Es brennt die Sonne, es hagelt, es schneit, all das noch im März. Ebenso wechselhaft wie das Wetter sind die besten Musikvideos aus dem März 2021. Und trotzdem lassen sich Gemeinsamkeiten finden. Während Danger Dan ganz bewusst versucht, die Grenzen der Kunstfreiheit auszuloten, werfen konservative Hardliner in den USA dem Rapper Lil Nas X vor, mit seinem neuen Video Satanismus zu propagieren. Was auch immer das bedeuten soll. Im Fokus von Lucianos "Peppermint" steht eine Frau, die zum Orgasmus kommt, das Video dreht sich um Begehren und sexuelle Selbstbestimmung. Jorja Smith hingegen will selbst begehrt werden und präsentiert sich im Homevideo-Style. Auch, wenn die improvisiert wirkende Oberfläche immerzu bröselt und den darunterliegenden Organisationsaufwand preisgibt. Damit sprechen Charlie Bendisch und Till Wilhelm sogar diesen Monat zweimal explizit über den Entstehungskontext der Videos. Brockhamptons "Buzzcut" hat dann vielleicht sogar etwas mit "no sense" von Baby Keem gemein: Die Fluidität einer wahrgenommen Realität. Wie bei Brockhampton die Hintergründe ineinander übergehen, lässt die allgegenwärtige Paranoia Baby Keem fast wahnhaft wirken. Das eine Video übersaturiert, das andere grau und apokalyptisch. Und ein Songtitel der Geto Boys passt zu fast all diesen Visuals: "My Mind Playin Tricks On Me".
Die Playlist zur Kolumne findet ihr hier.