Wozu braucht man eigentlich eine Uhr, wenn man die Zeit auch auf dem Smartphone ablesen kann? Apple liefert mit der Apple Watch gute Gründe, wieder öfter aufs Handgelenk zu gucken.
Schon seltsam: Bis vor einigen Jahren hatte ich immer eine Uhr am Handgelenk. Und weil ich nicht immer dieselbe Uhr tragen wollte, hatte ich mir ein paar verschiedene Uhren gekauft. Keine teuren, sondern eher günstige Modelle, die auch ruhig einen Kratzer vertragen konnten. Doch irgendwann las ich die Zeit nur noch vom Smartphone ab - die Uhren blieben in der Schublade.
An mir ging der Trend zur Smartwatch bisher vorbei. Mein Vorurteil: Wozu brauche ich ein weiteres Display am Handgelenk, das eigentlich nichts anderes macht als mein iPhone? Im Gegenteil: Der Bildschirm ist viel kleiner - und ich müsste gleich zwei Geräte regelmäßig aufladen. Und das alles nur, um smart die Zeit abzulesen? Aber als Technikredakteur reicht es nicht, eine ungeprüfte Meinung zu haben. Ich muss die Technik ausprobieren, über die ich schreibe. Gedacht getan: Passend zu meinem iPhone habe ich mir die Apple Watch bestellt, natürlich in der Sport-Variante: Sie unterscheidet sich kaum von den teureren Modellen, dafür ist aber das Armband schön robust.
Nicht nur auf den Inhalt kommt es anDie erste Überraschung ist die Verpackung der Apple Watch: Ein länglicher Karton mit ordentlich Gewicht liegt vor mir auf meinem Schreibtisch. Als ich den Deckel anhebe, höre ich einen satten Sound. Das klingt vielleicht seltsam - aber schon eine durchdachte Verpackung macht Lust auf das verpackte Gadget. Und da liegt sie dann vor mir, die Apple Watch mit einem weißen Armband. Sie wirkt viel dezenter, als ich es mir anhand der Fotos vorgestellt hatte - und das, obwohl ich mich für die größere Variante entschieden hatte.
Die Einrichtung der Apple Watch geht schnell und einfach, weil die notwendige App sowieso schon im Betriebssystem des iPhones enthalten ist. Also kurz die Apple Watch starten und auf dem Bildschirm "Kopplung" drücken, dann erscheint auf dem kleinen Display eine Abbildung, die an ein Testbild erinnert. Sobald ich dieses Bild mit der gestarteten iPhone-App einscanne, sind die beiden Geräte miteinander verbunden.
Schneller StartIch muss zugeben, dass es mir riesigen Spaß bringt, neue Gadgets einzurichten und nach den eigenen Vorstellungen anzupassen. Apple macht es mir mit der Watch besonders leicht, denn die App auf dem iPhone erlaubt es mir, die smarte Uhr ganz nach Belieben mit optimierten Anwendungen einzurichten. Richtig cool finde ich die Möglichkeit, dass ich sogar festlegen kann, wie stark die Uhr bei eingehenden Nachrichten vibrieren soll. Aber vor allem gefällt mir, wie die Apple Watch entsperrt wird: Sobald ich den Arm hebe, kann ich alle Funktionen nutzen. Nehme ich die Uhr ab, habe ich nur nach Pin-Eingabe Zugriff auf das System. Jetzt nur noch schnell aus der Vielzahl an verschiedenen Zifferblättern - oder wie Apple sie nennt: Watch Faces - durch einen leichten Druck auf das Display das passende aussuchen und schon ist die Apple Watch einsatzbereit.
Nie hätte ich gedacht, dass ich so häufig auf meine Uhr angesprochen würde. Darunter waren auch schon einige Leute, die gar nicht wussten, dass es eine Apple Watch ist und dass sie smarte Dinge kann. Die meisten sprechen mich ganz begeistert auf das Design an. Ganz klar: Die Apple Watch ist ein Hingucker. Je länger ich sie trage, desto mehr wird mir klar: Ich hätte sie mir wahrscheinlich auch ohne intelligentes Innenleben ums Handgelenk gebunden. Doch gerade die smarten Funktionen sind es schlussendlich, die mich wirklich überzeugt haben.
Good VibrationsDabei ist es gar nicht die Möglichkeit, dass mir die Apple Watch verpasste Anrufe oder Nachrichten von Facebook-Freunden anzeigt. Viel wichtiger ist mir, dass ich keine Termine mehr verpassen kann. So zeigt mir eine leichte Vibration am Handgelenk das nächste Redaktionsmeeting an, welches ich vorher in meinem Kalender eingetragen hatte. Und bisschen fühlte ich mich wie Superagent Maxwell Smart, als mich ein Kollege angerufen hatte und ich das Telefonat direkt an der Uhr annehmen konnte. Das Telefon blieb in der Tasche, während wir kurz plauderten.
Ein wenig ernüchternd ist es allerdings für mich, wenn ich auf das Aktivitäts-Protokoll gucke. Die Apple Watch zeigt mir nämlich an, wie viele Schritte ich täglich laufe und wie viel ich mich generell bewege. Entweder habe ich mein Trainingsziel zu hoch angesetzt - oder ich sitze einfach zu viel am Schreibtisch. Leider zeichnet die Apple Watch die Daten zu genau auf, als dass ich sie beschwindeln könnte. Nun gut, dann muss ich wohl etwas an meinem Lebensstil ändern - vielen Dank für die Motivation, Apple.
Die Uhr sprichtSiri, also die bereits vom iPhone bekannte Sprachassistentin, ist auch auf der Apple Watch meine beste Freundin. Ein längerer Druck auf die Krone und schon ist Siri ganz Ohr. Auf die Frage, ob ich einen Regenschirm brauche, zeigt brav das Wetter für Hamburg an. Und will ich nur eine kurze Nachricht verschicken, notiert sie fleißig mit und erledigt auch das für mich. Und dank des eingebauten GPS kann ich mir von der Apple Watch auch den Weg zu meinem nächsten Termin zeigen lassen.
Das ist besonders in fremden Städten großartig. So ist für mich " Citymapper" eine der meistgenutzten Apps auf der Apple Watch. Sie zeigt mir nicht nur die nächstgelegenen Bushaltestellen und Bahnhöfe, sondern auch, wann die Busse oder Züge fahren.
Jukebox am HandgelenkZu meinen ganz persönlichen Highlights zählen aber die musikalischen Fähigkeiten der Apple Watch. Einerseits kann ich sie als Fernbedienung für das iPhone nutzen, Titel auswählen und die Lautstärke verändern. Aber vor allem kann ich komplette Playlists auf die Apple Watch übertragen und direkt per Bluetooth-Kopfhörer oder Lautsprechern abspielen. Das ist gerade beim Sport klasse, wenn ich das iPhone mal Tasche lassen möchte und dennoch den richtigen Soundtrack für mein Training hören möchte.
Und da ich mein Zuhause immer mehr zu einem Smart Home umrüste, hilft mir auch dort die Apple Watch bei der Steuerung. So kann ich beispielsweise das Licht und die Farben der Avea-Glühbirnen direkt damit regulieren. Auch ein paar Spiele habe ich installiert: Das ist zwar originell, allerdings nutze ich dafür dann doch lieber das größere Display vom iPhone.
Die Überraschung des JahresAuch wenn ich sicher nicht alle bereits verfügbaren Apps ausprobiert habe und so nur einen Teil der Möglichkeiten ausprobiert habe - für mich ist die Apple Watch die Gadget-Überraschung des Jahres. Nie hätte ich gedacht, dass ich es lieben würde, sie zu tragen und auch zu nutzen. Schon als Uhr gefällt sie mir optisch ausgesprochen gut. Aber als smarter Begleiter ist gehört sie jetzt für mich zu den Dingen, ohne die ich das Haus nicht mehr verlasse.