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Fangipfel in Erfurt: Ultraviel Austausch, wenig Konkretes

Ultra-Gruppen und Klubvertreter sprachen in Erfurt über Kommerz, Strafen und den Relegationsmodus. Foto: privat

Erfurt. Spätsommerliche Atmosphäre in der Erfurter City, Menschen sitzen in Cafés, ein Straßenfest lockt Familien zum Bummel. Nichts deutet hier auf den nur ein paar Kilometer entfernten bundesweiten Fangipfel hin. Unter Federführung der „Ultras Dynamo" aus Dresden waren Mitglieder der Ultra-Szenen von etwa 50 Klubs, darunter auch aus Leipzig, mit Vertretern von 25 Fußballvereinen aus den vier oberen Ligen zusammengetroffen. Trotz mehrstündiger Gespräche in freundlicher Atmosphäre offenbar mit wenig konkreten Ergebnissen. 

Rolf Rombach, Präsident des FC Rot-Weiß Erfurt, lobte in der „Thüringer Allgemeinen" das Niveau der „sehr gut organisierten" Veranstaltung. Die „Kommunikation auf Augenhöhe" sei die einzige Möglichkeit, die aktuellen Probleme zu lösen. „Die Fanszene hat ihre Standpunkte vorgetragen und wir haben die Inhalte besprochen und uns darauf verständigt, wie wir weiter vorgehen und den Dialog führen wollen", fasste Ralf Kühne, Manager des Halleschen FC, zusammen. „Es war ein sehr sachorientierter, konstruktiver Austausch zwischen Ultras und den Vereinsvertretern. Konkretes wurde wie zu erwarten noch nicht vereinbart, es ging mehr um die Rahmenbedingungen für das weitere Vorgehen", sagte Mark Walenta, Sicherheitsbeauftragter von Chemie Leipzig. Deutlicher wurde keiner der Beteiligten.

Ultras mit reichlich Kritik

Die Ultras, von denen einige ihre Gesichter vor der Presse verbargen, hatten viel Kritik auf dem Herzen: Kommerzialisierung und Eventisierung des Fußballs, Aufweichung der „50+1"-Regel, Willkür der DFB-Sportgerichtsbarkeit, Korruption der Verbände, Aufstückelung der Spieltage zur Befriedigung der TV-Konsumenten, unfairer Relegationsmodus. Die Hardcore-Fans sehen eine zunehmende Entfremdung zwischen dem immer mehr zum Produkt gewordenen Fußball und den einfachen Anhängern. Keine Rolle spielt aktuell die Debatte um die Legalisierung von Pyrotechnik.

Von den organisierten Fans gab es zu den Ergebnissen des Treffens - wohl aufgrund eines selbst auferlegten Medienboykotts - keinen Kommentar. RB Leipzig, das den meisten Ultras als Feindbild gilt, war wie einige andere Klubs nicht eingeladen. Aufgrund solcher Vorbedingungen sagten unter anderem Eintracht Frankfurt, Borussia Mönchengladbach und der FC St. Pauli ihre Teilnahme ab. Auch einige Ultra-Gruppierungen waren nicht anwesend. Ende Juli waren in Dresden erstmals Ultras mit Funktionären des Deutschen Fußball-Bundes zusammengetroffen. Nun folgte der Austausch mit den Klubs. Regionalligist Lok Leipzig wolle in jedem Fall am nächsten Ultra-Treffen teilnehmen, hieß es auf LVZ-Anfrage.

Dresdner Mottofahrt nach Karlsruhe Anstoß für Gespräche

In die Wege geleitet wurden die Gespräche durch eine martialische Mottofahrt der Ultras Dynamo zum Ende der vergangenen Zweitligasaison. Unter dem Slogan „Krieg dem DFB" waren rund 2000 Dresdner Anhänger im Militäroutfit nach Karlsruhe gefahren, wo es auch zu Ausschreitungen gekommen war. Andere Fanszenen hatten die Aktion zu Beginn der neuen Saison aufgegriffen und unter den Mottos „Fick dich, DFB" und „Was uns an euch stört" mit Protestplakaten, -gesängen und -choreografien ihren Unmut über den Verband kundgetan. In der Zukunft sind weitere Treffen geplant, auch wenn in Erfurt laut „Thüringer Allgemeine" noch kein neuer Termin vereinbart wurde. Der Dialog soll in jedem Fall fortgeführt werden.

Thomas Fritz

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