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Trennungsväter wollen mehr Rechte

Rhein-Sieg-Kreis. Wenn sich Eltern trennen, bleiben die Kinder in der Regel bei der Mutter. Doch auch Väter wollen an der Erziehung mitwirken und ihre Kinder häufiger bei sich haben, als das in der Regel der Fall ist.

Väter haben oft wenig Möglichkeiten, ihre Kinder zu sehen, vor allem, wenn sie noch schulpflichtig sind und in anderen Wohnorten aufwachsen. Sehr oft sehen Trennungsväter ihre Kinder nur alle 14 Tage am Wochenende. Mit einer Trennung einher gehen häufig Streitigkeiten um das Sorgerecht und die Häufigkeit des Zusammenseins mit den Kindern.

Im bundesweit agierenden Verein "Väteraufbruch" haben sich Väter zusammengeschlossen, um einander zu helfen. Seit vier Jahren gibt es auch einen Ableger für die Region Bonn/Rhein-Sieg mit Sitz in Sankt Augustin. Der Verein hilft Vätern, die in Trennung leben, bei Fragen zum Umgang mit den Familiengerichten und im Speziellen um das Sorgerecht.

Ziel des "Väteraufbruchs" ist es, ein gemeinsames Sorgerecht durchzusetzen, um so einer Entfremdung von den Kindern entgegen zu wirken. Hilfe bekommen Trennungsväter durch den Austausch mit den Vereinsmitgliedern bei einem monatlichen Stammtisch oder auch über das Telefon und das Internet.

"Wichtig ist es den Vätern, in ihrer emotionalen Lage die Sicht auf rationale und greifbare Dinge zu vermitteln", sagt Vorstand Uwe Ritzmann. Im Verein seien auch Anwälte und Psychologen vertreten, die den Vätern professionellen Beistand in einer Trennungssituation leisten können.

Ritzmann selbst ist Vater von drei Kindern und hofft dank seiner positiven wie negativen Erfahrungen mit den Gerichten und Jugendämtern, ein kompetenter Ansprechpartner zu sein. Er suchte in seiner Trennungssituation Hilfe im Internet. Ein generelles Forum des Bundesvereins zum Austausch besteht schon länger.

Laut Ritzmann soll die Internetpräsenz aber weiter ausgebaut werden. Dazu soll die regionale Kommunikation mit Hinweisen, wie Väter sich bei Scheidungen verhalten sollen, zukünftig in einem eigenen virtuellen Gesprächsraum lokalisiert werden.

"Zurzeit herrscht so etwas wie eine Aufbruchsstimmung", sagt Ritzmann und verweist auf den jüngsten Beschluss des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe, der die Rechte von nichtehelichen Vätern mit Kindern stärkt. Künftig dürfen demnach die Gerichte das Sorgerecht für die Kinder nicht mehr gegen den Willen der Väter durchsetzen.

Auch der nichteheliche Vater eines Kindes kann das Sorgerecht für sich beantragen, was vorher nicht möglich war."Als höchst überfällig" bezeichnet Ritzmann den Beschluss. Auch Väter aus der Rhein-Sieg-Gruppe seien davon betroffen und wollten nun ihre Interessen vor dem Familiengericht durchsetzen.

Die Bundesregierung entwickle dazu bereits eine Widerspruchslösung zur gemeinsamen Sorge unverheirateter Eltern. Bei aller Freude mahnt der Bundesvorsitzende des "Väteraufbruchs", Ulrich Mueller, die Väter aber auch: "Wer mehr Rechte verlangt, muss auch mehr Pflichten übernehmen."

In naher Zukunft wollen die Väter ihre Öffentlichkeitsarbeit ausweiten und in diesem Zusammenhang am sogenannten Tag der Selbsthilfegruppe präsent sein oder als blaue Weihnachtsmänner verkleidet in der Innenstadt auftreten. Auch suchen die Verantwortlichen einen geeigneten Vereinsraum, in dem in privater Atmosphäre offen miteinander geredet werden und eventuell eine kleine Bibliothek eingerichtet werden kann.

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