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La moto, la libertad

Ich schließe mein Visier. Der Motor springt an und heult auf. 3, 2, 1, und los! Der Sonne entgegen. Meine Haare wehen im Wind, ich schmiege mich an die Maschine. Das Motorrad beschleunigt, ich fahre an Bäckereien und Bushaltestellen vorbei. Familien sitzen auf ihrer Terrasse, grillen und hören Salsa-Musik.

Das ist eine von vielen möglichen Momentaufnahmen kolumbianischen Lebens im Alltag. Doch bei uns in den Nachrichten hört man von Brandrodung im Amazonasgebiet, Drogen, Gewalt, Korruption. Es gibt durchaus auch Dokus über brasilianischen Karneval oder Reisen mit dem Motorrad quer durch den Kontinent. Aber nicht immer ist die Berichterstattung, die wir erhalten, nah an den Menschen vor Ort. Sie sind im Bild, aber sie erzählen nicht ihre eigene Geschichte.

Dies ist Teil meiner Motivation diesen Blog zu führen. Ich will die Erfahrung aus meinem Leben und Studium teilen, da ich zu 99 Prozent andere Erfahrungen mit Menschen aus anderen Kulturen gemacht haben, wie es im Westen Vorurteile über sie gibt. Ich werde versuchen so oft wie möglich betroffene Menschen durch Interviews selbst zu Wort kommen zu lassen.

Ich habe vor einigen Jahren in Kolumbien gelebt und gearbeitet, Spanisch hatte ich bereits in der Schule gelernt. Somit gibt es zwischen den Kolumbianer*innen und mir keine sprachlichen Hürden. Während meiner Zeit dort habe ich viele Freundschaften fürs Leben geschlossen, oft fühlte ich mich als Teil der Familie. Die Kolumbianer*innen, wie ich sie kennengelernt habe, sind großzügig, offenherzig und hilfsbereit. Das Leben ist dennoch hart, die Armen sind sehr arm und die Reichen sehr reich. Es ist wichtig, immer gepflegt auszusehen. Selbst wenn es durch die Decke tropft in deiner Wohnung wirst du auf der Arbeit immer, wirklich immer, im strahlend weißen Hemd erscheinen.

Für viele Menschen ist jeder Tag ein Kampf ums Überleben. Man weiß nicht ob der Job sicher ist, ob die Regierung hält was sie verspricht, ob es weniger Arbeitslose gibt und oft damit auch weniger Gewalt.

Ich habe in Cali gelebt, da wird getanzt. Eigentlich tanzen caleños immer, bis auf der Beerdigung. Man genießt den Moment, in dem alles in Ordnung ist, in dem man sich nicht sorgen muss. Es ist diese Lebensfreude, die mich angesteckt hat. Immer das Gute noch am düstersten Tag zu sehen, und weiterzumachen, ohne zu wissen, was kommt. Dann lasst uns uns doch eine große Scheibe von der Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft und Lebensfreude der Kolumbianer*innen abschneiden. Denn das ist auch was uns zusammenhält in schweren Zeiten wie jetzt, oder?

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