es handelt sich um eine nahezu verlustfreie Codierung im Frequenzbereich zwischen 20 Hz und 20 kHz.

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Wenn man es runterbricht ist guter mobiler Sound ein Zusammenspiel aus drei Faktoren: Qualität von Aufnahme, Player und Kopfhörer. Damit der Sound also möglichst perfekt ans Ohr kommt, sollte auch der Kopfhörer exzellent sein. In unserem Vergleichstest von ANC-Kopfhörern waren bereits ein paar Headsets dabei, die einen sehr guten Klang unterwegs ermöglichten. Besonders der Sony WH-1000 XM3 (Testbericht) hat uns klanglich gefallen. Für einen Marktpreis von rund 260 Euro bekommt man bereits ein sehr gut klingendes Gesamtpaket.

Aber es ist soundtechnisch noch viel mehr drin: So klingt zum Beispiel der Amiron von Beyerdynamics in Verbindung mit mobilen Hi-Res-Abspielern deutlich besser. Der Frequenzbereich des Over-Ear-Kopfhörers in geschlossener Bauweise liegt bei 5 Hz bis 40 kHz, als Codecs hat er aptX HD und AAC an Bord. Allerdings hat der Kopfhörer mit 32 Ohm eine relativ niedrige Impedanz, da er für den mobilen Betrieb optimiert wurde. Ein Kopfhörer mit niedriger Impedanz erfordert weniger Leistung, um die gleiche Lautstärke zu erzielen als ein Kopfhörer mit hoher Impedanz. Und je mehr Ohm ein Kopfhörer hat, desto besser ist Auflösung und Klang. Allerdings benötigt man für den mobilen Betrieb einen leistungsfähigen Kopfhörerverstärker, zum Beispiel den TEAC HA-P5 oder den Fiio Q1 Mark II.

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Welche Hardware unterwegs genutzt wird, liegt vor allem am eigenen Geschmack - und am Budget. Bei der Sound-Datei sollte dagegen kein Kompromiss eingegangen werden. Es gibt drei Methoden, Hi-Res-Musik aufs mobile Abspielgerät zu bekommen. Zuerst gibt es natürlich die Möglichkeit, seine eigenen CDs zu digitalisieren. Aber selbst, wenn es sich um eine 1:1-Kopie handelt, erhält man hier wie bereits geschildert nicht die bestmögliche Version der Musik. Dieser Weg ist nur dann zu empfehlen, wenn man die Lieblingsmusik nicht ein zweites Mal erwerben will. Wer allerdings Alben auf Vinyl oder CD kauft, bekommt immer häufiger einen Download-Code für die digitale Version des Albums dazu - oftmals sogar in verlustfreier Version.

Immer mehr Streaming-Dienste bieten zumindest einen Teil ihrer Musik-Bibliothek in nahezu verlustfreier Qualität an. Allerdings lassen sich die Dienste das Mehr an Qualität auch mit höheren Abo-Gebühren bezahlen. Während zum Beispiel die Standardmitgliedschaft bei Tidal und Deezer marktübliche 10 Euro kosten, werden bei beiden Services für Hifi-Varianten mit Musik in bestmöglicher Streaming-Qualität 20 Euro pro Monat fällig. Bei Qobuz ist es sogar noch weiter gestaffelt: Für 10 Euro gibt es MP3-Qualität, FLAC mit 16-Bit und 44.1 kHz gibt es für 20 Euro im Monat. 24-Bit und 192 kHz kosten 25 Euro - rund 250 Euro für ein Jahr.

Bei Qobuz gibt es Hi-Res-Musik aber auch als Download-Kauf - womit wir bei der dritten Variante sind, dem Kauf. Online-Shops wie HDtracks oder Highresaudio bieten ein großes Sortiment an Musik aus allen Genres an.

Das alte Sprichwort, dass guter Geschmack eben etwas teurer wäre, erfüllt sich auch bei der Musik. Schön ist aber, dass sich eine Investition lohnt. Es gibt wenig technische Sprünge, auch nach Jahren klingt ein guter Kopfhörer noch immer top. Wer Musik nicht nur als Berieslung sucht, sondern als Hobby und Leidenschaft hat, dem öffnet ein hochwertiger Kopfhörer samt ordentlichem Player und guten Tracks die Ohren in neuen Klangwelten.

Permalink: https://techstage.de/-4595912

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