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Schützenhilfe von Herrn Habeck

Grünen-Chef Robert Habeck (Mitte) im Gespräch mit Landtagskandidatin Nina Eisenhardt und Bürgermeister Dennis Grieser. Foto: Sven Westbrock

Ende Oktober ist Landtagswahl. Für die Grünen ins Parlament will Nina Eisenhardt. Unterstützung aus ihrer Partei bekommt sie von ganz oben. Grünen-Chef Robert Habeck (Mitte) im Gespräch mit Landtagskandidatin Nina Eisenhardt und Bürgermeister Dennis Grieser.
Rüsselsheim. Auf die großen Gäste muss man schon mal warten. Doch die paar Minuten Verspätung sind schnell vergessen, als Robert Habeck Mittwochmittag am Mainvorland ankommt. Statt norddeutsch-reserviert gibt sich der Bundesvorsitzende der Grünen betont nahbar. Händeschütteln, freundlich lächeln, für Fotos posieren - das volle Programm von Anfang an. Begleitet wird Habeck von Nina Eisenhardt. Mit Listenplatz 15 hat Eisenhardt, Jahrgang 1990, gute Chancen, Ende Oktober in den hessischen Landtag gewählt zu werden. Damit sie noch etwas besser werden, ist Habeck da. Dass sie eigentlich für den benachbarten Wahlkreis Groß-Gerau II antritt? Geschenkt. 
Eindruck vom Fluglärm


Für Habeck sind die anstehenden Landtagswahlen in Hessen und Bayern Gelegenheit für die Grünen von einer „gut organisierten Milieupartei" zu einer Partei zu werden, die größere Bevölkerungsschichten erreichen kann. In Hessen sieht es diesbezüglich ziemlich gut aus. Eine Umfrage sah die Grünen jüngst bei 17 Prozent. Eisenhardt verfolgt das ganz genau. „Wenn wir 13 Prozent bekommen, könnte es für mich reichen", hat Eisenhardt sich ausgerechnet.


Mit seinem Besuch kann Habeck, wie er sagt, „schon jetzt Kontakte zur Bundesebene vermitteln". Nützlich dürften diese etwa bei dem Thema sein, das der Grund für die Verspätung der beiden ist: Fluglärm. Einen Eindruck von diesem vermittelte Eisenhardt zuvor in Raunheim dem Grünen-Bundesvorsitzenden, der damit schon als Umweltminister in Schleswig-Holstein zu tun hatte. Um in Berlin auf den Fluglärm im Rhein-Main-Gebiet aufmerksam zu machen, gibt sie Habeck später noch einen Brief mit.

Für Fluglärm hätten die beiden allerdings gar nicht nach Raunheim fahren müssen. Denn auch über dem Rüsselsheimer Mainvorland setzt gerade ein Flieger zur Landung an, während Bürgermeister Dennis Grieser und noch ein paar weitere Grünen-Politiker sowie Künstler begrüßt.


Heimat und Flucht


Letztere haben auf dem dortigen Kunstpfad Werke geschaffen, die sich mit zwei zentralen gesellschaftlichen Themen befassen: Heimat und Flucht. Bei dem einen mit dem Titel „Heimat" des Nauheimers Mario Hergueta handelt es sich um eine Skulptur aus rostigem Stahl, bei der die namensgebenden Buchstaben ineinander verkeilt sind. So ergeben sich beim Betrachten immer wieder neue Perspektiven. „Heimat hat im 21. Jahrhundert nichts Deutschtümelndes mehr. Sie ist demokratisch, freiheitlich und vielfältig", macht Grieser deutlich.


Ein paar Meter weiter steht die graue Betonbank mit dem englischen Titel „Where am I? As if in a dream . . . Did we arrive?". Erschaffen wurde sie vom Frankfurter Künstlerpaar Özlem Günyol und Mustafa Kunt. Mit Habeck sprechen die beiden über die Bedeutung der Skulptur. „Es geht nicht um die Flucht selbst, sondern um das Ankommen an einem neuen Ort", erläutert Günyol auf Englisch. Habeck betont, wie wichtig er den kulturellen Diskurs findet. „Da geht es nicht um 10 000 Euro mehr oder weniger für ein Theater, sondern darum, gesellschaftliche Debatten zusammenzuführen", betont er.

Von der Debatte um die Kosten für den Kunstpfad in Rüsselsheim scheint der oberste Grüne nichts mitbekommen zu haben. Sven Westbrock

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