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Die Strahlkraft der Maifestspiele in Wiesbaden

Das internationale Festival rückt Mozart in den Fokus und lockt Stars - trotz Budgetsorgen.


Sven Gerich gab sich locker und gelöst. Der scheidende Oberbürgermeister präsentierte am Donnerstag im Wiesbadener Staatstheater das Programm der Internationalen Maifestspiele 2019. Es sei das wichtigste Kulturereignis der Landeshauptstadt, sagte Gerich, der nach Korruptionsvorwürfen bei den nächsten Wahlen nicht mehr antreten wird. Seinen Nachfolgern auf der politischen Bühne riet er, sich nach den Maifestspielen 2019 „ins stille Kämmerlein zurückzuziehen" und darüber nachzudenken, ob das Budget für die einmonatigen Festspiele ausreiche. „Ein bisschen mehr könnte es schon sein", sagte Gerich.

Das Programm der Maifestspiele sei tatsächlich mit „heißer Nadel gestrickt", sagte Uwe Eric Laufenberg, der Intendant des Hessischen Staatstheaters. Im vergangenen Jahr habe es eine „wirkliche Lücke" im Budget gegeben. „Aber wir bemühen uns, das Programm zusammenzuhalten", betonte Laufenberg.


Auch Bernd Fülle forderte ein Nachdenken über die Frage, was man mit den Internationalen Maifestspielen erreichen wolle. Für die kommenden Festspiele rechnet der Geschäftsführende Direktor des Staatstheaters mit Ausgaben von rund 1,66 Millionen Euro. Davon trägt die Stadt Wiesbaden 545 000 Euro. Ticketverkäufe sollen 924 000 Euro in die Kassen spülen. Der Rest komme vom Land Hessen, dem Förderkreis der Internationalen Maifestspiele und dem Kulturfonds, sagte Fülle.

Trotz der Sorgen um das Budget betonten am Donnerstag alle Sprecher die Strahlkraft der Maifestspiele. So steht am 24. Mai der Dirigent George Petrou am Pult des Orchesters. Er wurde bereits für einen Grammy nominiert und mit einem Echo ausgezeichnet. Als Musikalischer Leiter bringt Petrou „La Donna del Lago" nach Wiesbaden. Die opulente Oper basiert auf einer Erzählung des romantischen Dichters Walter Scott. In der Inszenierung des Countertenors Max Emanuel Cencic, der seinerseits zahlreiche Preise gewonnen hat, träumt sich die schöne Elena aus dem Sessel ihres großbürgerlichen Salons in ein goldgerahmtes Monumentalgemälde voller Natur, Erotik und Liebesleid.


Das umfangreiche Programm steht in diesem Jahr unter dem Motto „Die Stille dazwischen" und rückt Wolfgang Amadeus Mozart in den Mittelpunkt. Kunst und Stille hätten etwas Grundlegendes gemeinsam, sagte der Intendant Laufenberg. Beide öffneten Räume, in denen Menschen etwas Neues über sich erfahren könnten. „Und in diese Räume wollen wir hinein." Neben Opern wie „Don Giovanni", „Salome" oder „Madame Butterfly" warten Schauspiel, Ballett und ein Jugendprogramm auf die Besucher. So liest etwa der Schauspieler Sebastian Koch „Die Kreuzersonate" von Leo Tolstoj.

Eröffnet werden die Festspiele mit einem Mozart-Doppel: Die aufeinander folgende Aufführung der Opern „Idomeneo" und „La Clemenza di Tito" sei nicht ungewöhnlich, berichtete Laufenberg. In beiden Opern gehe es schließlich um Herrschaftsformen und Machtsysteme. „Mit ‚Idomeneo' blicken wir von außen auf die Folgen von Kriegen und Katastrophen", so Laufenberg weiter. In „La Clemenza di Tito" betrachte man dagegen die Machtzentrale von innen.


Die beiden Mozart-Opern bilden eine Klammer am ersten Festspielwochenende. Zwischen ihren Aufführungen wird der Salzburger Musiker und Komponist in einem 24-stündigen Nonstop-Programm gefeiert, wie Laufenberg ankündigt. Natürlich könne man in dieser Zeit auch nur einzelne Aufführung besuchen, scherzte der Intendant, „aber sich von Mozart wecken zu lassen wird ja immer wieder empfohlen".


INFOBOX

Die Internationalen Maifestspiele finden vom 30.4. bis 31.5. im Wiesbadener Staatstheater statt. Die Oper „Idemeneo" premiert am 30.4. um 18.30 im Großen Haus. Am 1.5. wird „La Clemenza di Tito" gezeigt, am 2.5. „Don Giovanni". „La Donna del Lago" ist am 24.5. um 19.30 Uhr zu sehen. Alle Aufführungen unter www.maifestspiele.de. Der Vorverkauf beginnt am 15. Februar, 15.30 Uhr. Karten an der Theaterkasse, telefonisch unter 0611 / 132 325, online unter www.maifestspiele.de.

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