Ohne Sylvia Rothblum käme Batman nicht ins deutsche Fernsehen. Wer ist die Frau, die acht Sprachen spricht und für Warner Bros. Hunderte Millionen Dollar umsetzt?
Sie weiß, es gibt nicht den Mann an sich. Sie kann zwischen solchen und solchen unterscheiden. Zwischen denen, die ein Problem mit ihr haben, und denen, die sich nicht beklagen können.
Sylvia Rothblum (57) ist Vizepräsidentin bei Warner Bros., eine Spitzenkraft der Branche, eine der mächtigsten Figuren der Fernsehindustrie im deutschsprachigen Raum. Sie spricht acht Sprachen, auch Mandarin und Hebräisch. Und sie muss gut sein in ihrem Job. Mit zusammengebissenen Zähnen loben die durchweg männlichen Kollegen Rothblums einzigartige Durchsetzungsfähigkeit und Führungsstärke. Auch an ausführlichen Belobigungen ihrer Ehrlichkeit und ihres Charmes fehlt es nicht. Eigenartig, dass außerhalb des Flimmergeschäfts kaum jemand von dieser Ausnahme-Managerin weiß.
München, Prinzregentenstraße 66, eine noble Adresse, mit gebohnerten Treppen hinter der neoklassizistischen Fassade. Eine Warner-Mitarbeiterin öffnet die Tür zum Konferenzzimmer.
Nichts Besonderes, ein Fernsehgerät, zwei schwarze Ledersofas, eine mächtige, vier Meter breite Regalwand mit DVDs bis unter die Decke. Die ganze versammelte Marktmacht von Warner Bros., dem größten Studio Hollywoods. Umsatz: 11,7 Milliarden Euro, Betriebsergebnis: 1,3 Milliarden Euro. Alles schön ordentlich von A bis Z sortiert, von „A Dirty Shame“ bis „Zwei vom alten Schlag“.
Auftritt Sylvia Rothblum. Sie ist groß, schlank. Sie ist sehr blond, ihr Pullover sehr grün, ihre Hose sehr schwarz, sehr eng, ihre Schuhe sehr hoch. Pfennigabsätze. Am Handgelenk klimpern fünf goldene Armreifen.
Die Geschäfte laufen nicht schlecht. Jedenfalls nicht bei Warner Bros. in der Prinzregentenstraße. „Bei uns“, sagt Sylvia Rothblum, „war die Nachfrage noch nie so groß.“
Sie verkauft Programmware – Filme, Serien – an Fernsehsender in Deutschland, den weltweit drittgrößten TV-Markt hinter den USA und Japan. Zuständig ist sie auch für den Bedarf in Österreich, in der Schweiz und Israel sowie für Anbieter wie Netflix oder Amazon Prime. Kein „Harry Potter“ ohne Rothblum in Deutschland, kein „The Dark Knight“, „The Big Bang Theory“ oder „Two and A Half Man“.
Rothblum ist in heiterer und gelöster Stimmung, und warum auch nicht: Im vergangenen Oktober hat sie für Warner zum ersten Mal seit 20 Jahren einen deutschen Lizenzvertrag verlängert: mit Pro Sieben Sat 1. Eigentlich wäre RTL an der Reihe gewesen – die Rechte wechselten bislang jedes Mal zwischen den beiden Kontrahenten hin und her.
Aber Rothblum ist ehrgeizig. Der „Hollywood Reporter“ berichtete, dass sie mit Pro Sieben Sat 1 „eine erhebliche Steigerung des Preises“ ausgehandelt habe. Die Umfänge ihrer Geschäfte, sagen Kenner, erreichten schnell mehrere Hundert Millionen Dollar.
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Zuerst erschienen in BILANZ 06/2016.
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