Franziska Horn

Autorin. Freie Journalistin, München

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Insel der Diebe - AD

Auf der Insel der Diebe hat Stararchitekt Renzo Piano der Kunst ein neues Zuhause gegeben.

Oslo erfindet sich neu: Renzo Pianos Astrup Fearnley Museet im Oslofjord und das neue Gesicht der norwegischen Landeshauptstadt.

Oslos strahlendes Vorzeigeviertel hat eine schillernde Vergangenheit. Die Halbinsel Tjuvholmen – das Wort „Tjuv“ bedeutet Dieb – liegt direkt am Oslofjord und gilt heute als internationales Paradebeispiel moderner Stadtplanung. Wo sich vor rund 300 Jahren Gauner und Prostituierte tummelten, treffen heute aktuelle Architektur-Trends auf Kunst-Galerien und urbanen Lifestyle. Noch bis 2003 herrschten hier auf dem alten Hafengelände Brachland und aussterbende Industrien vor. Dann beteiligten sich mehr als 20 Architekten an einer modernen Version der „Città ideale“, eine Modellstadt also, die noch dazu als „art village“ der Kunst eine Heimat gibt. Zahlreiche Galerien wie Brandstrup oder Pushwagner säumen die Wege.

Tjuvholmen ist ein Viertel vom Reißbrett. Mit viel Lebensqualität: Kanäle und Wasserstraßen durchziehen die 150.000 Quadratmeter große Insel, die direkt an das Ausgehviertel Aker Brygge grenzt. Der Masterplan stammt von Architekt Niels Torp, der großen Wert auf Sichtachsen zwischen den einzelnen Baukomplexen legte. Herzstück von Tjuvholmen ist das Astrup Fearnley Museet für Kunst der Gegenwart, 2012 eröffnet und entworfen von Renzo Piano. Anfangs hatte der Architekt das Projekt abgelehnt. Doch ein Besuch vor Ort und die einzigartige Lage direkt am Wasser änderten seine Meinung. Er konzipierte einen Bau aus drei Pavillons, über die sich ein markantes Glasdach in Form eines Segels spannt. Mit Stahlseilen befestigte Säulen greifen die Schiffsmasten der Segelboote aus dem nahen Hafen auf und geben der Konstruktion etwas von der Eleganz eines Schiffs. Die Fassaden verkleidete Piano mit Espenholz – ein Symbol für die spektakuläre Natur des Landes. 1500 Kunstwerke beherbergt die Museums-Kollektion, darunter Werke von Sigmar Polke, Anselm Kiefer oder Martin Kippenberger. Wechselnde Ausstellungen ergänzen das Programm. Gleich nebenan lockt eine Rasenfläche mit „begehbarer“ Kunst Besucher an: Zum Ufer des Astrup Fearnley-Museums hin umgibt ein Skulpturenpark mit Badestrand das architektonische Highlight. Darunter Werke von Louise Bourgeois, Anish Kapoor und Ellsworth Kelly.



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