Berlin. Die Bilder, die am Freitag in den Räumen der Gewaltschutzambulanz (GSA) der Charité an die Wand projiziert wurden, waren schrecklich. Sie zeigten unter anderem ein Kind mit Hämatomen im Gesicht, in denen die Schuhsohle, die sie verursacht hatte, noch erkennbar war. Für die Mitarbeiter der GSA sind sie Alltag.
Seit genau fünf Jahren kümmert sich die Ambulanz in der Birkenstraße 62 in Moabit um Menschen, die Gewalt erleiden mussten. Sie werden dort kostenlos ärztlich, aber auch rechtlich und psychologisch betreut. Berlins Staatssekretärin für Justiz, Martina Gerlach, lobte anlässlich des fünfjährigen Bestehens die „herausragende Arbeit" der Einrichtung.
4697 gewaltbetroffene Menschen haben seit der Eröffnung im Februar 2014 die Gewaltschutzambulanz der Universitätsmedizin aufgesucht. Ein Fünftel davon waren Kinder, drei Viertel Frauen. „Das Hauptfeld bei Erwachsenen ist die häusliche Gewalt, das heißt, insbesondere die Gewalt, die vom Partner ausgeht", erklärte der Leiter der GSA, Michael Tsokos. Das zweite große Feld sei der Kindesmissbrauch.
Insgesamt stieg die Zahl der betreuten Fälle stetig. Waren es 2014 noch 307, suchten im Jahr 2018 knapp 1400 Personen die Hilfe der Fachkräfte auf. Das sei jedoch nicht darauf zurückzuführen, „dass die Zahl der Straftaten steigt", so Tsokos. Sondern: „Dass wir das Dunkelfeld aufhellen mit unserem Angebot".
Finanziert wird die Gewaltschutzambulanz unter anderem mit einer Förderung in Höhe von einer Million Euro durch die Senatsverwaltung für Justiz. Wer Gewalt erfahre, dürfe nicht zum Bittsteller werden, sagte Gerlach am Freitag und erklärte: „Opfer verdienen unsere Zuwendung".
Vor allem die medizinische Dokumentation der Verletzungen kann vor Gericht Einfluss auf einen Richterspruch haben. Da die Täter aber häufig aus dem Umfeld der Geschädigten stammen, scheuen diese oft das Erstatten einer Anzeige.
Die Charité will das Angebot in den kommenden Jahren zu einem 24-Stunden-Service ausbauen.
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