Gerd Blank

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Besser lernen mit 3-D-Simulation

Mit der App können sich Triebfahrzeugführer während der Ausbildung, aber auch im Nachgang mit den Funktionen des ICE 4 vertraut machen und verschiedene Schulungsthemen interaktiv erlernen und vertiefen. „Die App haben wir an alle Triebfahrzeugführer verteilt, auch an die, die keine Ausbildung für den ICE 4 erhalten. So haben alle die Möglichkeit, sich unsere erste Lern-App fürs Tablet live anzuschauen", sagt Verena Klees von DB Fernverkehr. Für den Probebetrieb wurden erst einmal etwa 150 Mitarbeiter geschult, für den Serienbetrieb kommen weitere 300 Mitarbeiter dazu. Mit der BR 412 Simulation lassen sich deren Schulungen besser in Arbeitsabläufe integrieren: „Unser großes Ziel ist es, die Nachhaltigkeit des Lernens zu fördern, indem stärker nach den eigenen Bedürfnissen gelernt und vertieft werden kann", so Verena Klees.

Ein Zug wird digitalisiert

Ursprung für dieses Projekt war eine Veranstaltung, auf der verantwortlichen Mitarbeitern von DB Fernverkehr gezeigt wurde, was mit digitaler Visualisierung möglich ist. Bei DB Systel bündelt die Plattform „ WorldInsight" viele Themen der digitalen 3-D-Visualisierung und 3-D-Echtzeitmodelle. Diese Modelle hatten oft einen anderen Fokus und waren für den Desktop optimiert. Da alle Lokführer aber ohnehin für das Mitführen der ganzen Regelwerke und andere Tätigkeiten über Tablets verfügen, entstand die naheliegende Idee: Das könnte die Grundlage einer mobilen Lernanwendung für die neuen ICE sein. Für den Einsatz als mobile Lernanwendung musste allerdings viel neu entwickelt werden.

Die Rohdaten für die Visualisierung des ICE 4 kommen direkt von Siemens, dem Hersteller des Zuges. DB Systel hat diese Daten so aufbereitet, dass sie in der Anwendung genutzt werden können. Zusätzlich hat DB Fernverkehr Videos zur Verfügung gestellt, durch die man visuell bestimmte Abläufe und Schritte erkennt - beispielsweise, wenn jemand am Zug steht und Handlungen ausführt. Auf Basis all dieser Daten wurde ein Modell des Zuges erstellt. „Zeitgleich mussten wir die fachliche Logik der Übungen verstehen, wir brauchten also eine Art Drehbuch", sagt Martin Respondek von DB Systel. Und eine Vorstellung davon, wie sich ein Nutzer durch die Anwendung bewegt. Aus diesem Grund wurde zunächst ein Klick-Dummy für Tablets erstellt, also im Prinzip eine grafische Abfolge, aus der das Screendesign hervorging und die reduzierte Interaktivitäten ermöglichte. Schon in diesem frühen Stadium der Entwicklung wurden in verschiedenen Workshops Triebfahrzeugführer und Trainer für Triebfahrzeugführer eingebunden, um deren Bedürfnisse bei der Nutzung der App aufzugreifen. Die Umsetzung der virtuellen Lernumgebung ist also auch ein Beleg für die gute Zusammenarbeit von DB Systel und DB Fernverkehr mit all seinen Bereichen.

Nächster Halt: Virtuelle Realität

Und die „BR 412 Simulation" zeigt auch, wohin technologisch die Reise geht. Der Schritt zum Lernen in der virtuellen Realität (VR) ist nicht mehr weit. Lerninhalte der Anwendung, wie zum Beispiel das Öffnen der Bugklappe, wurden bereits im Rahmen des Innovationsprojekts EVE (Engaging Virtual Education) für eine VR-Umgebung adaptiert. Mit EVE können Nutzer diese virtuelle Lernumgebung betreten, die natürlichen Bewegungen und Gesten werden erfasst. Funktionen werden regelrecht greifbar, wodurch das Lernen deutlich intensiviert werden kann - besonders bei Schulungsthemen wie einem Brand im Zug und anderen Szenarien, die an realen Zügen und Fahrsimulatoren nicht unterrichtet werden können.

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