Franziska Horn

Autorin. Freie Journalistin, München

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„Glaubwürdigkeit ist unsere Existenzsicherung“

Viele Fragen zur Arbeit der dpa: Moderatorin Julika Sandt und der Leiter des dpa-Landesbüros Bayern, Bernward Loheide, im Presseclub München. Foto: Franziska Horn


Der Leiter des dpa-Landesbüros Bayern stellt die Arbeit seiner Agentur vor

München, 15.02.2017

Wie sieht der Redaktionsalltag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) im Zeitalter von Bloggern, „Lügenpresse“, „fake news“ und „alternativen Fakten“ aus? Wie werden die hohen Anforderungen an Schnelligkeit, Verlässlichkeit und Multimedialität bei stetig wachsender Konkurrenz erfüllt? Einiges davon fragten BJV-Kollegen den Leiter des dpa-Landesbüros Bayern, Dr. Bernward Loheide, im PresseClub München.

Viertgrößte unabhängige Agentur weltweit
Bei der – von Julika Sandt moderierten – Gesprächsrunde diskutierten 40 Journalisten aus dem Bezirksverband München – Oberbayern mit dem bayerischen dpa-Chef. „Die dpa ist Marktführer in Deutschland und viertgrößte von den rund 20 komplett unabhängigen Nachrichtenagenturen weltweit“, berichtete Loheide.

Unabhängig und unparteiisch zu bleiben, das garantieren auch die 182 Gesellschafter, die gleichzeitig Kunden sind.1300 Mitarbeiter in über 100 Ländern verfassen täglich tausende Nachrichten, die an Desks im Vier-Augen-Prinzip redigiert werden. Verlage und Redaktionen bezahlen für die Leistungen einen Pauschalpreis je nach Auflage und Reichweite.

Verluste im Kerngeschäft
„Wir sind ein Nachrichten-Großhändler und liefern nicht direkt an die Endkunden“, sagte Loheide. Mehr als 100 Produkte bietet die dpa an, aber: „Wir machen Verluste bei der Produktion von Nachrichten im Kerngeschäft, wir verdienen dafür mit Geschäftsmodellen am Rande“.

Sorgfalt vor Schnelligkeit
Der Wettbewerb ist schneller und vielfältiger geworden: „Die Rolle des ‚Erstüberbringers’ einer Nachrichten haben wir zu einem großen Teil an Blogger und Social Media verloren. Aber ist deren Output verifiziert und ausgewogen? Wir kuratieren den Schwall aus dem Netz und überprüfen ihn per Faktencheck.“

Das heißt: Hinterfragen und Einordnen. Die Glaubwürdigkeit sei die „Existenzsicherung“ der Agentur. Schließlich werden dpa-Beiträge vielfach in Print, Rundfunk und Online übernommen. „Sorgfalt vor Geschwindigkeit, das hält uns auf dem Markt. Was die dpa sagt, muss stimmen“, erklärte Loheide.

Sinkende Auflagen wirken sich auf Freie aus
Doch weil mit den Zeitungsauflagen auch die Einnahmen der dpa sinken – Loheide beziffert den jährlichen Auflagenverlust auf mehrere Hunderttausend Exemplare –, schlägt sich das leider in den Honoraren für Freie nieder: „Wir zahlen derzeit 50 Euro für ein Foto und für einen Bericht 70 Euro.“

Franziska Horn



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