So sehr Punk wie er ist wohl niemand auf der Welt - und das mit 69 Jahren! Er hat Musik von seinem neuen Album "Post Pop Depression" ins ausverkaufte "Mehr!"-Theater mitgebracht, aber sein erster Song ist ein alter: "Lust For Life" - die hat er wirklich!
Er zieht sein Jacket aus, seine Muskeln kommen zum Vorschein, Rippen, Hüftknochen, Adern, gebräunte Haut, Schweiß. Er ist ein "FILF", ein "Father I'd like to fuck", mit einem Körper eines 20-Jährigen, der nach fast jedem fucking asshole Wort fucking Kraftausdrücke einbaut: "Hi! Fucking thank you for fucking coming!", sagt Iggy und winkt ins Publikum. 3500 Leute winken zurück und ihre aufgeregte Iggy-Vorfreude, die ihnen den ganzen Tag über den Köpfen hing, entlädt sich vollends.
Songs vom neuen Album: "American Valhalla", "Gardenia", "German Days" (Iggy liebt deutsche Schnellimbisse mit Bratwurst). Diese neue Musik ist so präzise, groovig, virtuos! Achja, Josh Homme (42) ist ja auch noch mit auf der Bühne. Dieser krasse Typ von Queens Of The Stone Age, Kyuss und Eagles Of Death Metal, für den mit dem Iggy-Album ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen ist.
Iggy wirft den Mikroständer weg, stagedivt, crowdsurft, kann trotzdem noch mit seiner wunderbar tiefen Stimme singen, fällt in die Menge, klettert auf die Bühne zurück. "Fucking thank you, I'm feeling better now", sagt er. Hits wie "Nightclubbing", The Passenger" und "China Girl", Iggys musikalisches Gedenken an seinen Freund David Bowie, kommen. Iggy hängt sich an ein dickes Boxen-Kabel, genießt den Moment so sehr, dass es ihm wohl egal wäre, wenn er plötzlich auch sterben würde.
Zeit für Zugaben. "Break Into Your Heart", Weisheiten à la William S. Burroughs - von Iggy vorgetragen: "You get lost, hurt, fucked up, but when you never give up, your day comes!" Letzter Song: "Success". "Ich hatte noch nie so eine gute Zeit in Hamburg und ich war hier fucking oft!" Iggy verabschiedet sich. Die "Post (Iggy) Pop Depression" wird lange andauern. Ein perfektes Punk-Konzert am Sonntag.
Wären da nicht der schlimme Dröhn-Sound des "Mehr nicht!"-Theaters und die Antipunk-Ordner auf dem Hochparkett, die einen zum Sitzen zwingen und vom Tanzen abhalten, obwohl es niemanden stört.
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