Widerstand gegen Donau-Kraftwerk schuf Grundlage für Nationalpark, Umweltgesetze und grüne Politik
8. Dezember 2019. Es ist Sonntag, gleichzeitig ein Feiertag in Österreich, Maria Empfängnis. Kurz vor der Brücke in die Au in Stopfenreuth stehen ein paar Menschen und warten auf weitere. Auf Einladung des Umweltdachverbandes, des Nationalpark Donau-Auen und "Fridays for Future" wollen sie eine kleine Wanderung in die Au machen. Günter Schobesberger, weißer Bart, schwarze Baskenmütze auf dem Kopf, trägt eine hellbraune Wolldecke über dem Arm. Sie ist 35 Jahre alt und hat mitgeholfen, dass die Stopfenreuther Au immer noch Au ist und nicht für das Kraftwerk Hainburg zerstört wurde. 200 Schilling habe diese Decke damals gekostet, erzählt der Au-Besetzungsveteran. 200 Stück davon habe er mit seinem eigenen Geld angeschafft, dazu 65 Militärschlafsäcke, 3000 Jutesäcke und ein paar tausend Quadratmeter Gewächshaus-Planen. Gerhard Heilingbrunner vom Umweltreferat der Österreichischen Hochschülerschaft kaufte weitere 500 Decken. Die Decken, Schlafsäcke und Planen dienten dazu, im bitterkalten Dezember 1984 die tausenden Menschen zu wärmen, die in die Au gekommen waren, um sie zu retten.
Am 8. Dezember 2019 scheint die Sonne, es hat acht Grad über Null, und keiner der Anwesenden möchte in der Stopfenreuther Au übernachten. Das ist auch nicht mehr nötig: Seit 27. Oktober 1996 ist sie Teil des 9600 Hektar großen Nationalpark Donau-Auen und steht damit unter Naturschutz. "Wir sind den damaligen Au-Besetzern dankbar", sagt Edith Klauser, die Direktorin des Nationalparks, die damals 11 Jahre alt war und die Au-Besetzung über das Fernsehen mitbekommen hatte. Heute sind auch quasi die Kinder der Kinder der Au-Besetzer dabei: Junge Menschen, die sich bei "Fridays for Future" für den Klimaschutz engagieren.