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Karl Hagel engagiert sich schon sein Leben lang

Für sein vielseitiges Engagement ist Karl Hagel schon mit der goldenen Ehrennadel der Gemeinde Kressbronn ausgezeichnet worden.(Foto: Vivien Götz)

Ehrenamtliche Helfer bleiben häufig im Hintergrund. In den nächsten Wochen stellt die „Schwäbische Zeitung“ deshalb Menschen vor, die ihre freie Zeit in Kressbronn für die Allgemeinheit einsetzen. Im zweiten Teil dieser Serie geht es um Karl Hagel. Er ist im Tennisclub für den Breitensport verantwortlich und war sein Leben lang so aktiv, dass es einfacher wäre zu fragen: „Wofür hat er sich nicht engagiert?“

„Vielleicht habe ich da tatsächlich die Gene meiner Mutter geerbt. Sie war Wirtin und damit immer für andere da. Sie hat immer wieder die unterschiedlichsten Leute aufgenommen – vielleicht prägt einen das“, erzählt Karl Hagel. Die Wirtschaft seiner Eltern in Hengnau, zwischen Kressbronn und Wasserburg, wollte Hagel als Jugendlicher trotzdem nicht übernehmen.

Sport und Freizeitbetätigung, das sei ihm schon immer wichtig gewesen. Und mit einem eigenen Geschäft, da sei so was ja beinahe unmöglich. „Eigentlich wollte ich ja Schreiner werden“, stellt der 81-Jährige fest. Aber die Eltern waren nun einmal Wirtsleute, und so weit entfernt davon sollten die Berufspläne des Sohns dann doch nicht sein. Karl Hagel hat dann eine Metzgerlehre gemacht.

„Das hat mir nie leidgetan“, sagt er, „ich bin damals schnell in den Verkauf gekommen, und der Kontakt mit den Leuten hat mir gefallen“. Kontakt mit Leuten, immer in der Mitte des Geschehens sein: Was der 81-Jährige in seiner Kindheit manchmal als störend empfunden hat – er musste seine Hausaufgaben am Tresen in der Gaststube machen – scheint dennoch den Rest seines Lebens geprägt zu haben. Karl Hagel war immer da, wo Menschen zusammenkamen und es etwas zu tun gab.

In Kressbronn fing das mit seinem ehemaligen Nachbarn Ludwig Birk an. „Sauerstoff Luki“, wie er von Freunden genannt wurde, nahm ihn damals mit zum Turnverein. Zuerst war Karl Hagel nur beim Faustballspielen dabei, bis er in den 1960er-Jahren Teil einer Laufgruppe wurde und in Kressbronn einen der ersten Volksläufe mitorganisiert hat.

Seit seiner Jugend war Hagel außerdem im Schützenverein. Später, als seine beiden Söhne zur Schule gingen, wurde er Mitglied im Förderverein ihrer Schule und begleitete als Betreuer wochenlange Ausfahrten ins Schullandheim. Als sein Schwager dann einen Fußballverein gründete, schlüpfte Karl Hagel nochmal in eine neue Rolle und wurde Schiedsrichter. „Die 14 Jahre als Schiedsrichter, das waren die schlimmsten“, wirft seine Frau Rosemarie ein. Nach einem Spiel musste er sogar unter Polizeischutz nach Hause gefahren werden, weil er mit einem Messer bedroht worden war, erinnert sie sich.

„Aber das war nur einmal!“, hebt Hagel sofort zu seiner Verteidigung an. Trotzdem, dass seine Frau das alles mitgemacht habe – der 81-Jährige schaut nachdenklich und schweigt. Schließlich hebt er wieder den Kopf: „Eines ist mir ganz wichtig – dass meine Frau das alles toleriert hat, auch wenn sie nicht immer einverstanden war, das weiß ich sehr zu schätzen“, sagt er mit Nachdruck.


„Er konnte halt einfach nicht Nein sagen“, sagt Rosemarie Hagel – immer hätten sie ihn gekriegt. Auch der Tennisclub gehört zu denen, die Karl Hagel „gekriegt“ haben. „1987 war das, glaube ich, da hab ich mich in einer Sitzung, die weit bis nach Mitternacht ging, dazu breitschlagen lassen, den Sportwart zu machen“, erinnert sich Hagel. Von Tennis habe er damals noch nicht so viel Ahnung gehabt, räumt er ein. „Die Ordner, die ich zur Einarbeitung mitgenommen habe, habe ich bestimmt fünf Tage lang im Auto mit mir herumgefahren, bevor ich das meiner Frau gebeichtet habe“, sagt er.

Beim Tennis ist Karl Hagel lange geblieben. Seit seiner ersten Amtszeit als Sportwart 1987 sitzt er im Vorstand und spielt auch heute, mit über 80, noch bei den Herren 70. Lebenslange Freundschaften sind aus diesem Engagement gewachsen. „Wir waren schließlich eine Gruppe Herren, die sich immer donnerstags zum Spielen getroffen hat – daraus sind dann irgendwann Segeltörns geworden, sogar bis aufs Mittelmeer sind wir gefahren“, erinnert er sich.

Nach einer guten Stunde wirft Karl Hagel einen Blick auf die Uhr, er hat heute noch zu tun: „Ich muss nachher noch runter zu den Tennisplätzen, wir hatten gestern unser Sommerfest und es gibt noch einiges aufzuräumen“, sagt er.

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