Gerd Blank

Autor, Text, Podcast, Moderation, Hamburg

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Teufel Real Blue NC: günstig, bequem und robust

Anfang Design Sound Noise Cancelling Akku Sprachassistent Preis / Leistung Fazit Kommentare Günstiger Allrounder Bequemer Sitz Lange Akkulaufzeit Mäßige Geräuschunterdrückung Ausdrucksloser Gesamtsound Sensible Touch-Bedienung ab 179,99 Euro Anzeige

Zurückhaltung ist für Teufel ganz offensichtlich ein Fremdwort: Der Real Blue NC setzt auf ein geradezu brachiales Design, bei dem Firmenlogo oder das große Teufel-T an fünf Stellen prominent in Szene gesetzt sind. Bei dem Modell handelt es sich um einen ohrumschließenden Kopfhörer in geschlossener Bauweise. Der Umgebungsgeräusche werden also bereits physikalisch gut abgeschirmt.

Der Test zum Teufel Real Blue NC erscheint im Rahmen unserer Themenwelt ANC Kopfhörer. Dort wurden bereits folgende Tests und Artikel veröffentlicht:

Das Gehäuse des 250 g schweren Kopfhörers besteht fast komplett aus gut verarbeitetem Kunststoff. Der Kopfbügel ist dick gepolstert und mit Kunstleder überzogen. Die sehr dicken Ohrpolster sorgen für einen bequemen Sitz. Das verwendete Polstermaterial verursacht allerdings ein unschönes Geräusch beim Zusammendrücken. Und wenn sich der Schaum kurz darauf wieder entfaltet, hört man deutlich, wie die Luft ins Polster strömt. Hier wurde offensichtlich ein wenig beim Material gespart. Dem Sitzkomfort tut das keinen Abbruch: Die Real Blue NC sitzen gut und fest auf dem Kopf. Vielleicht ein wenig zu fest - fast so, als würde man eine etwas zu enge Mütze tragen.

Teufel Real Blue NC

Der Kopfbügel lässt sich stufenlos vergrößern, allerdings hakt die Schiene ab und an ein wenig. Das Scharnier für die Ohrhörer lässt sich zudem um 45 Grad drehen und umklappen. So passt das Headset einerseits auf unterschiedlich großen Köpfen, andererseits kann man es recht klein zusammenfalten. Die Bedienung erfolgt über wenige, dafür aber auffällige Buttons und Schalter und über eine Touch-Oberfläche.

Auf der linken Seite befindet sich der Schieberegler für den ANC-Modus, ein deutliches Einrasten untermalt den Wechsel von an und aus. Auf der rechten Seiten ragen die beiden Buttons für Power und Bluetooth deutlich aus dem Gehäuse heraus. Das ist eine mehr als fragliche Designentscheidung, da man diese Tasten nur selten nutzt - und daher wohl auch kaum blind ertasten muss. Bei der sensiblen Touch-Bedienung ist dagegen Fingerspitzengefühl gefragt: Die Lautstärke wird über vertikale Wischbewegungen auf dem rechten Ohrhörer reguliert. Ein Wisch nach vorn startet den nächsten Track, mit einem Wisch nach hinten geht es zurück. Ein leichtest Tippen stoppt und startet wiederum die Musik.

Insgesamt ist die Verarbeitung des Kopfhörers und Materialwahl ordentlich, die Bedienung zweckmäßig - und deutlich besser als zum Beispiel beim nicht viel günstigerem Clam von Fresh'n'Rebel (Testbericht). Ein wenig seltsam ist allerdings die Entscheidung, die Eingänge für USB und Klinke mit einer kleinen Gummilasche abzudecken. Was als Schutz gedacht ist, hängt störend am Gerät, sobald ein Kabel angeschlossen wird.

Teufel Real Blue NC

Den Teufel Real Blue NC gibt es nur in der Farbe schwarz mit einem knallroten Schutzstoff auf der Innenseite der Ohrhörer. Im Karton liegt noch eine stabile Transporttasche, ein Micro-USB-Kabel und ein 1,3 m langes Klinkenkabel.

Dass ein Teufel-Produkt gut klingen kann, ist wenig überraschend. Darum ist es ein wenig erstaunlich, dass die Berliner beim Real Blue NC ein wenig nachlässig sind. Aber erst einmal ein Lob: Teufel macht nicht den Fehler vieler anderer Hersteller von Produkten in dieser Preisklasse, die beim Klang vor allem auf Bass setzen. Die tiefen Töne spielen sich nicht in den Vordergrund, sondern untermalen den Sound in den meisten Fällen angenehmen und ausgewogen. Doch ab und zu wünscht man sich ein bisschen mehr Druck, wie zum Beispiel bei „Nicht die Musik" von Kraftklub-Sänger Felix Kummer. Beim oberflächlichen Hören macht der Kopfhörer hier mehr richtig als falsch. Die Stimme wird klar und dominant herausgestellt, Bässe und Synthi bilden dafür ein ordentliches Soundgerüst. Aber gerade Songs wie dieser brauchen mehr Dampf - und eine deutlichere Klangdifferenzierung. Die gilt noch mehr beim nächsten Album-Track „9010": Während die Stimme gut rüberkommt, ist der Klang der Musik eher Wischiwaschi und lieblos zusammengemischt. Kaum vorstellbar, dass im Aufnahmestudio ein Egal-Sound gewünscht war.

Teufel Real Blue NC

Aber vielleicht liegt es auch an den Computer-Sounds von Kummer. Also weiter zu echten Instrumenten: „Everyone Hides" von Wilco startet mit zarten Gitarrenriffs und einer paar Takten auf den Drums. Das klingt nett, unaufdringlich, aber auch ein wenig beliebig. Der Sound ruft nach intimer Club-Atmosphäre, bekommt aber mit dem Real Blue NC lediglich eine Bühne wie in der Fußgängerzone.

Auf seinem neuen Album setzt Thees Uhlmann dem verstorbenen Elektro-DJ Avicii mit dem gleichnamigen Song ein musikalisches Denkmal. Hier ist man fast froh, dass es vor allem auf den Text ankommt, denn die musikalische Untermalung ist mit den Kopfhörern - um es nett zu sagen - eher kein Denkmal für einen guten Klang. Die Gitarren wirken kraftlos, das Schlagzeug klingt wie aus einem Spielmannszug. Allerdings - und so ehrlich wollen wir sein - unterstreicht das bei Thees Uhlmann den rotzigen Unterton.

Teufel Real Blue NC

Darum geht es auch gleich mit den Foals weiter. Die Briten gelten als wahre Soundtüftler, was sie auf dem neuen Album „Everything Not Saved Will Be Lost Part 2" eindrucksvoll beweisen. Jedenfalls theoretisch, denn mit dem Real Blue NC ist schon beim ersten Track „My Number" von der Tüftelei nur wenig übriggeblieben. Obwohl der Song eigentlich gleich voll nach vorne geht, ist der Sound weder druckvoll noch ausdrucksstark. Leise Töne verschwinden in dem Klang-Mix, laute Stellen sind einfach nur laut. Der Sound des Real Blue NC liefert insgesamt zu wenig Druck. Höhen und Mitten laufen ordentlich mit, der Klang wirkt zuweilen breiig. Alles in allem sorgt der Teufel für eine Beschallung ohne große Ansprüche.

Bei der Geräuschreduzierung bekleckert sich Teufel nicht mit Ruhm. Der Real Blue NC kennt in dieser Kategorie nur zwei Betriebszustände: an und aus. Der Unterschied ist im Straßenverkehr kaum zu hören. Ist ANC aktiviert, wird der Verkehrslärm durch das Rauschen des Kontergeräusches ersetzt - in fast derselben Lautstärke.

Am Arbeitsplatz sorgt der Kopfhörer nicht für eine stille Arbeitsatmosphäre, aber immerhin für eine leichte Dämpfung der Geräusche. Eine vollständige Abschirmung ist nicht möglich, der Begriff „Noise Canceling" sollte gegen „Noise Reduction" getauscht werden. Dass der Real Blue NC im direkten Vergleich mit den ANC-Fähigkeiten des Bose Quietcomfort 35 II (Testbericht), des Bose NC 700 (Testbericht) oder des Sony WH-1000 XM3 (Testbericht) nicht mithalten kann, wundert nicht. Dagegen ist es erstaunlich, dass er in dieser Disziplin kaum besser ist, als der deutlich günstigere Soundcore Life Q20 (Testbericht).

Teufel Real Blue NC

Laut Teufel hält der nicht wechselbare Akku - abhängig von der gewählten Lautstärke - bis zu 30 Stunden durch. Ein guter Wert.

Ab Werk lassen sich Google Assistant oder Amazon Alexa aktivieren und nutzen. Auch eine Verbindung mit Siri ist möglich. Interessant ist, dass die Bedienung der Services über verschiedene Tasten erfolgt: Google Assistant oder Amazon Alexa über das Touchfeld auf der linken Seite, Siri per Knopfdruck auf der rechten Seite.

Der UVP des Real Blue NC liegt derzeit bei 180 Euro. Betrachtet man Verarbeitung, Qualität und ANC-Fähigkeit, liefern einige der anderen getesteten Modellen in dieser Preisklasse mehr.

Teufel Real Blue NC

Fresh 'n Rebel Clam ANC Ice Grey

Anker Soundcore Life Q20 schwarz

Bose NC 700

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Der Real Blue NC bietet theoretisch alles, was einen ordentlichen ANC-Kopfhörer auszeichnet: Er ist bequem und einfach zu bedienen, die technischen Details lesen sich auf dem Papier sehr gut. In der Praxis gibt es bei dem Teufel-Kopfhörer allerdings ein paar Misstöne. Die Touch-Bedienung reagiert zu sensibel, das verwendete Material produziert unschöne Geräusche bei der Nutzung.

Beim Klang kann Teufel seine große Expertise nicht nutzen, hier wäre mehr drin gewesen. Der Sound lässt sich mit beliebig bis ordentlich beschreiben. Selbst schlichte Songs klingen ein wenig nach Supermarkt-Beschallung, bei komplexer Musik fehlt die Differenzierung. Die Qualität der ANC-Funktion ist eher auf unterem Niveau - und muss aufgrund der guten physikalischen Abschirmung der geschlossenen Kopfhörer kaum aktiviert werden.

Vergleicht man den ANC-Kopfhörer mit den Platzhirschen von Bose oder Sony, wird das Bild - und der Klang - stimmiger. Der Real Blue NC kostet deutlich weniger als diese - und bietet eine dem Preis entsprechende Gesamtleistung. Wer als einen einfachen Alltagskopfhörer mit solidem Klangbild sucht und der auch mal den Außenlärm reduziert, kann beim Teufel-Headset ruhig zugreifen.

Permalink: https://techstage.de/-4560500

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