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Aachen: Soziale Handy-App: Mit Koalas einen neuen Partner finden

7. September 2017



Zwei Menschen treffen aufeinander und finden sich sympathisch. Trotzdem wirkt es zu aufdringlich, den anderen direkt nach der Handynummer zu fragen. Ein Dilemma, dem der 19-jährige Adrian Bolz mit seiner Coala-App Abhilfe schaffen will. Der App-Erfinder ist der Meinung: „Die Deutschen haben beim Kontakteknüpfen einfach einen Stock im Hintern. Das Kennenlernen muss einfacher werden."


Dafür hat der Student des Rettungsingenieurwesens mit vier Freunden die Coala-App entwickelt. Mit dieser können die Benutzer kostenlos ganz besondere Visitenkarten bestellen. Auf den Karten zu sehen: Ein QR-Code und ein Koala-Kopf. Letzteren gestaltet der Nutzer selbst. Er kann dem Tier beispielsweise eine Schleife auf den Kopf setzen oder ihm einen Schnauzer verpassen.


„So ergibt sich bei der Übergabe der Karte gleich ein Gesprächsthema. Jeder fragt sofort, warum er bitteschön eine Koala-Visitenkarte bekommt", sagt Bolz. Der auf diese Weise neu gewonnene Bekannte scannt den QR-Code mit seinem Handy. Er wird dann über die App in einen Chat mit dem Kartenbesitzer geleitet und kann so Kontakt halten − sofern er das möchte. „Das Tolle ist: Die Koala-Karten sind ganz unverbindlich", sagt Bolz. Die Nutzer könnten zunächst eine Weile anonym über die App schreiben und dann entscheiden, ob sie ihre Nummer weitergeben möchten.


„Etwa 150 Nutzer haben wir bisher", sagt Bolz. „Diesen Sommer lief es richtig gut, da hatten wir sogar Einnahmen durch Werbung." Bisher seien das nicht mehr als 15 Euro im Monat gewesen. Das Ziel sei, mehr Geld mit der App zu verdienen. Aktuell arbeite die Gruppe an Verbesserungen und einer Version für das iOS-Betriebssystem. Denn auf Apple-Geräten kann die App bisher nicht genutzt werden.


Bolz ist zuversichtlich, dass die App ein Erfolg wird. Er sieht einen Bedarf: „Im Berufsleben zählen nicht nur Abschlüsse, sondern vor allem Kommunikation und Kontakte." Besonders in Aachen gebe es trotzdem viele Studenten, die schüchtern und zurückgezogen seien. „In technischen Fächern wird Kommunikation nicht trainiert, da wird vor dem Bildschirm gearbeitet." Für solche Menschen möchte er das Kontakten leichter und lustiger machen. Außerdem wollte er nicht noch eine App entwickeln, über die sich Fremde zuerst virtuell begegnen. „Wir möchten, dass die Menschen sich wieder persönlich kennenlernen", sagt Bolz.


Bleibt nur noch die Frage: Warum Koalas? „Es gibt niemanden, der Koalas nicht süß findet. Außerdem schlafen sie lange − damit kann sich fast jeder Student identifizieren."


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Elf Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) nehmen die Aachener Region unter die Lupe. Die Studenten nehmen an dem Journalistenförderprogramm (Jona) der Stiftung teil und erhalten in diesem Rahmen in ihren Semesterferien Fortbildungen in Fotografie, in Print- und Radiojournalismus. Unter dem Oberthema Spannungen suchen sie sich Geschichten in der Region und berichten darüber. Die Aachener Zeitung begleitet das Projekt.

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