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Die perfekte Bewerbung: Was wirklich entscheidend ist

Sie suchen einen Job und brauchen Tipps für die Bewerbung? Personaler verraten, worauf es bei Anschreiben, Lebenslauf und Interview ankommt.


Es ist ein großer Schritt, der manche überfordert: die Bewerbung beim Traumunternehmen. Recruiter und Personaler großer Unternehmen sagen, worauf es bei der Bewerbung zu achten gilt.


Worauf kommt es bei den Bewerbungsunterlagen an?

Bei der klassischen Bewerbungsmappe, aber auch online gilt: Weniger ist mehr. „Der Lebenslauf sollte übersichtlich und aussagekräftig sein", rät Caroline Staudinger, Vice President Talent Management & HR Management der Kion Group. Birgit Huber sucht für das Pharmaunternehmen Sanofi nach passenden Mitarbeitern. Wenn eine neue Bewerbung auf ihrem Schreibtisch landet, achtet sie zunächst darauf, ob die Unterlagen vollständig sind. „Nur so können wir einen ersten und möglichst umfassenden Eindruck vom Bewerber oder der Bewerberin gewinnen."


Was ist das wichtigste Dokument jeder Bewerbung?

Kerstin Wagner leitet die Personalgewinnung der Deutschen Bahn - einem Unternehmen, bei dem sich jedes Jahr rund 400.000 Menschen bewerben. Sie sagt: „Der Lebenslauf ist am wichtigsten, da schauen unsere Recruiter genau hin." Allen befragten Personalern sind vollständige, gut strukturierte und lesbare Lebensläufe wichtig. Die allerdings sollten nicht zu lang sein: Zwei DIN-A4-Seiten sind genug.


Schadet die sechsmonatige Asienreise oder der Abbruch des Studiums?

In der Regel nicht, für viele Unternehmen sind Lücken im Lebenslauf kein Ausschlusskriterium. Aber: Bewerber sollten diese Lücken kommentieren und keinen Raum für Spekulationen lassen, rät Huber von Sanofi. „Auch Richtungswechsel und längere Auszeiten lassen sich erklären und machen die Persönlichkeit der Bewerber interessant."


Welche Rolle spielen Zeugnisse oder Arbeitsproben?

„Noten sind wichtig, aber nicht das allein ausschlaggebende Kriterium", sagt Astrid Hock-Breitwieser. Als Talent Brokerin sucht sie Nachwuchs für die Commerzbank. Vorteilhaft sei außerdem, wenn es Bezugspunkte zwischen der Stelle, dem Lebenslauf und bereits erworbener Berufserfahrung gebe. „ Zeugnisse früherer Arbeitgeber sind für uns vor allem deshalb wichtig, weil hieraus unter anderem spezifische Fachkenntnisse und besondere Fähigkeiten des Bewerbers, der Bewerberin hervorgehen", sagt Hock-Breitwieser.


Welche Fähigkeiten braucht man außer Fachwissen?

Besonders begehrt ist, wer nicht nur Fachwissen hat, sondern auch individuell und kreativ ist. „Wenn etwa ein Bewerbungsschreiben mit einem Zitat eines Denkers oder einer bekannten Persönlichkeit beginnt, das den Charakter des Bewerbers widerspiegelt, sticht das aus der Menge der Bewerbungen deutlich heraus", sagt Uwe Wulf, Sprecher der DZ-Bank.


Und wie sieht's im Internet aus?

Neben Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen wird die Selbstdarstellung in den sozialen Netzwerken immer wichtiger. Auf dem Karrierenetzwerk Xing können sich Bewerber inzwischen bei vielen Unternehmen mit nur einem Klick bewerben. Wer dort angemeldet sei, sollte sein Profil immer aktuell halten und insbesondere für potenzielle Arbeitgeber interessant gestalten, empfiehlt die DZ-Bank.


Aber auch die beste Darstellung im Internet hilft nicht, wenn das Bewerbungsgespräch schiefgeht.

Kerstin Wagner von der Deutschen Bahn rät deswegen zu einer intensiven Vorbereitung: „Man sollte Antworten parat haben auf Fragen wie: Warum will ich genau diesen Job machen? Was sind meine Ambitionen?" Bewerber sollten sich außerdem ihre eigenen Kompetenzen bewusst machen. „Wissen, was man will und wissen, was man kann - das sind die zwei wichtigsten Säulen für ein gutes Bewerbungsgespräch", sagt Wagner.

Martina Kunze, die als sogenannter Talent Acquisition Expert für das Chemie- und Pharmaunternehmen Merck arbeitet, rät Bewerbern, authentisch, respektvoll, offen und selbstreflektiert aufzutreten.


Geld, Urlaub, Kinder - welche Frage sollte der Bewerber nicht stellen?

Für Fraport sei wichtig, dass Bewerber im Gespräch alle nötigen Informationen erhielten, um sich ein Bild von der offenen Stelle zu machen, sagt Vanessa Blickhan-Hain, Personalreferentin von Fraport. „Dabei sind alle Fragen erlaubt."


Sollte ich mich auch auf Stellen bewerben, für die ich nicht alle Anforderungen erfülle?

Ja, der Industriedienstleister Bilfinger fordert von Jobinteressierten sogar „Mut zur Lücke". „Bewerben Sie sich ruhig auch auf Stellen, deren Anforderungsprofil Sie noch nicht zu 100 Prozent erfüllen", sagt Steffen Straub, Leiter der Personalentwicklung. Auch bei Merck freut man sich über Querdenker: „Wir wollen vor allem neugierige Köpfe mit Potenzial für uns gewinnen", sagt Recruiterin Martina Kunze.


Was geht gar nicht?

„Bitte kein ‚Copy and Paste' von Bewerbungsschreiben aus den entsprechenden Internetforen", sagt Wulf von der DZ-Bank. „Tabu sind negative Bemerkungen über ehemalige Arbeitgeber oder Kollegen", so Merck-Recruiterin Martina Kunze.


Was verändert sich?

Alternativen zum klassischen Anschreiben werden wichtiger. „Das können zum Beispiel asynchrone Video-Interviews bei der Auswahl von Trainees sein", berichtet Tobias Bartholomé, der für Recruiting bei der Lufthansa Group verantwortlich ist. Dabei beantworten Bewerber Fragen zeitversetzt - also zu einer Zeit und an einem Ort ihrer Wahl, zum Beispiel zu Hause vor ihrer Webcam.


Der Tipp zum Schluss:

„Der Kern des Wortes ‚Bewerbung' ist ‚Werbung'", sagt Daniel Hundt. Der Leiter der Personalabteilung des Gesundheitsunternehmens Fresenius empfiehlt Jobsuchenden, die eigenen Stärken und Motivation auf die konkrete Position bezogen klar herauszustellen. „ Machen Sie deutlich, warum Sie der beste Kandidat für die Position sind. Seien Sie dabei jedoch, im eigenen Interesse, immer ehrlich und authentisch."

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