Der Leiter des dpa-Landesbüros Bayern stellt die Arbeit seiner Agentur vor
Wie sieht der Redaktionsalltag der Deutschen Presse-Agentur (dpa)
im Zeitalter von Bloggern, „Lügenpresse“, „fake news“ und „alternativen
Fakten“ aus? Wie werden die hohen Anforderungen an Schnelligkeit,
Verlässlichkeit und Multimedialität bei stetig wachsender Konkurrenz
erfüllt? Einiges davon fragten BJV-Kollegen den Leiter des dpa-Landesbüros Bayern, Dr. Bernward Loheide, im PresseClub München.
Viertgrößte unabhängige Agentur weltweit
Bei
der – von Julika Sandt moderierten – Gesprächsrunde diskutierten 40
Journalisten aus dem Bezirksverband München – Oberbayern mit dem
bayerischen dpa-Chef. „Die dpa ist Marktführer in Deutschland
und viertgrößte von den rund 20 komplett unabhängigen
Nachrichtenagenturen weltweit“, berichtete Loheide.
Unabhängig
und unparteiisch zu bleiben, das garantieren auch die 182
Gesellschafter, die gleichzeitig Kunden sind.1300 Mitarbeiter in über
100 Ländern verfassen täglich tausende Nachrichten, die an Desks im
Vier-Augen-Prinzip redigiert werden. Verlage und Redaktionen bezahlen
für die Leistungen einen Pauschalpreis je nach Auflage und Reichweite.
Verluste im Kerngeschäft
„Wir sind ein Nachrichten-Großhändler und liefern nicht direkt an die Endkunden“, sagte Loheide. Mehr als 100 Produkte bietet die dpa
an, aber: „Wir machen Verluste bei der Produktion von Nachrichten im
Kerngeschäft, wir verdienen dafür mit Geschäftsmodellen am Rande“.
Sorgfalt vor Schnelligkeit
Der
Wettbewerb ist schneller und vielfältiger geworden: „Die Rolle des
‚Erstüberbringers’ einer Nachrichten haben wir zu einem großen Teil an
Blogger und Social Media verloren. Aber ist deren Output verifiziert und
ausgewogen? Wir kuratieren den Schwall aus dem Netz und überprüfen ihn
per Faktencheck.“
Das heißt: Hinterfragen und Einordnen. Die Glaubwürdigkeit sei die „Existenzsicherung“ der Agentur. Schließlich werden dpa-Beiträge vielfach in Print, Rundfunk und Online übernommen. „Sorgfalt vor Geschwindigkeit, das hält uns auf dem Markt. Was die dpa sagt, muss stimmen“, erklärte Loheide.
Sinkende Auflagen wirken sich auf Freie aus
Doch weil mit den Zeitungsauflagen auch die Einnahmen der dpa
sinken – Loheide beziffert den jährlichen Auflagenverlust auf mehrere
Hunderttausend Exemplare –, schlägt sich das leider in den Honoraren für
Freie nieder: „Wir zahlen derzeit 50 Euro für ein Foto und für einen
Bericht 70 Euro.“
Franziska Horn
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