Elisabeth T. Spira über den Abschied vom Quotenhit "Liebesg’schichten...", billiges und ordentliches Lob, ihre Furchtlosigkeit bei Interviews - und warum ein bissl Streiten in Beziehungen sein muss.
"Wiener Zeitung": Wieso hören Sie auf mit den "Liebesg’schichten und Heiratssachen"?
Elizabeth T. Spira: Ich bin mittlerweile 75 Jahre alt und leider nicht ganz gesund. Es ist anstrengend für mich. Ich hätte schon längst aufhören sollen.
Warum haben Sie weitergemacht?
Weil es Spaß macht - und auch für die Kollegen. Ich kann sie ja nicht im Stich lassen. Das ist immer mein Problem, dass ich niemanden im Stich lassen kann.
Wird es die Sendung ohne Sie geben?
Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich glaube nicht, dass es weitergeht. Es ist mittlerweile die 22. Staffel - und schön altmodisch geworden.
Sie haben einmal gesagt, der Grund, warum Sie Ihr ganzes Leben lang so viel und auch so lange gearbeitet haben sei Ihr Vater. Er sei nie stolz auf Sie gewesen.
Er war wahrscheinlich eh sehr stolz auch mich, aber das darf man nicht sagen. Und das geht auch so weiter, weil ich es auch keinem sage. Das habe ich von meinem Vater so gelernt - und das ist eigentlich ziemlich schlimm. (Lacht.)
Haben Sie diese Tradition bei Ihrer eigenen Tochter fortgesetzt?
Es gibt billiges Lob und ordentliches Lob. Und das billige Lob hat er sich erspart. Und das ordentliche auch manchmal. (Lacht.) Wenn man nicht loben gelernt hat, dann weiß man auch nicht, wann es notwendig ist. Ich habe zwar bei mir gewusst, wann es notwendig gewesen wäre. Aber bei meiner Tochter weiß ich es nicht so sehr.
Wenn man sich die "Alltagsgeschichten" und "Liebesg'schichten" ansieht, wirken Sie aber sehr empathisch. Manchmal reden Sie den Menschen nach dem Mund. Hat dieses fast Chamäleonhafte damit zu tun, dass Sie als Flüchtlingskind aufgewachsen sind?
Mit Sicherheit. Ich prüfe immer gleichzeitig, wer mein Gegenüber ist. Wahrscheinlich macht das jeder Flüchtling. Meine Eltern waren Flüchtlinge, ich bin in Schottland geboren worden. Gleich nach dem Krieg sind wir zurückgekehrt. Warum, habe ich nie wirklich verstanden.
Es ist niemand zurückgekehrt, außer der kommunistische Teil der Familie. Mein Vater und meine Großeltern waren Kommunisten und sind nach Wien zurückgekommen, da die Partei sie gerufen hat. Deswegen haben wir im Gymnasium Russisch gelernt.
Warum war das Anpassen so wichtig als Flüchtling?
Man muss wissen, wie die Anderen sind: Ob sie dir gefährlich sein könnten. Das ist ein Spiel. Noch dazu in einem Land, aus dem meine Eltern wegmussten. Da geht man eigentlich nicht mehr zurück. Schon als Kleinkind habe ich gewusst, dass wir anders sind. Was wir sind, habe ich allerdings erst später verstanden. Aber auf jeden Fall, dass wir anders sind.
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