taz: Mehr als jeder Zweite in Deutschland fühlt sich gestresst. So das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Techniker Krankenkasse (TK) aus dem Jahr 2016. Aber was, Herr Stoff, ist eigentlich Stress?
Heiko Stoff: Der Begriff an sich ist tatsächlich sehr unscharf. Bei der Frage, was Stress ist, kommt es daher auch darauf an, wen man fragt. Für Evolutionsbiologen ist Stress in der Regel ein typisches Reiz-Reaktions-Muster, ohne das der Steinzeitmensch nicht überleben konnte. Das heißt, stand ihm in der Wildnis ein Säbelzahntiger gegenüber, löste das einen Schreck aus und sein Herz schlug schneller. Der Körper war also in Alarmbereitschaft und bekam das Signal: „Renn weg!" Oder: „Mach dich kampfbereit!" Wer in so einer Situation nicht gestresst war, sondern gechillt sitzen blieb, wurde gefressen.
Frei nach dem Motto: Nur der Gestresste überlebt.
So wird es zumindest evolutionsbiologisch erzählt. (...)