Mit den Fingern essen, auf den Boden spucken, lügen wie ein Weltmeister: Alles, was Pia Volk ihrem sechsjährigen Sohn zu Hause verbietet, ist auf einer monatelangen Asienreise auf einmal okay. Denn Manieren sind relativ - und manchmal relativ sinnlos.
"Mama, das macht man doch nicht!", flüstert mein sechsjähriger Sohn Paul mir ins Ohr. Die dunkelhaarige Frau vor uns hat gerade auf den Boden gespuckt. Die Dame neben uns hat ihre eigene Spuckflasche, in die sie immer wieder ihren rotgefärbten Speichel hineinlaufen lässt. Paul und ich sind auf Palau, einem Inselstaat im Pazifik, auf halbem Weg zwischen Japan und Australien.
Wir sind Gäste auf einer Zeremonie, an der ansonsten fast ausschließlich Frauen teilnehmen; es ist ein Reinigungsritual nach der Geburt des ersten Kindes. Es wird geredet und getanzt. Und vor allem werden jede Menge Betelnüsse gegessen. Betelnüsse haben nicht nur die beschwipsende Wirkung von einem Gläschen Sekt, sondern regen auch ungemein den Speichelfluss an.
Wir sitzen also zwischen einer Horde sabbernder Frauen: Jene am Rand der Gruppe spucken auf den Boden, der bereits von roten Placken übersät ist, die anderen haben ihre Fläschen dabei. Paul ist empört, denn auf den Boden spucken - das darf man nicht. So hatte er es zumindest mal gelernt, als wir noch in Deutschland waren.
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