Es war ein Gänsehaut-Moment: "Wir sind wie ein neuer Baum in diesem Dorf", sagt einer der Bewohner des Flüchtlingsheimes am Holzheimer Weg in Worringen, er steht dabei neben einem großen selbst gemachten Plakat.
"Daher haben wir Ihnen einen großen Baum gemalt, auf dem alle unsere Nationen zu sehen sind." Der Familienvater hat allen Mut zusammengenommen und spricht vor den versammelten Bewohnern - und vielen Helfern des NETZwerks Flüchtlingshilfe Worringen, die heute zu Besuch sind. Der Arbeitskreis "Soziales" richtet an diesem Samstag (28.3.) ein Willkommens-Kaffee und -Kuchen aus.
Schon am Mittag beginnen die Helfer - unter Federführung von Wolfgang Esser - eine der Gemeinschaftsküchen zum Kuchenbüffet herzurichten. Die ersten der über 100 Bewohner der Container-Anlage werfen schon mal einen Blick auf das was kommt, und ihre Begeisterung ist sofort spürbar: Durch ein freudiges Grinsen auf dem Gesicht oder einfach durch freundliche Worte. Es ist wie in den ersten Tagen zuvor: Viele sprechen nicht unsere Sprache, aber die Verständigung klappt sofort. Spätestens wenn eines der Kinder einen anlächelt, dann weiß man: Wir sprechen doch irgendwie alle dieselbe Sprache.
Kaffee, Kuchen und tolle GesprächeSchnell entstehen erste Gespräche zwischen "alten" Worringern und den "neuen" Worringern. Es fällt keinem der etwa 20 Helfer schwer, sich mit den Menschen auszutauschen. Sozialarbeiter Herr Nellessen vom Träger SKM (Sozialdienst Katholischer Männer) hatte bereits angekündigt, sie würden gerne Kontakt mit uns aufnehmen - und genau so ist es. Kaum eine Familie lässt sich das Fest entgehen. Alle sind herzlich und offen, egal welches Alter, egal welcher Herkunft. Die Freude über die knapp zwei Dutzend verschiedenen leckeren Kuchen der Worringer, welche genüsslich verspeist werden, ist an diesem Nachmittag genau so groß wie die über die Gespräche untereinander.
Das NETZwerk bringt an einer Wand eine große Weltkarte an und bittet die Bewohner, ihre Herkunft mit einer Stecknadel zu markieren. Unglaublich, welche Entfernungen manche Familien auf sich genommen haben - eine Reise aus Kirgisistan, Pakistan oder der Mongolei führt einen rund um den Globus. Mit leuchtenden Augen erzählen einige der Menschen, was sie erlebt haben. Andere halten sich eher zurück - jeder so wie er mag. Man kann sich ausmalen, dass viele von ihnen keinen leichten Weg gegangen sind.
"Wir danken Ihnen sehr!"Das Highlight ist dann, als die Bewohner das selbstgemachte bunte Plakat präsentierten. "Wir sind erst seit etwa zehn Tagen hier, und wir alle lieben Worringen jetzt schon", erklärt der Familienvater vor der Gemeinschaft. "Immer wenn wir jemanden gefragt haben, haben wir sehr viel Hilfe erhalten. Da könnten Sie jeden hier fragen." Daher haben sie das Bild für die Worringer gemalt - um sie zu begrüßen. "Dieses Bild ist von uns für Sie. Wir danken Ihnen sehr!"
Von Sebastian Werner