SENDETERMIN Mi., 02.09.20 | 21:45 Uhr | Das Erste
Inhalt in Kürze: - Die Marktmacht von Amazon wächst rasant. - Kommunen rechnen mit geringen Steuern und hohen Infrastrukturinvestitionen. - Die Angaben des Online-Riesen zu seinen Steuerzahlungen sind wenig transparent.
Im Windschatten der Corona-Krise hat der Online-Händler Amazon seine Marktmacht deutlich ausgebaut. Allein im zweiten Quartal verdoppelte das Unternehmen seinen Gewinn auf 4,5 Milliarden Euro, obwohl das Unternehmen fast noch mal so viel für zusätzliche Corona-Schutzmaßnahmen ausgegeben hat. Auch in Deutschland wächst das Netz von Amazon rasant. Aus einem Logistikzentrum in der Mitte Deutschlands ist inzwischen ein Netz von 54 Logistik-, Verteil- und Logistikzentren geworden. Mindestens 40 weitere sind gerade im Bau oder in der Planung.
Bad Oldesloe: Wird Amazon-Ansiedlung ein Minus-Geschäft?Nicht bei allen Kommunen kommen die Investitionen von Amazon in den Standort Deutschland gut an. In Bad Oldesloe etwa entsteht derzeit auf zehn Hektar ein Verteilzentrum für Amazon. Das Gebiet gehörte einst einem Landwirt, der es an einen Investor verkaufte. Ein Gewerbegebiet direkt an der Autobahn A1 könnte der Stadt hohe Gewerbeeinnahmen in die Kasse spülen. Mit Amazon als Mieter rechnet die Stadt aber nur mit 10.000 bis 15.000 Euro jährlich. Der Weltkonzern würde damit zu weniger als einem Prozent zu den Gewerbesteuereinnahmen der Stadt beitragen. Gleichzeitig könnten Ausgaben für Verkehrsinfrastruktur, den sozialen Wohnungsbau oder auch Aufstocker in der Grundsicherung steigen. Bad Oldesloes Bürgermeister Jörg Lembke rechnet deshalb damit, dass die Ansiedlung für die Stadt ein Minusgeschäft wird.
Angaben zu Steuerzahlungen von Amazon nicht transparentGenau wissen wird Lembke es aber erst, wenn die Steuereinnahmen von Amazon tatsächlich fließen. Denn Amazon zeigt sich bei der Höhe der in Deutschland gezahlten Steuern nur wenig transparent. In einem Blog-Beitrag des Unternehmens heißt es, Amazon leiste einen "steuerlichen Gesamtbeitrag von 1,6 Milliarden Euro" in Deutschland. Allerdings berücksichtigt das Unternehmen in dieser Rechnung auch die von den Kunden gezahlten Umsatzsteuern, von den Mitarbeitern gezahlte Lohnsteuern sowie die Sozialabgaben für ihre Beschäftigten. Unterm Strich, so berechnete Steuerexperte Christoph Trautvetter für "Plusminus", dürften die Steuern auf Erträge in Deutschland noch unter 100 Millionen Euro liegen.
Bericht: Verena von Ondarza Kamera: Meinhild Jach Schnitt: Carina MaiStand: 02.09.2020 22:45 Uhr