Jürgen Vogel ist "Der Mann aus dem Eis". Im ersten Spielfilm über "Ötzi" erweckt der Schauspiel-Star die berühmteste Gletscherleiche der Welt zum Leben. ALPIN sprach mit Jürgen Vogel über Berge, Eis und Fell-Bekleidung.
von Franziska Horn
Herr Vogel, sind Sie aktiver Bergsteiger?
Nein, gar nicht. Wandern, das ja! Das hab ich auch am Wochenende während des Drehs gemacht. Es ist körperlich anstrengend und nicht zu unterschätzen. Dazu die Höhe und Touren zwischen vier und sechs Stunden Dauer, war toll!
Haben Sie sich vorgestellt, dass sie selbst in 5000 Jahren mal in einem musealen Glassarg liegen könnten?
Ja, die Idee ist krass. Genau das hab’ ich mich im Museum in Bozen schon gefragt, wie das so wäre, wenn man irgendwann gefunden und ausgestellt wird, denn dann findet man seine Ruhe ja nicht. Aber Ötzis Feuchtmumie ist eine physische Hilfe für uns, sich die Vergangenheit vorzustellen und wie die Menschen gelebt und ob sie anders gefühlt haben, da sind so viele Fragen.
Und, fühlten die Menschen damals anders, was meinen Sie?
Ich glaube nicht! Ich denke, dass das Leben in der Jungsteinzeit sehr instinktiv und existenziell war. Dass es jeden einzelnen Tag stark ums Überleben ging und um Pflichten wie Ernährung, Jagd und Schutz. Wenn du das alles nicht tust, verhungerst du und stirbst.
Was genau hat Sie an der Rolle des „Ötzi“ fasziniert?
Schon das Drehbuch zu lesen, war spannend. Und Ötzis Rachefeldzug entspricht ja einem nachvollziehbar existenziellen und reinen Gefühl. Wir haben uns inhaltlich an gegebene Parameter gehalten, wie und wo er gestorben ist, wer er war – ein Jäger – und was für
Waffen er hatte. Darüber hinaus haben wir uns die Freiheit genommen,eine Geschichte zu erzählen, wie es hätte sein können – das ist es ja, was Kino ausmacht. Aber wir behaupten nicht, dass es so war.
Wie war das für Sie, in einer Fellkluft in Fels und Eis zu agieren?
Überraschend komfortabel (lacht)! Meine Kostümbildner haben dafür gesorgt, dass meine Kleidung an den Nähten weder einschnürt noch aufschürft und dass sie warm hält. Es hat mich bei Hitze wie bei Kälte überrascht, wie ausgeklügelt die Klamotten damals
waren. Wie die Menschen früher hatten wir alles aus Ziegenleder gefertigt. Das war auch der Grund, warum „meine Ziege“ beim Dreh anfangs nicht mit mir klar kam. Sie geriet jedes Mal
in Panik, wenn ich in meiner Ziegenfellkluft auftauchte. Es dauerte lange, bis wir die Szenen mit dem Tier im Kasten hatten. War lustig.
Wie viel von Jürgen Vogel steckt in „Ötzi“ – und umgekehrt?
Schwer zu sagen, man weiß ja nicht, wie er wirklich war. Wir entwickeln ja eine fiktive Möglichkeit. Aber ich bin in der Figur sicher ganz viel mit drinne, weil man ja immer eine Reduktion ist von dem, was man da tut. Ich reagiere natürlich in der Rolle auf meine Umgebung und auf das, was die Geschichte will, und versuche es so darzustellen, dass es nicht peinlich ist (lacht).
Eigens für die Verfilmung hat Regisseur Felix Randau eine Kunstsprache entwickeln lassen. Wie ist es, sich in einer abstrakten Fantasiesprache auszudrücken?
Ja, ein Professor hat – angelehnt an rätoromanische Sprachen –
Ableitungen aus den Ursprachen und dem Wissen entwickelt, wie andere Sprachen entstanden. Da gibt es einen bestimmten Schlüssel.So zu sprechen, das muss man sich wie Gebets- oder Beerdigungsrituale oder Gesänge vorstellen. Das ist, wie wenn man
auf Latein singen würde, wie der Papst beim Beten, das fühlt sich für
dich als Deutschsprachigen auch nicht anders an, es ist nicht deine (...)
Zum Original
von Franziska Horn
Herr Vogel, sind Sie aktiver Bergsteiger?
Nein, gar nicht. Wandern, das ja! Das hab ich auch am Wochenende während des Drehs gemacht. Es ist körperlich anstrengend und nicht zu unterschätzen. Dazu die Höhe und Touren zwischen vier und sechs Stunden Dauer, war toll!
Haben Sie sich vorgestellt, dass sie selbst in 5000 Jahren mal in einem musealen Glassarg liegen könnten?
Ja, die Idee ist krass. Genau das hab’ ich mich im Museum in Bozen schon gefragt, wie das so wäre, wenn man irgendwann gefunden und ausgestellt wird, denn dann findet man seine Ruhe ja nicht. Aber Ötzis Feuchtmumie ist eine physische Hilfe für uns, sich die Vergangenheit vorzustellen und wie die Menschen gelebt und ob sie anders gefühlt haben, da sind so viele Fragen.
Und, fühlten die Menschen damals anders, was meinen Sie?
Ich glaube nicht! Ich denke, dass das Leben in der Jungsteinzeit sehr instinktiv und existenziell war. Dass es jeden einzelnen Tag stark ums Überleben ging und um Pflichten wie Ernährung, Jagd und Schutz. Wenn du das alles nicht tust, verhungerst du und stirbst.
Was genau hat Sie an der Rolle des „Ötzi“ fasziniert?
Schon das Drehbuch zu lesen, war spannend. Und Ötzis Rachefeldzug entspricht ja einem nachvollziehbar existenziellen und reinen Gefühl. Wir haben uns inhaltlich an gegebene Parameter gehalten, wie und wo er gestorben ist, wer er war – ein Jäger – und was für
Waffen er hatte. Darüber hinaus haben wir uns die Freiheit genommen,eine Geschichte zu erzählen, wie es hätte sein können – das ist es ja, was Kino ausmacht. Aber wir behaupten nicht, dass es so war.
Wie war das für Sie, in einer Fellkluft in Fels und Eis zu agieren?
Überraschend komfortabel (lacht)! Meine Kostümbildner haben dafür gesorgt, dass meine Kleidung an den Nähten weder einschnürt noch aufschürft und dass sie warm hält. Es hat mich bei Hitze wie bei Kälte überrascht, wie ausgeklügelt die Klamotten damals
waren. Wie die Menschen früher hatten wir alles aus Ziegenleder gefertigt. Das war auch der Grund, warum „meine Ziege“ beim Dreh anfangs nicht mit mir klar kam. Sie geriet jedes Mal
in Panik, wenn ich in meiner Ziegenfellkluft auftauchte. Es dauerte lange, bis wir die Szenen mit dem Tier im Kasten hatten. War lustig.
Wie viel von Jürgen Vogel steckt in „Ötzi“ – und umgekehrt?
Schwer zu sagen, man weiß ja nicht, wie er wirklich war. Wir entwickeln ja eine fiktive Möglichkeit. Aber ich bin in der Figur sicher ganz viel mit drinne, weil man ja immer eine Reduktion ist von dem, was man da tut. Ich reagiere natürlich in der Rolle auf meine Umgebung und auf das, was die Geschichte will, und versuche es so darzustellen, dass es nicht peinlich ist (lacht).
Eigens für die Verfilmung hat Regisseur Felix Randau eine Kunstsprache entwickeln lassen. Wie ist es, sich in einer abstrakten Fantasiesprache auszudrücken?
Ja, ein Professor hat – angelehnt an rätoromanische Sprachen –
Ableitungen aus den Ursprachen und dem Wissen entwickelt, wie andere Sprachen entstanden. Da gibt es einen bestimmten Schlüssel.So zu sprechen, das muss man sich wie Gebets- oder Beerdigungsrituale oder Gesänge vorstellen. Das ist, wie wenn man
auf Latein singen würde, wie der Papst beim Beten, das fühlt sich für
dich als Deutschsprachigen auch nicht anders an, es ist nicht deine (...)
Zum Original