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So schön klingt Habenhausen

Die Bremer Band Havington: Luka Küssner, Malte Schoppe, Tom Plückebaum (v.l.)

Das Publikum will nicht aufhören zu singen. Nachdem die Musik verklungen ist, nachdem „Dankeschön" gesagt wurde, nachdem die Band ihm schon zugeklatscht hat. „Oh whooho", der Gesang erfüllt weiterhin den Tower. Die drei Mitglieder der Band Havington sind sich einig, dass das der bisher schönste Moment ihrer erst kurzen Laufbahn war. Havington, das sind: Malte Schoppe (22), Luka Küssner (21) und Tom Plückebaum (22) aus Bremen.

Das Konzert im Tower fand vor etwa einem Jahr statt und war der bis dato größte Auftritt der Band. „Wir haben damals das erste Mal ausprobiert, das Publikum mitsingen zu lassen - und es ist total aufgegangen", erzählt Schlagzeuger Tom. Am 15. November treten Havington wieder in Bremen auf, dieses Mal, um ihre neue EP vorzustellen. Seit über zwei Jahren arbeitet die junge Band an der Veröffentlichung der „Behind A Smile"-CD. Sechs Songs umfasst die Scheibe, einer war bereits Teil der alten Platte - damals noch ohne Label und im Proberaum aufgenommen. Das war 2015, im gleichen Jahr entstand auch die Band. Malte hat Luka und Tom in seiner Oberstufenzeit kennengelernt, nach dem Abi haben die drei angefangen, gemeinsam Musik zu machen.

30 Konzerte im Jahr 

Ihren ersten Auftritt hatten sie im Februar 2016, als Vorband der Truppe „Moving Houses", die inzwischen nicht mehr aktiv ist. „Da war ich so aufgeregt, ich hatte vor jedem Song Angst", erzählt Sänger und Gitarrist Malte. Inzwischen seien sie souveräner geworden. „Malte und ich haben uns vor den Konzerten oft eingesungen, wir hatten eine Stimmgerät-App auf meinem Handy und haben versucht, ein Fis zu singen, weil das der erste Ton des ersten Song war", erzählt Luka. Inzwischen spielt die Band um die 30 Konzerte im Jahr, stand schon auf dem Melt-Festival oder als Vorband der Band „Mighty Oaks" auf der Bühne. 

Zwei Lieder der neuen EP sind bereits erschienen: „Places Where" ist ein akustischer Indie-Folksong, der mit wunderbar harmonischer Zweistimmigkeit Lust auf die Ferne macht. „Eastcoast" ist dagegen sehr viel elektronischer und poppiger, ein Song mit wabernden Synthesizer-Sounds und nachhallendem Hintergrundgesang. Die Band hat ihr Genre Indie-Folk etwas erweitert und versteht ihre Musik inzwischen eher als Indie-Pop - das wird aber erst nach zwei Minuten Kopf-Zusammensteck-Diskutier-Getuschel so mitgeteilt. Klar ist, dass sich der Sound der Band geändert hat. Das liegt an den zwei Synthesizern, die Pianistin Luka sich gekauft hat - und an Sänger Malte: „Ich habe das Bedürfnis, immer krass nach vorne zu preschen mit Effekten auf alles mögliche. Die anderen beiden drosseln das ein wenig, und das tut der Musik gut, sonst wäre da ein Bruch."

Ihr Name ist ein Heimat-Insider 

Malte schreibt die Texte für die Lieder, zusammen wird dann an der Melodie gearbeitet. „Ich glaube, es ist gut, dass jeder seinen Part beiträgt", sagt Luka. Einen genauen Ablauf gibt es aber nicht: Manchmal seien drei Songs innerhalb von drei Tagen fertig, manche Lieder seien drei Jahre alt und hätten noch kein Ende gefunden. Die Band zeichnet sich durch ruhige Stücke aus, doch gerade diese bereiten manchmal Schwierigkeiten: „Wir spielen teilweise in Bars gegen Hut und haben dort ein Publikum, das nicht immer hundertprozentig zuhört. Hinten wird gemurmelt, dann kommt die Geräuschkulisse schon nah an unsere Lautstärke heran", sagt Malte. Deswegen tendierten sie dazu, mehr temporeiche Stücke zu schreiben. Doch sich von so etwas leiten zu lassen, „ist der falsche Ansatz", meint Tom. 

Der Name „Havington" hat auch Bremen-Bezug - wenn auch einen wenig offensichtlichen. Malte kommt aus Habenhausen, sein damaliger Gitarrenlehrer versuchte, den Stadtteil ins Englische zu übersetzten. Haben-hausen. Having-ton. „Außerdem ist der Name einzigartig", sagt Luka. Wenn man danach bei Instagram suche, finde man nur einen hässlichen Haarschnitt aus den 80ern - und die Band. „Ganz schön idiotensicher, uns zu finden", lacht Malte. Die Bedeutung hinter dem Namen verstünden aber nur die Bremer. Die Mitglieder von Havington freuen sich darüber: Es ist ihr kleiner Insiderwitz mit ihrer Heimat.

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