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30 Jahre WEISSER RING Sachsen | Opferhilfe urbanite.net

© VIKTOR STRASSE / PHOTOGRAPHY / Weißer Ring

Der WEISSE RING ist Deutschlands größte Opferschutz­einrichtung mit ehrenamtlicher Struktur. Knapp 3.000 Menschen arbeiten bundesweit für den Verein, davon allein 130 in Sachsen. Doch was bedeutet das genau? Alle die aufgrund einer Straftat in eine Notlage geraten, können sich an die Institution wenden und um Hilfe bitten. Dies gilt auch für Angehörige der Betroffenen oder Zeugen von Straftaten. Ob Körperverletzung, Einbruch, Diebstahl, Mobbing, Cyberkriminalität, Stalking, Vergewaltigung oder gar Mord, die Einsatzgebiete sind so individuell wie auch die Taten. Diese passieren auf allen Ebenen, niemand möchte, aber alle könnten Opfer werden.


„Wir möchten Betroffenen aus der Notsituation helfen, erste Hilfe leisten, bieten uns als Gesprächspartner an und können teilweise auch mit finanziellen Mitteln unter die Arme greifen", erklärt uns Mandy Hennig, die stellvertretende Landesvorsitzende des Vereins in Sachsen, die bereits seit sieben Jahren Mitglied beim WEISSEN RING ist. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen bringen hierbei verschiedenste Expertisen aus ihrem Berufs­leben mit ein. „Die Menschen, die beim WEISSEN RING arbeiten, sind voller Leidenschaft dabei und stolz darauf, Menschen in Notlagen helfen zu können", erzählt Madlen Lucht. Madlen, selbst Betroffene, ist durch einen Hinweis der Polizei auf den WEISSEN RING aufmerksam geworden und nun selbst Teil des ehrenamtlichen Teams. Um sich hier zu engagieren, durchläuft man eine Grundausbildung, erst dann darf man in der Opferbetreuung agieren -Empathie ist hierbei sehr wichtig. Weitere freiwilli­­ge Seminare zur Weiterbildung werden regelmäßig angeboten, damit Betroffenen bestmöglich geholfen werden kann.


#machdichlaut

Der Verein ist auf Social Media sehr aktiv und hat in den letzten Jahren einen riesen Sprung in Richtung Digitalisierung unternommen und dabei 2020 einen Erfolg mit der Kampagne „Schweigen macht schutzlos" gegen häusliche Gewalt erreichen können. Unterstützt wurde diese von Prominenten wie Visa Vie, Stefanie Giesinger, Marlene Lufen und Aminata Belli. Die Auswirkungen der Pandemie bekommt der WEISSE RING knallhart zu spüren: „Nach wie vor sind wir nicht im normalen Alltag angekommen, die Welle der emotionalen Belastung der Betroffenen von Gewalt kommt gerade erst bei uns an", berichtet uns Mandy Hennig. Generell hat sich die Zahl der Personen, die Hilfe bei den Ehrenamtlichen suchen, stark erhöht. 2019 zählte man in Leipzig knapp 90 Opferfälle, die materielle Unterstützung erhalten haben. 2020 hat sich diese Zahl auf 200 erhöht. Nicht genannt sind hier die zahlreichen Hilfesuchenden, die telefonisch oder im persönlichen Gespräch durch Rat und Tat unterstützt wurden.


Aufklärung und Mitglieder

„Noch immer kennen viele den WEISSEN RING und dessen Arbeit nicht, wir müssen noch mehr Aufklärungsarbeit leisten", erklärt Madlen Lucht. Aktuell erhalten Betroffene Informationen direkt bei der Polizei, auf Empfehlung vom Rechtsbeistand oder im schlimmsten Fall direkt im Krankenhaus. Dabei erfolgt das Erstgespräch meist telefonisch. Hier wird ergründet, was passiert ist und wie man helfen kann. Egal, ob die betroffene Person juristische Hilfe, eine Begleitung bei Terminen oder Kontakte für eine Therapie benötigt, wichtig ist das schnellstmöglich und niederschwellig geholfen wird. Die Dankbarkeit seitens der Betroffenen ist der Lohn der Arbeit: „Oft hilft bereits Zuhören, ohne lose Versprechungen und Verurteilung", so Madlen weiter. Der WEISSE RING erhält keinerlei staatliche Mittel zur Finanzierung aller Hilfen und Maßnahmen. Der Verein ist dabei auf Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Erbschaften und Bußgeldzuweisungen von Gericht und Staatsanwaltschaft angewiesen. Übrigens: Mit 2,50 Euro im Monat könnt ihr die Arbeit mit einer Mitgliedschaft unterstützen, denn der Nachwuchs fehlt im Verein. Insgesamt hat der WEISSE RING in Sachsen knapp 850 Mitgliedschaften. Auch in der Zukunft hält der Verein am Gründungsgedanken fest: „Wenn alle die Täter jagen, wer bleibt dann noch beim Opfer". So wird es in der neuen Kampagne in Sachsen, um den sicheren Heimweg gehen. Geplant sind Grafiken und eine Plakataktion, die informiert, wie man sich im Falle des Falles verhalten sollte.


Mehr Informationen, Kontakte und wie ihr den Verein unterstützen könnt, findet ihr unter www.weisser-ring.de


Opfer-Telefon: 116 006 (bundesweit, kostenlos, anonym, täglich von 7 bis 22 Uhr) Außenstelle Leipzig: Tel.: 0151 / 55 16 48 50, E-Mail: leipzig@mail.weisser-ring.de

Nordsachsen: Tel.: 0351 / 85 07 44 96, E-Mail: Sachsen@weisser-ring.de

Landkreis Leipzig & Döbeln: Tel.: 0151 / 55 16 46 80, E-Mail: weisser-ring.doebeln@gmx.de

Landkreis Mittelsachsen: Tel.: 0151 / 55 16 47 45, E-Mail: landkreis-mittelsachsen@mail.weisser-ring.de

Altenburger Land: Tel.: 0151 / 55 16 48 39, E-Mail: Thueringen@weisser-ring.de

Halle (Saale): Tel.: 0151 / 55 16 47 87, E-Mail: halle@mail.weisser-ring.de

Burgenlandkreis: Tel.: 0151 / 55 16 48 33, E-Mail: burgelandkreis@mail.weisser-ring.de

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