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ADFC kritisiert Zugverkehr im Kreis

Bernhard Glatthaar (links) und Ralf Hoppe (rechts) warten vor dem Aufzug am Stadtbahnhof Friedrichshafen. Mehr als ein Fahrrad hat darin keinen Platz. (Foto: Vivien Götz)

Friedrichshafen - Der ADFC kritisiert den Zustand des Bahnverkehrs im Bodenseekreis. Vor allem bei den eingesetzten Zügen und bei der Barrierefreiheit des Stadtbahnhofs in Friedrichshafen sieht der Verband Nachholbedarf. Am Donnerstag Nachmittag zeigt sicht am Stadtbahnhof, dass die Kritik des ADFC durchaus berechtigt ist. Immer wieder steigen Fahrgäste mit Kinderwägen, schweren Koffern oder Fahrrädern aus. Sie alle scheitern an Gepäckbändern, die nicht anspringen, alternativlosen Treppen und Aufzügen, die, wenn man Glück hat, gerade mal Platz für ein Fahrrad bieten. Vor allem Senioren quälen sich die Treppen im Schneckentempo hinauf und hinunter, wenn sich niemand Jüngeres findet, der als Koffer- oder Fahrradträger einspringt.

„Wenn mehrere Züge ankommen, haben wir sofort ein Kapazitätsproblem“, kommentiert Ralf Hoppe die langen Schlangen, die sich regelmäßig vor dem Aufzug an Gleis eins bilden. Hoppe sitzt für den ADFC im Fahrgastbeirat des Verkehrsbunds Bodensee-Oberschwaben, kurz „bodo“, und setzt sich für einen fahrradfreundlicheren Nahverkehr ein. Die Fahrradmitnahme im Zug sei für den Tourismus im Bodenseekreis ein wichtiger Faktor, betont er. Züge und Bahnhöfe, die auf den zunehmenden Fahrradtransport nicht ausgelegt seien, trügen massiv zu den Verspätungen bei. Die aktuelle Situation vergraule Pendler und Touristen und sei mit Sicherheit nicht im Sinne der Verkehrswende, ergänzt Bernhard Glatthaar, der dem ADFC-Kreisverband vorsteht.

Unpünktlich und überfüllt

Zahlen der deutschen Bahn zeigen, dass Verspätungen in der Tat ein Problem sind: Auf der Strecke der Bodenseegürtelbahn und der Verbindung Stuttgart-Ulm-Friedrichshafen-Lindau, waren Mitte Juli zwischen 25 und 30 Prozent aller Züge unpünktlich. Im August waren Verspätungsquoten zwischen 15 und 20 Prozent die Regel. Hinzu kommt, dass die Züge auf der Strecke zwischen Ulm und Basel nicht nur regelmäßig unpünktlich, sondern seit Jahren immer wieder so überfüllt sind, dass Fahrgäste mit Fahrrädern nicht einsteigen können. „Die Verspätungsquoten, die jetzt vorliegen, passen einfach nicht zum Image der Hochtechnologie-Region Bodensee“, sagt Hoppe.

Der ADFC-Kreisverband fordert deshalb, dass Stadt, Bahn und Land nachbessern sollen. Um die Verspätungen in den Griff zu kriegen, schlägt Hoppe Entschädigungen für Zeitkartenbesitzer vor. Er wünscht sich, das Land würde in Verträgen mit den Zugbetreibern entsprechende Regelungen festlegen, in denen die Entschädigungen an die Verspätungsquote der Züge gekoppelt werden. Der finanzielle Druck solle die Zugbetreiber motivieren, verstärkt gegen Verspätungen vorzugehen.

Auch am Stadtbahnhof müsse jetzt etwas getan werden, um die Situation zu entspannen, sind sich Hoppe und Glatthaar einig. Zu den Gleisen, die nicht über einen Aufzug zu erreichen sind, müssten Schiebe-Rinnen angebracht werden, damit Fahrgäste ihre Fahrräder einfacher transportieren könnten. Die Bahn verweist hier auf die Gepäckbänder, die diese Funktion erfüllen könnten - der ADFC hält diese Lösung allerdings für unzulässig. Hinzu komme außerdem, dass die Bänder meist außer Betrieb seien, sagt Hoppe.

Die Pläne für die Modernisierung des Stadtbahnhofs halten Hoppe und Glatthaar ebenfalls für unzureichend. Die geplanten Aufzüge seien zu klein, ergänzende Rampen wolle die Stadt nicht finanzieren und an der Nordseite des Stadtbahnhofs solle sich bei der Modernisierung gar nichts tun, kritisiert Glatthaar. „Auf der Nordseite haben wir eine Rampe, die zu schmal ist für Lastenfahrräder und einen Aufzug, in den gar keine Fahrräder passen – das kann doch nicht sein, dass da nichts gemacht wird“, ärgert er sich.

Bahn und Land wollen ihre Fahrgastzahlen langfristig verdoppeln - solchen Kapazitäten wäre aber auch der modernisierte Bahnhof nicht gewachsen, sagt Glatthaar. „Wenn man den Bahnhof jetzt umbaut, reicht es nicht, so nachzubessern, dass die Situation für das aktuelle Verkehrsaufkommen gerade so tragbar ist. Wir müssen den Bahnhof so bauen, dass er auch zehn, 20 Jahre nach dem Umbau, dem Fahrgastaufkommen noch gewachsen ist“, fordert Hoppe.

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