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Condesa - Streifzug durch Mexikos Hipster-Viertel

Bunte Häuserfassaden und üppige Bepflanzung prägen das Bild in La Condesa. Foto: Sandra Weber

Design-Restaurants, Veggie-Bars, Hipster mit Dutt und Laptop: Was für Berlin der Prenzlauer Berg ist, ist für Mexiko-Stadt die Colonia Condesa. Must-have: Hunde aller Rassen und Größen. Ein Rundgang.

Condesa - das hört sich stolz und edel an. Der Name des Stadtviertels hat tatsächlich einen adeligen Hintergrund: Im 17. Jahrhundert gehörte das noch unbebaute Gebiet der spanisch-aztekischen Gräfin (spanisch: Condesa) von Miravalle. Das Viertel wurde erst ab dem Jahr 1902 gebaut, mit Anleihen an Jugendstil und Art déco, was das Bild des Stadtviertels bis heute prägt.

Condesa galt schon seit 1940 als Trendviertel von Mexiko-Stadt

Schon in den 40er- und 50er-Jahren war Condesa das Trendviertel der Stadt, bekannte Filmstars wohnten hier. Doch nach dem schweren Erdbeben von 1985 verließen die Schönen und Reichen die Zone. Viele Künstler, Intellektuelle und Musiker zogen in die verlassenen Häuser. Als Folge der Gentrifizierung ist „La Condesa" heute wieder eines der teuersten Pflaster der mexikanischen Hauptstadt.

Für ein WG-Zimmer blätterst du locker 400 Euro hin. Preise, die sich nur die gehobene Mittel- und die Oberschicht Mexikos, Europäer und Amerikaner leisten können. Dementsprechend sophisticated und multikulti geht's in Condesa zu.

In Condesa trifft grüne Ruheoase auf szenige Shops und Cafés

Inmitten der chaotisch-lauten Millionenmetropole ist „La Condesa" ein wahrer Ruhepool mit vielen Parks und weniger Verkehr als im Rest der Stadt.

Die von Bäumen gesäumten Straßen und Alleen laden zum Flanieren ein - vorbei an Restaurants, Boutiquen, Eisdielen, Taco-Ständen, Cafés, Büchereien, Galerien, Sportclubs und Yoga-Studios.

Viele Sehenswürdigkeiten gibt es nicht, die lebendigen Straßen mit ihrer Street-Art und üppigen Bepflanzung, die bunt-romantischen Häuserfassaden, die Parks und die vielen Cafés und Läden sind die Hauptattraktion. Ganz Condesa gleicht einem Freizeitpark mit unzähligen Möglichkeiten zum Zeitvertreib. Das beste: Du kannst alles fußläufig erkunden.

Entdecke Mexiko-Stadts Trendviertel zu Fuß

Gehst du die Avenida Amsterdam im Zentrum Condesas entlang, bemerkst du nicht gleich, dass du im Kreis läufst - manchmal erst dann, wenn dir plötzlich alles bekannt vorkommt. Tatsächlich stellt die kreisförmige Avenida Amsterdam eine Erinnerung an die Vergangenheit dar.

Hier lag die Pferderennbahn der Gräfin von Miravalle. Die Amsterdam umkreist den Parque México, das grüne kulturelle Herz des Viertels, und unterbricht das System der ansonsten schachbrettartig angelegten Straßen.

Hunde statt Pferde: Die Vierbeiner sind ein It-Piece in Condesa

Im weitläufigen Parque México, der durch seine Art-déco-Architektur und Bepflanzung mit Palmen, Zypressen und Bambusbäumen besticht, kannst du im Schatten der Urwald-Vegetation ein Eis essen, Kulturevents besuchen, auf einer der vielen Bänke ein Buch lesen, am See mit seinen Springbrunnen chillen, joggen oder einfach Leute und Hunde beobachten.

Letztere haben hier sogar ihren eigenen Hunderennplatz. Das Pferd wurde quasi durch den Hund ausgetauscht. Der markenbewusste Hipster wie auch der elegante Anzugträger stellt nicht nur trendy Klamotten zur Schau, sondern auch trendige Vierbeiner. Es scheint, auf jeden der 8,8 Millionen Einwohner der Ciudad de México kommen fünf Hunde.

Rings um den Parque México liegen viele Hotels und Cafés. Du hast die Qual der Wahl, wo du ein leckeres Frühstück genießen willst.

Keine zehn Gehminuten weiter wartet schon der nächste Park: Parque España. Neben Hunden, Hundebesitzern und Hundefreunden kommen hier vor allem Sportler auf ihre Kosten: Sportgeräte wie Crosstrainer, Hantelbänke und Rudergeräte laden zum kostenlosen Outdoor-Training ein.

Authentische mexikanische Küche zu kleinem Preis in der Markthalle

Danach hast du dir eine anständige, echt mexikanische Mahlzeit verdient. Wenige Gehminuten südlich vom Parque España findest du den Mercado Michoacán, eine kleine Markthalle.

Inmitten der bunten Obst- und Gemüsestände gibt's hier an den Essensständen die mexikanische Variante des Mittagstisches. Bei El Shaday bekommst du für schlappe 65 Pesos (umgerechnet drei Euro) eine Suppe, eine weitere Vorspeise und ein Hauptgericht.

Zum Beispiel Pollo en Mole Verde (Huhn in einer Soße aus mehr als 35 Zutaten wie Chilis, Schokolade, verschiedene Gewürze, Nüsse) und einen Riesenbecher erfrischenden Guaven-, Mango- oder Reiswassers. Ein echtes Schnäppchen inmitten der recht teuren Restaurants der Condesa! Und du erlebst gleich ein Stück mexikanische Essenskultur: Laut, fröhlich und kommunikativ geht's hier zu.

Wenn dir aber nicht nach mexikanischem Essen ist, dann findest du ringsherum alles. Von Sushi über Pizza bis Wok und Schnitzel mit Pommes und Doppelbock. Richtig gelesen: Im von einem Hamburger geführten Volksbier (im nahe gelegenen Stadtteil Navarte führt er ein zweites Restaurant) freut sich das deutsche Expat-Herz über die Auswahl - von Sauerkraut über Gewürzgurken-Auslese und Brezeln bis hin zu Große-Bengels-Würstchen.

Das Muss in Condesa: Der Bosque de Chapultepec

Westlich begrenzt der Bosque de Chapultepec die Condesa. Hier verbringst du aber am besten einen Tag, nein, besser eine Woche, denn dieser vier Quadratkilometer große Park birgt acht Museen, darunter das weltberühmte Anthropologische Museum, einen Vergnügungspark, einen Zoo, ein Schloss, einen botanischen Garten, Restaurants und Seen mit Bootsvermietung. Es ist ein Muss, DAS Naherholungsgebiet der Hauptstädter kennenzulernen.

Abends gibt's rund um den Mercado Michoacán ein breites Angebot an Ausgehmöglichkeiten. Schau in einer der Pulquerías oder Mezcalerías vorbei, zum Beispiel in der traditionellen La Botica Condesa oder im modernen Pub Los Necios.

Warum Condesa das perfekte Stadtviertel für Mexiko-Neulinge ist

Das Leben in der Colonia Condesa spielt sich in einer idyllischen Blase ab, die das europäisch anmutende Stadtviertel vom Rest der chaotischen Riesenstadt abgrenzt. Deshalb ist das hippe Viertel gut geeignet für Mexiko-Anfänger.

Fortgeschrittene werden die Bubble bald durchbrechen wollen, um den Rest der Megastadt und möglichst viele ihrer unterschiedlichen und um einiges „mexikanischeren" Viertel kennenzulernen - und selbstverständlich noch mehr Hunde aller Rassen und Größen.

Zuerst erschienen im August 2019

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