Franziska Horn

Autorin. Freie Journalistin, München

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Mira Rai: Vom Bauern-Mädchen zum Trailrunning-Star

Made for running: 2014 gewinnt Mira Rai das Manaslu Trail Race mit 170 km. Foto: Richard Bull

Als Tochter einer nepalesischen Kleinbauernfamilie zur Siegerin internationaler Trail-Wettkämpfe.


Es sind Geschichten wie diese, warum wir das Kino lieben. Noch dazu, wenn an dieser Geschichte alles wahr ist, Schritt für Schritt: Am zurückliegenden Wochenende Mai feierte die nepalesische Trailrunnerin Mira Rai auf dem 65. Trento Film Festival, eines der ältesten Bergfilmfestivals überhaupt, ihren verdienten Auf-"Tritt".


Schon ihr Name scheint Programm, denn auf Lateinisch bedeutet "Mira" soviel wie "Wunder". Und "Mira", so heißt auch der gleichnamige Streifen von Lloyd Belcher, der im ausverkauften Saal im "Supercinema Vittorio" in Trento vor 400 Outdoorfans gezeigt wurde.

2016 erschienen, illustriert das sensible Filmporträt die unglaubliche Geschichte der nepalesischen Läuferin, die 2014 aus dem Nichts zu einer Serie von weltweiten Trailrunning-Siegen startete. In einem winzigen Dorf im bergigen Osten Nepals geboren, kennt das Mädchen vor allem Armut und ein hartes Leben, um das die Bauernfamilie mit den fünf Kindern täglich ringt. Weil Mira im Haushalt und auf dem Feld helfen muss, darf sie nur zwei Jahre die Schule besuchen. Danach schleppt sie 20-Kilo-Reissäcke auf den Stunden entfernten Markt, oft barfuß, und treibt die weit verstreuten Ziegen im unwegsamen Gelände zusammen. Zum Einkaufen einfacher Dinge braucht es zwei Tagesmärsche. Noch weiß sie nicht, dass genau das zur Grundlage einer beispiellosen Läuferkarriere wird.


Mit 14 schließt sich Mira der Armee der Maoistenrebellen als Soldatin an, "weil es dort zwei Mahlzeiten täglich gab", erzählt sie, "während wir daheim oft morgens nicht wussten, was wir abends essen sollten". Sie lernt kämpfen, Karate und Schießen, wird jedoch mit 16 von der Armee aussortiert und steht wieder vor dem Nichts. Auf einem Trainingslauf bei Kathmandu trifft sie auf Soldaten, die sie für ein weiteres Training am nächsten Tag einladen. Mira macht einfach mit. Nicht ahnend, dass dieses "Training" ein offizielles Rennen ist. Sie gewinnt den 50-Kilometer-Lauf aus dem Stand und sagt heute: "Meine Kindheit hat mich auf Tage wie diesen vorbereitet."


Dabei ist dieser Sieg nur der Auftakt einer Reihe internationaler Platzierungen in Hong Kong, Italien oder Australien. In Frankreich gewinnt sie das 80-Kilometer-Rennen des legendären Ultra-Trail du Mont-Blanc. Auf ihrem längsten Rennen, dem spanischen "Ultra Pirineu" mit 110 Kilometern und 6.800 Höhenmetern, läuft sie 2015 auf den zweiten Platz.


In ihrer Heimat ist die 1,59 Meter große Nepalesin längst ein Idol. Und nicht nur dort: Wegen ihrer sportlichen Erfolge und weil ihr der Lauf in ein neues Leben gelang, wählten die Leser des Magazins "National Geographic" sie zum "Adventurer of the year" 2017.


Wen Mira selbst für ein Idol hält? "Kilian Jornet", sagt sie wie aus der Pistole geschossen und nennt damit den wohl besten Bergläufer weltweit. Doch eine Knie-Operation 2016 zwingt die Weltklassesportlerin derzeit zum Pausieren. Kann sie an ihre Erfolge anknüpfen?

Die ganze Geschichte lest Ihr demnächst in der Print-Ausgabe von ALPIN.


Die Website des Films über Mira: www.miraraifilm.com

Mehr von Mira auf Instagram: instagram.com/mira.rai
Mehr von Mira auf Facebook: facebook.com/mirarainepal

Text von Franziska Horn

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