Bisher habe ich mich bei dem Thema "mehr Frauen auf den Bühnen" zurückgehalten, weil ich mich bewusst nicht öffentlich an diesen Gender-Diskussionen beteiligen wollte. Aber natürlich ist das ein Thema, das auch mich seit längerem beschäftigt. Jetzt haben wir Mitte 2013 - viel zu wenig hat sich getan, was mich nun zu diesem Blogbeitrag bewogen hat.
Ein Rückblick
Angekommen ist bei mir die Diskussion und damit auch die Thematik als solches – erst -, als Agnieszka Krzeminska von dem Digital Media Women im November 2012 einen offenen Brief an die Social Media Economy Days verfasste. Eine Social Media Veranstaltung mit 100% männlichen Referenten. Ich habe mir ehrlich gesagt vorher nie groß Gedanken gemacht, da es mir hauptsächlich auf Inhalte von Vorträgen ankam und ankommt.
Dieser offene Brief führte zu einer angeheizten Diskussion auf Google+ - maßgeblich befeuert durch ein öffentliches Posting von Mirko Lange.
Einmal sensibilisiert fing ich an, dieses Verhältnis zu beobachten. Sei es auf Seminaren (pro Jahr habe ich ca. 200 Teilnehmerkontakte) oder auf diversen Online-Veranstaltungen als Gast, Moderatorin oder Vortragende. Ohne es gezählt zu haben, sind meines Eindrucks nach mindestens die Hälfte der Teilnehmenden weiblich, wenn es um Marketing oder “Social Themen” geht. In den letzten IHK-Zertifikatslehrgängen (Online-Marketing, Social Media) waren von 15 Teilnehmern max. 2-3 Männer. Das bedeutet Frauen sind sehr an den digitalen Themen interessiert und auch stark in dem Bereich beruflich vertreten, aber die Rampensäume der digitalen Welt sind immer noch Männer. Das stört mich persönlich, da es suggeriert, dass es hauptsächlich Männer sind, die Ahnung und Expertenwissen haben. Hinzukommt, dass die Veranstalter die Zielgruppe (der Teilnehmerinnern) nicht optimal ansprechen. Wenn wir nun mal ca. 50:50 auf der Welt sind, geht es eben nicht, dass manche Tätigkeiten, Funktionen oder ähnliches nur von einem Teil der Gesellschaft ausgeführt werden. Das Problem besteht branchenübergreifend, wie z.B. der heute erschiene Spiegel Artikel aufzeigt, dass zwar mittlerweile die Anzahl der Frauen in technischen Berufen steigt, Role Models auf Managementebene aber Fehlanzeige sind. Ein guter Anfang ist also sie Sichtbarkeit der Frauen in den Branchen und da sind die Bühnen der digitalen Veranstaltungen doch genau richtig.
Auf den Online Marketing Rockstars im Februar diesen Jahres übrigens hervorragende inhaltliche Veranstaltung) habe ich mich (als Teilnehmerin) das erste Mal ernsthaft daran gestört, keine einzige Frau auf der Bühne zu sehen. Sorry, ich vergaß – es waren Frauen im Blickfeld: als Glücksfeen von Kiezgröße Kalle Schwensen, im Orga-Team oder als Hostessen. Was mich zu meinem Tweet bewog, der sich leider keiner weiteren Aufmerksamkeit erfreute.
Meine eigenen Erfahrungen in der Veranstaltungsplanung
Ich selbst habe die fachliche Verantwortung für mehrere Konferenzen, die ich gemeinsam mit der Veranstaltungsleitung Nicole Rüdlin, Neue Mediengesellschaft Ulm, organisiere und auch moderiere. Ich sage nicht, dass es einfach ist die geplanten Themen und Cases mit ausreichend weiblichen Referentinnen zu besetzen und man muss hin und wieder ein bißchen länger recherchieren. Es geht auch nicht um Quoten oder 50:50 – sondern im ersten Schritt um mehr Frauen auf den Bühnen.
Im September findet die jährliche Social Media Conference statt und ich habe am B2B-Tag von elf Referenten dieses Mal vier Frauen dabei. Eine Verbesserung zur Online B2B Conference im Februar 2013 mit zwei Frauen von elf Vortragenden. Ich muss, wie viele andere auch, lernen, den Mix bei der Planung zu beachten da es mir vor allem um eins geht: passende Themen und die Qualität der ReferentInnen.
Kein Ding der Unmöglichkeit
Es ist keine unmögliche Aufgabe, wie auch die Digital Marketing & Media Summit mit ihrem Referentenmix zeigt. Außerdem gibt es Unterstützung, wenn jemand gezielt nach weiblichen Speakerinnen sucht – z.B. die Women Speaker Foundation oder die Speakerinnen Datenbank der Digital Media Women.
Aktualität des Themas
Letzte Woche stolperte ich über die Online-Marketing Konferenz Lüneburg mit – bisher – ausschließlich männlichen Referenten, wo trotz Hinweis bisher nicht viel passiert ist.
Insgesamt tut sich ja was, aber noch nicht genug, wie die obige Veranstaltung zeigt. Passend dazu kam am Montag der Newsletter der Digital Media Women mit der Ankündigung des nächsten Themenabends.
Während mein Blogartikel in der internen Korrekturschleife war, wurde der Themenabend bereits veröffentlicht. Hier geht’s zur (kostenfreien) Anmeldung.
Schlussworte und Appell
Ich unterstelle keinem eine böse Absicht “nur Männer” auszuwählen. Im Gegenteil, das passiert häufig automatisch (aus eigener Erfahrung) – zumal sich einfach mehr Männer bei call for papers melden. Daher hilft es in meinen Augen nur, das Thema so lange zu thematisieren, bis es im Bewusstsein aller angekommen ist. Das war im übrigen auch die Entscheidung für diesen Blogbeitrag: meinen Teil dazu beizutragen.
Zu guter Letzt noch der Wunsch an die Organisatoren von (Online-) Veranstaltungen, bewusst mit dem Thema umzugehen und der Appell an alle Speakerinnen oder die, die es noch werden wollen: Call for papers ist ein call for action und die Zeit könnte nicht besser sein!